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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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zurückzog. »Wir reden morgen.«
    Und dann stand ich alleine da, während sich die Party um mich herum allmählich auflöste.

15 – Annie
    Die Eröffnungsparty im Treat wurde der Abschlussball, den ich während meiner Schulzeit nie erlebt hatte. Ich hatte mich in Schale geworfen, die Musik sorgte für Stimmung, und ich konnte keinen Schritt tun, ohne auf Freunde zu stoßen, die mich mit begeistertem Lob überschütteten. Die ersten Komplimente wehrte ich noch ab, aber dann gab ich nach und sonnte mich in der bewundernden Aufmerksamkeit, die mir entgegenschlug. Klar, ich war ungefähr zehn Jahre zu alt für die Rolle der Ballkönigin, doch das Volk – mein Volk – hatte gesprochen.
    Ich hatte so gut wie alle eingeladen, die ich kannte – Jake, Becca und Mike, Ernesto, Lorena und Carlos von der Valencia Street Bakery und jede Menge Bäckerinnen, Köche und andere Leute aus dem kulinarischen Netzwerk, in dem ich seit Jahren verkehrte. Und weil sie auch alle gekommen waren, fühlte sich die Party für mich an wie das Who’s Who meines Lebens – ich war umringt von Menschen, die mich in verschiedenen Lebensabschnitten begleitet und unterstützt hatten. Die Einzige, die fehlte, war meine Mutter. In diesem Monat jährte sich ihr Tod zum zehnten Mal, aber ich versuchte, nicht zu lange darüber nachzudenken. Lieber stellte ich mir vor, dass sie sich irgendwo unter die Gäste gemischt hatte und mit vor Stolz leuchtendem Gesicht jede einzelne Cupcake-Sorte probierte. Einmal hätte ich sogar schwören können, ihren charakteristischen Vanille-Zitrus-Duft zu riechen. Als ich mich umdrehte, begriff ich, dass es nur das Aroma der Limetten-Cupcakes war, die gerade auf einem Tablett vorbeigetragen worden waren, doch der kurze Augenblick, in dem ich Mom hinter mir geglaubt hatte, erfüllte mich noch stundenlang mit einem warmen, wohligen Gefühl.
    »Das muss die berühmte Becca sein«, sagte Julia, als sie gegen Ende der Party neben Becca und mir am Fenstertresen auftauchte. In ihrem kleinen Schwarzen war sie wie immer die Eleganz in Person, nur ihre Aussprache klang überraschend wenig ladylike. »Ich bin Julia St. Clair«, lallte sie und streckte Becca die Hand hin.
    Becca warf mir einen Blick zu, während sie Julia die Hand schüttelte. »Julia St. Clair, wie reizend!«, sagte sie und verlieh ihren Worten den Hauch eines britischen Akzents. »Es ist mir ein Vergnügen!« Ich trat sie unter dem Tisch gegen das Schienbein.
    »Es ist so nett von dir, dass du gekommen bist«, sagte Julia. »Annie und ich haben unser ganzes Herzblut in dieses Café gesteckt. Wir freuen uns wirklich sehr, dass so viele liebe Menschen gekommen sind, um uns zu unterstützen.«
    Herzblut? Liebe Menschen? Uns? Julia schien mit Absicht Formulierungen zu wählen, die eine Linie zwischen uns und Becca ziehen sollten. Ich hatte erwartet, dass Becca sich unserer Freundschaft sicher genug fühlen würde, um nicht auf diese Provokation einzugehen, doch zu meinem Erstaunen blitzten ihre Augen zornig auf.
    »Ach, Becca weiß ganz genau, dass ich gar nicht auf den Gedanken käme, eine Party ohne sie zu schmeißen«, sagte ich schnell. »Und wenn es Alkohol und Cupcakes umsonst gibt, wird man sie sowieso nicht mehr los, ob man sie nun eingeladen hat oder nicht.«
    »Stimmt«, sagte Becca. »Wenn es eins gibt, was ich noch toller finde als Annies Gesellschaft, dann Süßigkeiten und Schampus für lau.«
    »Na, da bist du hier ja goldrichtig«, sagte Julia und ordnete ihre Gesichtszüge zu einem lieblichen Lächeln. »Hast du den Pink Lemonade Cupcake schon probiert? Da hat Annie sich wirklich selbst übertroffen. Ich hole dir einen, wenn du möchtest.«
    Ich fragte mich, ob Julia eigentlich bewusst war, wie distanziert sie wirkte – sogar dann noch, wenn sie beschwipst war. Mach dich mal locker! , hätte ich sie am liebsten angeschrien. Das ist eine Party! Mit ihrem Perfektionswahn hatte sie sich selbst ins Abseits gedrängt, und damit tat sie sich ganz und gar keinen Gefallen. Warum wahrte sie immer diesen hochmütigen Abstand? Während ich mich den ganzen Abend prächtig amüsiert hatte, hatte sich ihre innere Anspannung deutlich auf ihren sehnigen nackten Schultern abgezeichnet.
    »Ich bin mehr der Mokka-Typ«, sagte Becca. »Aber trotzdem danke.«
    Beim Anblick dieser beiden Sturköpfe kam mir plötzlich der Gedanke, dass sich Becca und Julia womöglich gut verstanden hätten, wenn Julia nicht so wahnsinnig verkrampft gewesen wäre, sondern sich einfach mal

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