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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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gebeten, das Trinkgeld für das Personal in bar bereitzuhalten, und dieser Aufgabe bin ich wohl nicht wie gewünscht nachgekommen.«
    Meine Mutter biss sich auf die Lippe. Es war eines ihrer obersten Gebote für eine gelungene Party, den Aushilfen schon zu Beginn des Abends das Trinkgeld in einem verschlossenen Umschlag auszuhändigen, um ein Durcheinander zu später Stunde oder einen alkoholbedingten Abrechnungsfehler zu vermeiden. Lolly St. Clairs Party-Planer-Prinzip Nummer 1. Mein Vater kannte diese Regeln nur zu gut – wahrscheinlich hatte er die Rolle des Bargeldbeschaffers schon vor Jahrzehnten übernommen.
    »Du hast es vergessen?«, fragte ich.
    »Natürlich nicht«, erwiderte er etwas lauter als nötig. Meine Mutter und ich wechselten einen raschen Blick. »Ich habe das Geld gestern geholt.«
    »Also ist es verlorengegangen?«
    »Ich muss es verlegt haben. Ich dachte, ich hätte es wie immer in der rechten oberen Schublade meines Schreibtisches verstaut, aber es ist weder dort noch sonst irgendwo im Arbeitszimmer.«
    Meine Mutter schien am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu sein. Ich dachte nach. »Hast du in dem Jackett nachgesehen, das du auf dem Weg zur Bank getragen hast? Oder im Auto?«
    Das Gesicht meines Vaters leuchtete auf. Mit einer für seine Körpergröße erstaunlichen Gewandtheit sprang er in die Höhe. »Das Auto! Natürlich. Wahrscheinlich habe ich einfach vergessen, das Geld mit reinzunehmen. Einen Moment, Mädels, ich bin gleich wieder da.«
    Kaum war ich mit meiner Mutter allein, sah ich sie vielsagend an. Sie reckte das Kinn noch ein wenig weiter in die Luft. »Keine Sorge, Liebes, es ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Ich weiß, dass du dir Gedanken machst, aber das ist lächerlich. An so einem besonderen Abend!«
    »Was findest du lächerlich? Dass ich mir Sorgen um Dad mache, oder dass ich mir am Abend meiner Verlobungsparty überhaupt wegen irgendetwas Sorgen mache?«
    »Beides. Du kannst es dir aussuchen.«
    »Mutter«, sagte ich schnell, da mein Vater jeden Augenblick zurückkommen konnte. »Irgendetwas stimmt da nicht. Das merkst du doch auch, oder nicht? Es sieht ihm überhaupt nicht ähnlich, irgendetwas zu verlegen. Er ist nicht er selbst.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich etwas Unsicherheit im resoluten Blick meiner Mutter, und ich erkannte, dass auch sie sich Sorgen machte, auf ihre eigene Art. Draußen näherten sich bereits die schweren Schritte meines Vaters.
    »Versprich mir bitte, dass wir ihn nächste Woche zu einem Arzt schicken«, flüsterte ich. »Versprich es mir jetzt sofort, damit ich den Abend einfach unbeschwert genießen kann.«
    Die Schultern meiner Mutter entspannten sich ein wenig, dann nickte sie energisch. Dann stand auch schon mein Vater neben mir.
    »Das war wohl leider nichts, Sherlock Holmes. Das Geld ist nicht im Auto«, verkündete er. Aus seiner kleinlauten Miene schloss ich, dass ihm das Ganze selbst ein Rätsel war. »Curtis fährt mich jetzt zur Bank. Ein Großteil der Gäste lässt ohnehin noch auf sich warten. Wir sind wieder da, bevor die ganzen hippen Spätkommer eingetrudelt sind.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte meine Mutter. Ihr Ton war eine Spur weicher als noch vor zehn Minuten.
    Als ich mich wieder unter die Gäste mischte, war die Party bereits in vollem Gang. Im Salon tauchte Wes neben mir auf und zog mich ohne Umschweife auf die Tanzfläche. Wir wirbelten über den glänzenden Marmorboden und atmeten den in der Luft liegenden Tannennadelduft und den leicht rauchigen Geruch des großen Kaminfeuers ein; es kam mir vor wie der ideale Auftakt und gleichzeitig der krönende Abschluss eines Abends. Ich glaube, in diesem Augenblick sagte mir eine innere Stimme, dass ich ihm am Ende dieser Party wirklich alles erzählen würde, komme, was wolle. Seit Annie von der Fehlgeburt und meinen Verabredungen mit Jake wusste, wuchs mein schlechtes Gewissen, Wes immer noch nicht eingeweiht zu haben, von Tag zu Tag. Dieses Jahr geht mit meiner Verlobungsparty zu Ende, dachte ich bestürzt, aber es ist gut möglich, dass ich das neue Jahr als Single beginne.
    Als die Band eine Pause einlegte, blieben Wes und ich nach einer abschließenden Drehung in der Mitte des Raumes stehen. Ich sah ihm in die Augen und fühlte, wie meine Liebe zu ihm mein Herz erfüllte wie der Flügelschlag eines scheuen Vögelchens. Vielleicht war das unser letzter Tanz. Bei dem Gedanken wurde mir angst und bange. Ich drückte seine Hand und beschloss, sie an

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