Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
Vom Netzwerk:
und ich spürte das altvertraute Kribbeln in den Beinen, als sie abrupt den Raum verließen.
    Wes erzählte Ogden gerade voller Begeisterung von den exotischen Gemüsesorten, die er auf seiner letzten Chinareise kennengelernt hatte. »Würdet ihr mich bitte kurz entschuldigen?«, unterbrach Julia das Gespräch. »Ach, und Wes, da drüben sind Joan und Devon. Wärst du so nett und stellst sie ein paar Leuten vor? Ich glaube, sie kennen hier niemanden.«
    »Natürlich«, sagte Wes. Wenige Augenblicke später hatte Julia Wes zu einem verloren dreinblickenden Pärchen gelotst und verschwand durch die Tür, durch die ihre Eltern hinausgegangen waren.
    Ogden und ich blieben allein zurück. Zum Glück kam in dem Moment eine blasse, unscheinbare Bedienung mit einem Tablett voller Kanapees auf uns zu und bewahrte uns dadurch vor unangenehmem Small Talk. Ich stapelte mehrere der mit Weichkäse und einer dunklen Fruchtkonfitüre belegten Brotscheiben auf eine Serviette, während Ogden die Kanapees auf dem Tablett genauer unter die Lupe nahm.
    »Ist das Feigenmarmelade?«, fragte er das Mädchen mit skeptischer Miene.
    »Ja«, erwiderte sie lächelnd. Die Pickel an ihrem Kinn waren nur dürftig mit Make-up kaschiert. »Sehr lecker.«
    »Hm«, machte Ogden. Er senkte seine große Nase bis knapp über die Kanapees und schnupperte mit gerunzelter Stirn daran. »Black Mission oder Brown Turkey?«
    »Brie, glaube ich?«, murmelte das Mädchen.
    »Nein, nein. Ich meine die Feigen. Welche Sorte ist es? Wahrscheinlich Black Mission.«
    Ich seufzte. Seinen Vorsatz, ausnahmsweise mal nicht über seine Arbeit zu reden, hatte er offenbar schon wieder vergessen.
    »Ich weiß es nicht genau. Tut mir leid«, sagte das Mädchen. Sie sah so zerknirscht aus, dass ich sie am liebsten beiseitegenommen hätte, um ihr ein paar Tipps für den Umgang mit eingebildeten Schnöseln zu geben. Ogden würde sicher nicht der einzige komische Kauz sein, mit dem sie es auf dieser Party zu tun haben würde.
    »Brie? Wohl eher nicht«, fuhr Ogden fort, ohne zu merken, in welche Verlegenheit er das Mädchen brachte. »Ich würde auf Ziegenkäse tippen. Ist es Biokäse?«
    Ich starrte Ogden an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Biokäse ? »Oh Mann, Ogden«, sagte ich mit vollem Mund. »Das sind Black-Mission-Feigen von einem Biobauernhof in Central California, wo sie an einem leicht bewölkten Morgen von Frauen mit Handschuhen aus roter Merinowolle geerntet worden sind. Der Käse stammt von einer dreijährigen Ziege namens Ethel, die im Marin County lebt und ausschließlich biodynamisches Futter bekommt. Der Weizen für das Brot wurde von irgendwelchen Doktoranden der Umweltwissenschaft im Rahmen ihres Praktikums bei einer landwirtschaftlichen Genossenschaft in Kansas geerntet. Und diese an sich schon köstlichen Bestandteile ergeben zusammen ein fabelhaftes Horsd’œuvre. Wenn du jetzt nicht endlich reinhaust, bist du selber schuld.«
    Die Bedienung hustete, um ein Lachen zu überspielen. Ogdens buschige blonde Augenbrauen zogen sich zusammen. Er hat nicht den blassesten Schimmer, wie lächerlich er rüberkommt, wenn er so redet , dachte ich überrascht. Die Erkenntnis stimmte mich ein wenig milder. Ogden nahm ein Kanapee vom Tablett und biss bedächtig hinein. Während er kaute, sah er sich im Raum um. Das Mädchen nickte mir dankbar zu und verdrückte sich schnell.
    »Tut mir leid«, sagte ich, aber es klang nicht so überzeugend, wie ich gewollt hatte. »Nein, eigentlich tut es mir nicht leid. Die arme Kleine versucht wahrscheinlich nur, sich ein bisschen was fürs Studium zu verdienen, und da kommst du an und unterziehst sie einem Kreuzverhör! Nicht jeder kennt sämtliche Zutaten der Speisen, die er servieren muss.«
    »Sollte er aber! Wer Essen serviert, hat gefälligst zu wissen, was er anderen da aufdrängt. Die St. Clairs wären bestimmt entsetzt, wenn sie wüssten, wie ungebildet ihre Angestellten sind.«
    Dieser überhebliche Kommentar brachte mich nun vollends auf die Palme. »Meine Mutter war hier lange Zeit fest angestellt«, fuhr ich ihn an. Zum Glück übertönte die Musik meine wütende Stimme, so dass niemand auf uns aufmerksam wurde. »Und sie hatte zwar keinen Schulabschluss, aber sie wäre klug genug gewesen, dich auf Anhieb als arrogantes Arschloch zu entlarven.«
    Ogden klappte die Kinnlade herunter. »Oh, Annie, ich wollte damit nicht …«
    »Und«, schimpfte ich weiter, »sie wusste viel besser darüber Bescheid, wie wichtig gutes

Weitere Kostenlose Bücher