Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
viele Feinde.«
»Annie.« Julia seufzte.
»Was?«, sagte ich zu ihr gewandt. »Glaubst du etwa, das hat jemand getan, den wir kennen? Komm mir bloß nicht mit so einem Quatsch.«
»Was soll ich denn sonst glauben?«, fragte Julia mit zitternder Stimme. »Offenbar steckt hinter dem Ganzen doch System.«
»Sie würden sich wundern, was ein verärgerter Mitarbeiter …«, begann Ramirez.
»Niemand ist verärgert«, unterbrach ich ihn. »Aber wenn Sie die Kontaktliste haben, können Sie die Leute ja selbst befragen.«
Ramirez’ Blick wanderte über die Decke und blieb schließlich in der Ecke über dem Eingang hängen. »Wenn Sie trotzdem weiter geöffnet haben wollen, empfehle ich Ihnen eine Überwachungskamera. Ihr Sicherheitsdienst kann Ihnen bestimmt eine installieren.«
»Wenn wir trotzdem weiter geöffnet haben wollen?«, wiederholte ich verblüfft.
Ramirez blies seine Pausbacken auf und zuckte mit den Achseln. »Die Entscheidung liegt natürlich bei Ihnen. Aber es ist eindeutig, dass es jemand auf Ihren Laden abgesehen hat. Wir wissen von keinem anderen Geschäft in dieser Gegend, das solche Vorfälle angezeigt hat. Mit einer Kamera könnten Sie zumindest feststellen, ob es der Kerl ist, der sich vor Ihrem Laden herumgetrieben hat, oder ob es jemand ist, den Sie kennen.«
»Ich rufe die Sicherheitsfirma gleich morgen früh an«, sagte Julia. Sie holte ihr Smartphone heraus und gab eine Erinnerung ein.
Ramirez klopfte mit dem Stift auf seinen Notizblock. In dem abgedunkelten Cafébereich wirkte das Geräusch fast gespenstisch. Ich sah mich voller Unbehagen um und wünschte mich zurück auf mein Sofa, zu meinem Glas Wein. »Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«, fragte er. Wieder blickte er dabei mich an. »Irgendetwas Ungewöhnliches, das in letzter Zeit vorgefallen ist und in den Bericht aufgenommen werden sollte?«
Ich dachte einen Augenblick nach. »Heute ist im San Francisco Magazine ein Artikel über das Treat erschienen«, sagte ich langsam. Ich spürte Julias Blick auf mir ruhen, erwiderte ihn aber nicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass da ein Zusammenhang besteht, aber wenn jemand etwas gegen unseren Laden hat, wird er wohl nicht gerade erfreut darüber sein, dass die Presse so positiv über uns berichtet.«
Ramirez machte sich eine Notiz. »Okay«, meinte er nur. Ich hoffte, dass er noch mehr dazu sagen würde, doch er sah sich ein letztes Mal um, unterdrückte ein Gähnen und klappte seinen Block zu.
Nachdem wir die Alarmanlage wieder eingeschaltet und die Tür verriegelt hatten, begleitete Ramirez uns zu Julias Auto. Kaum waren wir eingestiegen, trat bleierne Stille ein.
»Nächstes Mal investiere ich wohl besser in ein Unternehmen für Graffitientfernung«, sagte sie nach einer Weile.
Humor. Für Julia eine eher ungewöhnliche Reaktion. Ich sah sie von der Seite an und dachte an das, was sie in dem Artikel gesagt hatte. Schließlich seufzte ich.
»Willst du noch mit zu mir kommen?«, schlug ich vor. »Ich glaube, wir können beide eine Dosis Zucker gebrauchen. Ich habe Kekse gebacken.«
Ihre Augen weiteten sich. »Okay«, sagte sie schnell und ließ den Motor an. Unterwegs fragte sie: »Aber nicht zufällig die Ingwerkekse deiner Mutter, oder?«
»Ein schwacher Abklatsch davon.«
Julia lächelte und parkte mit einem erfahrenen Schulterblick in eine Lücke vor meinem Gebäude ein. »Klingt super.«
Wir saßen auf der Couch in meiner Wohnung, einen Berg weicher Ingwerkekse zwischen uns. Ich sah, dass Julia zu dem San Francisco Magazine auf dem Beistelltisch hinüberspähte.
»Warum hast du mir nichts gesagt?«, fragte ich und deutete mit dem Kopf Richtung Zeitschrift.
»Ich wusste selbst nichts davon. Ich dachte, dass sie es bei dem Kurztext belassen, der gleich nach der Eröffnungsparty erschienen ist.« Sie zögerte und knabberte an einem Keks. »Wie findest du den Artikel?«
»Hervorragend«, sagte ich sachlich. »Er ist bestimmt super fürs Geschäft.«
Meine Antwort schien Julia zu verwirren. »Ja, aber – ich meine, was ich gesagt habe. Wie sehr ich dich bewundere. Das habe ich nicht aus PR-Gründen gesagt.«
Das Komische war, dass ich nach all dem, was zwischen uns vorgefallen war, und obwohl ich immer noch unglaublich wütend auf sie war, ihr trotzdem glaubte.
»Ich weiß«, sagte ich. Ich schlang mir die Arme um die Knie und sah sie an. »Ich glaube dir, dass du mich für eine gute Bäckerin hältst, und ich glaube dir, dass du dem Treat viel Erfolg
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