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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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Lebewesen herum wuchs. Ich schaute im Internet nach und las irgendwo, dass das Baby um diese Zeit etwa so groß ist wie eine Limette. Übel war mir nicht, aber ich war meistens extrem müde. Ich hielt mich brav an alle Verhaltensregeln – keinen Alkohol mehr, kein Sushi, jeden Morgen eine riesige Vitaminkapsel. Es fiel mir schwer, mich auf irgendetwas zu konzentrieren; ständig dachte ich an dieses winzige Herz, das in mir schlug. Wenn ich auf der Straße einen Kinderwagen mit einem Baby darin sah, kamen mir Freudentränen – mir, die sonst nie weinte! Ich hatte bis dahin noch nicht einmal unter PMS gelitten, und plötzlich fing ich schon bei Suppenwerbung und American Idol an zu heulen.
    Und dann, ein paar Wochen nach dem Ultraschall, entdeckte ich einen kleinen Blutfleck in meinem Slip. Natürlich recherchierte ich gleich im Internet und fand heraus, dass viele Frauen in den ersten drei Monaten leichte Blutungen haben und es höchstwahrscheinlich nichts Schlimmes ist. Ich war trotzdem etwas beunruhigt, aber im Großen und Ganzen war ich zuversichtlich, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte. Warum sollte ich auch? Klar, das Blut jagte mir ein bisschen Angst ein, aber ich war ja schließlich jung und gesund.«
    Ich schluckte. Wie konnte ich Annie nur beschreiben, wie sicher ich mir gewesen war, wie unmöglich mir die Vorstellung erschien, dem kleinen Baby in meinem Bauch könnte irgendetwas passiert sein? Wie sehr mich das Gefühl überrascht hatte, dass etwas, das ich vorher nie bewusst vermisst hatte, an seinen Platz gefallen war – das Gefühl, einen neuen Sinn im Leben gefunden zu haben, die Erkenntnis, dass es im Leben mehr gab, als ich bislang geahnt hatte?
    Annie sah mich aufmerksam und teilnahmsvoll an und kaute angespannt auf ihrer Unterlippe herum. Sie sagte immer noch nichts. Ich atmete wieder tief ein und erzählte weiter, dass meine Frauenärztin mich zu einer weiteren Ultraschalluntersuchung geschickt hatte, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war. Im Untersuchungszimmer gab mir die Arzthelferin etwas zum Überziehen und bat mich, auf die Ultraschallärztin zu warten, was natürlich eine Ewigkeit dauerte. Alle paar Minuten schaute ich auf die Uhr und wurde dabei immer nervöser. Fast eine halbe Stunde später kam endlich die Ärztin. Kaum hatte sie den Schallkopf auf meinen Bauch gelegt, leuchtete das Bild des Babys auf dem Monitor auf. Ich staunte, wie sehr es in den wenigen Wochen seit der letzten Untersuchung schon gewachsen war. Man konnte den Kopf und den runden kleinen Körper erkennen. Unser wunderschönes, erdnussförmiges Baby. Ich weiß noch, wie ich einfach nur verliebt auf den Bildschirm starrte – auf mein Kind. Erst nach einer Weile fiel mir auf, dass die Ärztin noch nichts gesagt hatte.
    Sie drückte ein paarmal mit dem Schallkopf in die Bauchdecke, um das Baby zu einer Bewegung zu animieren, doch nichts geschah. Das Baby lag still da, mit dem Rücken zur Gebärmutterwand. Ein schwarzer, klar umrissener Fleck. Kein Leben regte sich. Kein Herzschlag. Ich sah die Ärztin an, und ihr Gesichtsausdruck sagte schon alles. Ich begann zu weinen …« Meine Stimme brach, als ich das sagte, und ich musste mich räuspern, bevor ich fortfahren konnte. »Die Ärztin wischte mir das Gel vom Bauch und ging ohne ein Wort hinaus.
    Meine Frauenärztin erklärte mir dann, dass das Herz meines Babys vermutlich irgendwann in der Vorwoche stehen geblieben war. Während ich also mit der Hand auf dem Bauch an meinem Schreibtisch gesessen hatte, war es vielleicht schon tot gewesen. Meine Ärztin meinte, gegen so etwas könne man nichts tun – frühe Fehlgeburten kämen sehr häufig vor. Ich hätte am liebsten geschrien. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so betrogen gefühlt. Noch dazu von meinem eigenen Körper. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass mir das passiert war.« Nach einer kurzen Atempause sprach ich offen aus, was ich damals gedacht hatte. »Solches Pech hatten höchstens andere. Jemandem wie mir passierte so etwas nicht. Es durfte einfach nicht sein.«
    Ich sah Annie an. Insgeheim wünschte ich mir fast, sie würde über diesen Kommentar die Stirn runzeln oder sonst irgendeine Reaktion zeigen, die ich zum Vorwand nehmen könnte, nicht weiterzureden. Doch sie saß nur stumm da und blickte mich mit ihren braunen Augen traurig an.
    Also erzählte ich ihr, dass meine Ärztin eine Ausschabung der Gebärmutter empfohlen hatte, eine sogenannte Abrasio. »Dabei wird der

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