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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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Lettern etwas daraufgesprüht: » IHR GEHÖRT NICHT HIERHER .« Mir pochte das Blut in den Schläfen. Diese Worte . Ich sah auf und begegnete Julias angstvollem Blick.
    »Wir konnten keine Einbruchsspuren finden«, sagte Burt gerade. »Ich kapiere das nicht.«
    Julias Blick wanderte zu Burt. »Keine Einbruchsspuren«, wiederholte sie. Sie strich sich die blonden Haare hinter die Ohren, wodurch ihre protzigen Diamantohrringe zum Vorschein kamen, und drehte sich langsam im Kreis. »Ist sonst noch was beschmiert? Fehlt etwas?«
    »Nein, nichts. Nur dieses Graffiti. Wahrscheinlich ein paar Kids aus der Gegend, die Spaß daran haben, Scheiße zu bauen. Sie wissen ja, wie die sind. Soll ich die Polizei rufen?«
    »Natürlich«, sagte ich. Meine Stimme klang dünn.
    Burt sah mich an und nickte. Dann holte er sein Handy hervor und ging in die Küche, in der »seine Leute« herumhämmerten und sich auf Spanisch Anweisungen zubrüllten. Julia und ich blieben allein im Ladenraum zurück.
    »So viel zum nachbarschaftlichen Einstand«, sagte Julia. »Mir wäre ja eine schöne Flasche Wein lieber gewesen. Aber ich schätze, in diesem Viertel pflegt man andere Umgangsformen.«
    Die Schmiererei auf der Holzplatte hatte mich abgelenkt, doch jetzt fuhr ich zu Julia herum. Kein Wunder, dass sie die Gelegenheit dazu nutzte, einen ihrer Seitenhiebe auf den Mission District anzubringen. »In diesem Viertel?«, wiederholte ich. »So etwas kann überall passieren, Julia. Es gibt keinen Grund, dafür die ganze Gegend pauschal verantwortlich zu machen.« Selbst während ich sprach, rasten meine Gedanken: Diese Worte. Ausgerechnet diese Worte. Konnte das wirklich Zufall sein?
    Julia zuckte kurz mit den Schultern, starrte wieder auf das Brett hinunter und stupste es vorsichtig mit der Spitze einer ihrer Krokoleder-Ballerinas an. »Das arme Holz. Da überlebt es den Bau und den Abriss einer Scheune irgendwo in der Pampa und wird dann von blöden, besoffenen Kids im Mission District kaputt gemacht. Na ja, ganz kaputt ist es nicht. Burt meinte, wenn er es abschleift, sieht es wieder aus wie neu. Oder besser gesagt, wie vorher.«
    Ich hörte kaum hin. »Das kann nicht wahr sein«, murmelte ich gedankenverloren, während ich wieder die Papierschnipsel um mich herum zu Boden segeln sah. Mein Mund war wie ausgedörrt. »Diese Worte …«
    Julia blickte unverwandt auf das Holz. »Offenbar will man uns nicht hier haben.«
    Ich starrte sie an. Wollte sie wirklich so tun, als seien diese Worte kein bisschen vorbelastet? »Julia«, sagte ich. »Diese Worte: ›Ihr gehört nicht hierher‹. Woran erinnert mich das wohl?«
    Julia blinzelte, zögerte kurz und fuhr sich dann durch die Haare. »Ich werde die Wachfirma anrufen und fragen, ob sie die Alarmanlage noch vor nächster Woche installieren können. Irgendjemand in diesem Viertel hat wohl ein Problem mit Gentrifizierung.« Ihre Lippen kräuselten sich bei diesem Wort. »Oder so was in der Art.«
    »Gentrifizierung!«, rief ich aus. »Aber ich wohne hier! Seit sechs Jahren! Ich bin kein Eindringling, der hier die Preise kaputt macht!«
    Julia lächelte süffisant. »Manchmal werden auch Leute, die schon sechs Jahre in einem Viertel leben, als Teil des Aufwertungsprozesses gesehen.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Sie fand also, dass ich auch hier nicht dazugehörte? Würde sie mir denn nirgends ein Zuhause zugestehen? Ich atmete tief durch und bemühte mich, einen ebenso aufdringlich gelassenen Ton anzuschlagen wie sie. »Unsere Handwerker sind von hier«, sagte ich und wies auf die Küchentür, durch die immer noch die lärmende Unterhaltung der Arbeiter drang. »Wir schaffen Arbeitsplätze. Wir sorgen dafür, dass die Straße belebter wird, wovon auch andere Läden in der Gegend profitieren werden.«
    Julia machte eine abwehrende Handbewegung. »Das brauchst du mir nicht zu erzählen, das weiß ich selbst.« Sie seufzte. »Ich wollte damit nur sagen, dass wir das Graffiti nicht persönlich nehmen sollten.«
    Ich las den leuchtend orangefarbenen Schriftzug noch einmal. »Wie kann ich das nicht persönlich nehmen? Wie soll ich diese Worte lesen und dann dich ansehen, wie du so vor mir stehst, und dabei nicht das Gefühl haben, dass beides irgendwie auf irgendeine Art miteinander zu tun hat?« Ich schüttelte den Kopf. »Das bestätigt mir mal wieder, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich hätte mich einfach nicht mit dir einlassen sollen.«
    »Annie …«, begann Julia.
    »Sag mir wenigstens, dass du

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