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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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nochmal mit Yoga probieren. Oder – mich schauderte – mit einer Therapie . Ich schüttelte den Kopf; weder das eine noch das andere kam infrage. Ich muss es ihm einfach erzählen.
    »Wes«, sagte ich unvermittelt, »wenn du an unsere gemeinsame Zukunft denkst, was siehst du da?«
    Er lachte. »Oha! Du bekommst schon kalte Füße, was?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Du fehlst mir nur. Erzähl mir was Nettes.«
    »Okay, lass mich mal überlegen. Ich sehe vor mir, wie wir heiraten – dort würde ich anfangen. Danach sehe ich uns zwei Wochen lang exotische Cocktails schlürfen und in der Sonne braten und nackt durch unsere Flitterwochen-Suite toben. So weit einverstanden?«
    »Absolut.«
    »Puh. Bis wohin soll ich denn weitermachen?«
    Ich schluckte. »Bis ans Lebensende.«
    »Du meine Güte, Julia, wie kalt sind deine Füße genau?«
    »Sie sind perfekt temperiert, danke. Ich möchte nur eine Geschichte hören.«
    »Eine Geschichte. Das Märchen von Wes und Julia. Verstehe. Okay, als Nächstes sehe ich uns in unserem trauten Heim in San Francisco, einem Häuschen mit kleinem Garten. Keine Sorge, einen Gärtner sehe ich auch. Ich weiß sehr wohl, dass keiner unserer insgesamt vier Daumen auch nur den entferntesten Grünton aufweist. Aber es muss ein sehr hässlicher Gärtner sein. Mit einem dieser Feingeister, die gleichzeitig Rosensträucher stutzen und säckeweise Dünger schultern können, käme mein Ego nie und nimmer klar.
    Was noch? Ich sehe vor mir, wie wir uns nach einem langen Arbeitstag im Büro – beziehungsweise in der Cupcakery, oder wo auch immer – im Umami zu Sushis und Cocktails treffen. Ich sehe viele schöne Flaschen Wein. Ich sehe Brunchs und die Sonntagsausgabe der Times . Ich sehe uns hitzig über die Entwicklungen in Politik und Weltwirtschaft debattieren und mit Begeisterung und Erfindungsreichtum im Haus herumwerkeln. Ich sehe vor mir, wie ich dich in jede Menge Filme mit Will Ferrell schleppe und du mich in jede Menge Filme, in denen es mehr zu lesen als zu gucken gibt. Ich sehe vor mir, wie ich mich immer wieder auf deinen brillanten Verstand verlasse, sobald ich beim Aufbau meiner Firma auf ein Hindernis stoße. Ich sehe uns reisen – Tauchurlaub auf den Galápagos, Inselhopping vor der kroatischen Küste, Schlemmertour durch Asien. Ich sehe uns als altes, weises, glückliches Paar – zwei schlaue Silberfüchse mit vollen Bäuchen, breitem Grinsen und strahlenden Augen, vereint in lebenslanger Liebe.«
    Wes machte eine Pause. »Bist du noch dran?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich. Mein Herz pochte wie wild. »Die Geschichte gefällt mir.« Jetzt , dachte ich. Jetzt solltest du es ihm erzählen.
    »Na, das hoffe ich doch sehr. Schließlich ist es unsere Geschichte. Ich sehe es alles ganz genau vor mir. Heute in vierzig Jahren: dich, mich und eine ganze Schar von Enkeln. Ohne junges Gemüse kein Happy End, stimmt’s?«
    Enkel. Ich schluckte. »Stimmt.«
    »Fühlst du dich besser?«
    »Viel besser. Danke.« Es ist schon so viel Zeit vergangen, da wäre es unpassend, es ihm am Telefon zu sagen … »Du, ich muss Schluss machen. Cupcakes und Hochzeiten und solche Geschichten.« Ich versuchte, fröhlich zu klingen.
    »Gutes Mädchen!«, erwiderte er in seinem breitesten Dialekt. »Die Pralinen und Rosen rufen. Du bist meine Heldin.«
    »Irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass unsere Hochzeit das Ereignis des Jahres wird«, sagte ich. »Ich liebe dich. Mach’s gut.«
    Noch bevor ich das Telefon zur Seite legen und über den Verlauf unseres Gesprächs nachdenken konnte, klingelte es.
    »Julia?«, erklang eine raue Stimme. »Hier ist Burt Vargas, Ihr Bauleiter.«
    »Hallo, Burt.« Ich hatte Mühe, so schnell umzuschalten. »Wie läuft es denn?«
    »Hm, also deswegen rufe ich an.« Als Burt sich zögernd räusperte, zog sich mir der Magen zusammen. »Es gab einen … kleinen Zwischenfall. Am besten, Sie sehen sich das selbst an.«

9 – Annie
    Als ich das Café betrat, war Julia schon da. Sie nickte mir zu und schaute dann wieder auf das Holzbrett zu ihren Füßen hinunter.
    »Hey, Annie«, sagte Burt und schob die umgekrempelten Ärmel seines grauen Karohemds hoch. »Ich habe es Julia gerade schon gesagt; ich begreife einfach nicht, wie das passieren konnte. Meine Leute haben gestern Abend alles abgeschlossen, und als sie heute Morgen ankamen …«
    Er zeigte auf das schöne Tigerstreifen-Brett, das wir für den Fenstertresen vorgesehen hatten. Jemand hatte in riesigen orangefarbenen

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