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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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gesprochen«, sagte Ogden. »Sie ist ja der strahlende Mittelpunkt des Abends. Man kommt kaum an sie heran.«
    Wir blickten alle zu dem Fenstertresen hinüber, wo Annie und ihre Freundin Becca die Köpfe zusammensteckten und herzlich lachten. Der sarkastische Zug, der sonst immer um Annies Mundwinkel spielte, verschwand, und die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter trat noch deutlicher zutage. Früher hatte ich oft den Eindruck gehabt, dass Lucia selbst die introvertiertesten Menschen magisch anzog – ihr offenes, sanftes Gesicht schien ganz unterschiedliche Charaktere dazu zu bewegen, mit ihr Freundschaft schließen zu wollen. Bei Annie, so zynisch sie sich oft auch gab, war es genauso. Sie hatte eine bunte Mischung von Freunden und Bekannten eingeladen, und jeder Einzelne – von diesem stämmigen Bauern mit den Schmutzrändern unter den Fingernägeln bis hin zu dem betuchten Casanova von einem Exfreund – versuchte ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Im Vergleich dazu war mein Anhang, der nur aus meinem Verlobten und meinen Eltern bestand, ziemlich kümmerlich. Ich kippte meinen Champagner so schnell hinunter, dass ich mir vormachen konnte, das plötzliche Brennen im Hals käme vom Alkohol und nicht vom Neid.
    »Möchten Sie ihr etwas Bestimmtes sagen?«, fragte ich Ogden in einem Säuselton, dem der Spott deutlich anzuhören war. »Ich kann ihr gern etwas ausrichten.«
    Wes warf mir einen irritierten Seitenblick zu.
    »Ach, nicht nötig«, sagte Ogden. Selbst wenn man ihn in Verlegenheit brachte, wirkte er wie die Ruhe selbst. Einen Augenblick lang kam er mir inmitten der schnatternden Gäste vor wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung. »Ich wollte mit ihr über die nächste Lieferung sprechen. Wir sehen schon die ersten schönen Ergebnisse der neuen Kompostmischung, die wir seit kurzem verwenden. Die Fuyus, die jetzt reifen, sind so groß und prall wie Tomaten.«
    »Ach so, die Fuyus«, erwiderte ich. Ich hatte es eigentlich ganz neutral sagen wollen, aber Wes runzelte missbilligend die Stirn.
    »Persimonen«, sagte Ogden und räusperte sich. »Fuyus sind eine Persimonen-Sorte.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Ganz der stolze Papa. Ich werde Annie die frohe Nachricht überbringen.«
    Ogden antwortete nichts und spähte noch einmal in Annies Richtung. Ich hatte den Verdacht, dass sie schon den ganzen Abend lang absichtlich jeden Blickkontakt mit ihm vermied. Er tat mir fast ein wenig leid. Schließlich wusste ich aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlte, wenn Annie einem die kalte Schulter zeigte.
    »Na dann«, sagte er. »Ich sollte mal los, ich muss ja recht weit fahren. Schönen Abend noch.« Er dachte kurz nach. »Und herzlichen Glückwunsch. Die Eröffnung scheint ein großer Erfolg gewesen zu sein.«
    »Es war schön, Sie kennenzulernen, Ogden«, sagte Wes und gab ihm einen kräftigen Klaps auf den Rücken. »Ich freue mich schon darauf, diese Fuyus zu probieren.«
    Ich lächelte und nickte, spürte aber, dass ich wohl doch nicht mehr ganz auf der Höhe war. Mit einem Mal kam mir das Licht viel zu schummrig vor, und die Musik dröhnte merkwürdig laut durch den kleinen Raum, in dem sich gar nicht mehr so viele Leute aufhielten.
    »Wer hat das Licht heruntergedimmt?«, fragte ich mich laut, nachdem Ogden gegangen war. »Das habe ich nicht erlaubt.«
    »Es ist noch genauso hell wie vorhin«, sagte Wes seufzend. »Julia, du warst sehr unhöflich zu Ogden.« Und dann fügte er mehr zu sich selbst als an mich gewandt hinzu: »So habe ich dich noch nie erlebt.«
    »Dann solltest du vielleicht besser gehen«, fuhr ich ihn an. »Ich will dich nicht enttäuschen.«
    »Ich habe nicht gesagt …«
    »Ich weiß genau, was du nicht gesagt hast«, unterbrach ich ihn mit schwerer Zunge. »Es mag ja sein, dass mein Verhalten dich überrascht, aber ich kenne dich sehr gut. Du könntest mich nicht überraschen, selbst wenn dein Leben davon abhinge.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja«, sagte ich und wandte den Blick ab.
    »Wie bedauerlich«, sagte er. »Vielleicht hätte ich heute Abend besser nicht kommen sollen. Meintest du vorhin nicht, man sollte Privates und Berufliches besser trennen? Vielleicht hattest du Recht damit. Versprichst du mir, dass du sicher nach Hause kommst?«
    »Versprochen.« Ich wollte es kühl und herablassend klingen lassen, doch es hörte sich so piepsig an, als wäre ich ein kleines Mädchen.
    »Na gut.« Er küsste mich auf die Wange und ließ seine Hand noch kurz auf meiner Schulter liegen, bevor er sie

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