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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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diesem Abend nicht mehr loszulassen.
    »Es hat eine Weile gedauert, bis ich das mit Ogden und Annie gerafft habe«, sagte Wes, während wir uns einen Weg zur Bar bahnten. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass du unter die Kupplerinnen gegangen bist.«
    »Ich dachte, ich probiere einfach mal was Neues aus. Vielleicht schlummern ja noch verborgene Talente in mir.«
    »In diesem Fall hast du wohl schon den ersten Volltreffer gelandet.«
    »Er ist perfekt für sie. Er ist genauso ein schräger Vogel wie sie. Annie hat das nur noch nicht begriffen.« Und es war noch mehr als das: Ogden und Annie hatten beide ein so großes Selbstbewusstsein, dass es ihnen egal war, was andere über sie dachten.
    »Du bist ihr wirklich eine gute Freundin«, sagte Wes.
    »Ach, ich weiß nicht. Vielleicht.« Ich blickte auf unsere ineinander verschlungenen Hände hinunter und atmete tief durch. »Weißt du was, Wes, wir hatten seit einer Ewigkeit keinen Moment nur für uns. Wir könnten uns nach oben schleichen, bevor der Silvester-Countdown beginnt, und keiner wird merken, dass wir fehlen.«
    Auf seinem Gesicht breitete sich ein schelmisches Grinsen aus, das mir eine Ahnung davon gab, wie er als Kind gewesen sein musste – übermütig und immer auf Schabernack aus. »Ich folge dir überallhin, meine Süße.«
    Wenn nur jeder von uns beiden wüsste, wohin ich ihn führe , dachte ich, als wir die Treppe hinaufstiegen. Aber dann würde er mir wohl nicht so bereitwillig folgen.
    In meinem Zimmer lagen wir lange, in die Kissen gekuschelt, auf meinem Bett und küssten uns, während die Partygeräusche von unten zu uns heraufdrangen. Als Wes mir den Träger meines goldenen Kleides von der Schulter streifen wollte, hielt ich seine Hand fest. Er errötete leicht und sah mich an.
    »Es ist schön, mit dir allein zu sein«, sagte er. »Ich habe dich vermisst.«
    »Ich dich auch«, sagte ich. Ich nahm seine Hände in meine und hielt den Blick gesenkt, um ein paar Tränen wegzublinzeln. »Ich habe dir so viel zu sagen.«
    Wes richtete sich ein wenig auf. »Was meinst du?« Als ich nicht gleich weitersprach, hob er sanft mein Kinn an, bis er mir in die Augen sehen konnte. »Was hast du auf dem Herzen, Julia?«
    Und so erzählte ich ihm von der Fehlgeburt, von der furchtbaren Nacht, nachdem ich erfahren hatte, dass das Baby in meinem Bauch tot war, von dem schrecklichen Eingriff am nächsten Tag. Anstatt unser Kind zur Welt zu bringen, dessen Geburtstermin diese Woche gewesen wäre, wie ich nur zu genau wusste, brachte ich endlich die ganze Wahrheit auf den Tisch. Auch das mit Jake – die Drinks, den Kuss, den Streit mit Annie. Mit stockender, tränenerstickter Stimme redete und redete ich. Währenddessen hielt Wes mich nacheinander fest im Arm, stand wütend auf, setzte sich wieder, drückte mich an sich, zerknüllte mit seiner freien Hand das Laken, schüttelte den Kopf und räusperte sich. Seine Augen waren rot hinter den Brillengläsern.
    »Dieser Jake geht mir völlig am Arsch vorbei«, sagte er, als ich fertig war. Er sagte es so schnell, dass ich es ihm nicht wirklich abnahm, aber es tat trotzdem gut, das zu hören. »Für mich klingt es so, als hätte er dich ausgenutzt. Vielleicht hast du das zu bereitwillig geschehen lassen. Das hätte nicht passieren sollen. Aber ich glaube dir, dass du nichts für ihn empfindest und dieser Kuss von ihm ausging und nicht von dir. Ich glaube dir zu hundert Prozent. Und weiter will ich auch gar nicht über ihn reden.« Dieser letzte Satz hörte sich an wie ein leises, wütendes Knurren. Ich schluckte und nickte zustimmend.
    »Aber das Baby …« Das Wort blieb ihm im Hals stecken, und er wandte den Blick ab. »Warum hast du mir nichts davon erzählt, Julia? All die Zeit. Es war auch mein Baby. Es war unser Baby.«
    »Ich weiß«, sagte ich, und die Tränen liefen mir das Gesicht hinunter. »Zuerst wollte ich dich mit der guten Nachricht überraschen. Ich wollte es dir persönlich sagen, wenn wir uns sehen. Und dann wurde plötzlich eine schlechte Nachricht daraus, und ich … ich habe einfach dichtgemacht. Ich habe niemandem davon erzählt. Aber dir hätte ich es natürlich sagen sollen … sagen müssen. Und irgendwann hat sich mein Schock über das, was passiert war, in Angst verwandelt. Angst vor dem, was noch passieren könnte.«
    »Was meinst du?«
    »Ich befürchte einfach«, brachte ich mühsam hervor, »dass mit mir etwas nicht stimmt. Dass ich dich mit einer Ehe belaste, die kinderlos bleiben wird.

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