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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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Gebärmutterhals erweitert und der Fötus chirurgisch entfernt. Ich bekam einen Termin für den nächsten Vormittag. Die ganze Nacht lag ich wach im Bett und streichelte die kleine Wölbung auf meinem Bauch, unter der ich das Baby mit dem stehen gebliebenen Herzen trug. Ich wusste zwar, dass es tot war, aber der Gedanke, dass er oder sie mir weggenommen werden würde, war …« Ich brachte es nicht über mich, den Satz zu beenden. »Es war eine furchtbare Nacht. Am nächsten Morgen weinte ich auf dem gesamten Weg ins Krankenhaus und während ich auf den Anästhesisten wartete. Und als ich aus der Narkose aufwachte, hörte ich als Erstes mein eigenes Schluchzen. Das Ganze kam mir so surreal vor. Für das Klinikpersonal ist das ein Standardeingriff, Berufsalltag. Für mich war es der schlimmste Tag meines Lebens.«
    Es war zum Verzweifeln – es gelang mir einfach nicht, angemessen zu beschreiben, was damals in mir vorgegangen war. Wie sollte ich Annie erklären, dass der Tod meines Babys sich anfühlte, als hätte sich der Verlust für immer in mein Herz gebrannt? Dass seither eine schwarze Wolke jeden meiner Gedanken vergiftete und alles erstickte, worüber ich mich früher hatte freuen können?
    »Ich weinte immer noch, als ich ein paar Tage später zur Nachkontrolle zu meiner Frauenärztin ging. Sie sagte mir, dass der Hormonspiegel meines Körpers in diesem Stadium der Schwangerschaft derselbe sei, den ich unmittelbar nach einer regulären Entbindung gehabt hätte. Ich nehme an, sie wollte mich damit trösten, dass meine Hormone ebenso verrücktspielten wie nach einer Geburt. Dann sagte sie noch, sie hoffe, dass ich mit jemandem sprechen werde, wenn ich das Bedürfnis danach hätte. Sie meinte natürlich einen Therapeuten. Aber ich wollte nicht darüber sprechen. Ich wollte niemandem davon erzählen. Ich wollte gar nichts tun. Also kündigte ich meinen Job und zog wieder zu meinen Eltern.
    Und dann sah ich dich auf der Benefizparty meiner Mutter und aß einen deiner Cupcakes, und irgendwie ging es mir da zum ersten Mal ein kleines bisschen besser. Es war ein erster kleiner Schritt zurück in die Normalität. Zumindest glaubte ich das.«
    Ich zuckte die Schultern, und schließlich füllten sich meine Augen mit Tränen. Meine Kehle war wie ausgetrocknet, als hätte ich stundenlang geredet. Erst jetzt fiel mir auf, dass Annie meine Hand genommen hatte und sie fest in ihrer hielt. Auch ihr standen Tränen in den Augen.
    »Ach, Julia«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    Ich wünschte mir, dass es endlich vorbei wäre, doch eins musste ich Annie noch sagen. »Und dann«, sagte ich matt, »fing ich an, mich ab und zu mit Jake Logan auf ein paar Drinks zu treffen. Wenn wir zusammen waren, fühlte ich mich wieder wie die Julia von früher – selbstbewusst und stark und … durch nichts zu erschüttern. Es war egoistisch. Aber ich schwöre dir, dass ich zu diesem Zeitpunkt nichts von euch beiden wusste, und ich hatte nie die Absicht, wieder etwas mit Jake anzufangen. Ich liebe Wesley. Ich würde ihn nie verletzen wollen. Aber Wes’ Gegenwart erinnert mich jedes Mal an die Fehlgeburt, und weil ich ihm nie etwas davon erzählt habe, steht jetzt dieses große Geheimnis zwischen uns und verdirbt alles. Als ich mich neulich mit Jake verabredet habe, war ich überzeugt davon, dass du mit ihm Schluss gemacht hast. Und ich hätte nie damit gerechnet, dass er mich küsst. Das wollte ich auch gar nicht, wirklich nicht. Ich wollte einfach ein paar unkomplizierte Stunden mit jemandem verbringen, der mich nicht an die unmittelbare Vergangenheit oder an die Zukunft denken lässt.«
    Ich blickte auf meine Hand, die in ihrer lag. »Ich weiß, dass ich extrem egoistisch war. Ich kann es verstehen, wenn du mir nicht verzeihen kannst. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mir verzeihen kann.«
    Annie seufzte. »Du hättest das nie alleine durchmachen dürfen«, sagte sie leise. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das für dich gewesen sein muss. Ich wünschte, ich hätte es gewusst. Ich wünschte, du hättest es Wes erzählt, oder mir, oder irgendjemand anderem. Es gibt doch Menschen, denen du wirklich viel bedeutest und die dir vielleicht hätten helfen können.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Ich habe alles falsch gemacht.«
    »Das ist es nicht«, erwiderte Annie schnell. »Ich will dir gar keine Vorwürfe machen. Es tut mir nur so leid, dass du das erleben musstest. Ein Baby zu verlieren

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