Das Bienenmaedchen
Beitrag nicht leisten. Ich würde Ihnen gerne helfen, wenn ich kann, meine Liebe. Gibt es irgendetwas, das Sie stört?«
»Nein, Miss Goodwin. Es tut mir leid. Ich werde mein Bestes tun, um die Situation in den Griff zu bekommen.«
»Gut. Ich erwarte nicht von Ihnen, dass ein intelligentes Mädchen wie Sie den Job liebt. Aber ich erwarte, dass Sie Ihr Bestes geben. Wir alle müssen Dinge tun, die wir wahrscheinlich nicht machen würden, wenn wir nicht diesen Krieg gewinnen müssten.«
Als Beatrice an ihren Schreibtisch in dem stickigen Raum zurückkehrte, den sie sich mit den anderen Mädchen teilte, hob niemand den Kopf und lächelte sie an. Sie fragte sich, wer von ihnen sich beklagt hatte. Ich gehöre hier nicht hin, dachte sie, als sie ein leeres Formular verkehrt herum in ihre Schreibmaschine einlegte und es wieder herausriss.
An diesem Abend begann sie, Pläne zu schmieden.
Sie sprach mit Mrs Popham und sagte ihr, dass sich ihre Arbeitszeiten vielleicht ändern würden. Die Frau willigte ein, das Baby, wenn nötig, gegen eine höhere Bezahlung ab und zu auch nachts zu betreuen. Das musste für sie alle im Augenblick reichen.
Von einem öffentlichen Telefon aus rief Beatrice die Nummer an, die Mr Potter ihr gegeben hatte. Zunächst wurde sie zu einer Vermittlung durchgestellt, dann zur nächsten und noch zu einer weiteren, bevor sie seine Stimme hörte.
»Ja«, sagte sie, als er sie mit Namen begrüßte. »Die Antwort lautet: Ja.«
»Das freut mich sehr«, erklärte er. »Und jetzt hören Sie bitte aufmerksam zu, was ich Ihnen sage. Ich werde Ihnen ein paar Anweisungen geben. Sie müssen sie im Gedächtnis behalten und dürfen sie nicht niederschreiben. Es ist wichtig, dass Sie das lernen.«
Die nächste Woche war voller Aufgaben. Sie führte ein weiteres Einstellungsgespräch mit Mr Potter und kündigte anschließend ihre Arbeit im Kriegsministerium. »Furchtbar ärgerlich, offen gesagt, Mrs Marlow, aber bei Ihrer allgemeinen Einstellung ist es vielleicht das Beste«, befand Miss Goodwin mit einem Seufzer. Beatrice musste Formulare unterschreiben – die Verordnung über Staatsgeheimnisse –, und Mr Potter erklärte ihr, dass ihre neue Stellung es erfordere, eine FANY zu sein. Also gab es wieder eine Anprobe für eine Uniform.
Zu dieser Zeit erfuhr sie etwas, das ihre Ansicht bestärkte, dass Michael Wincanton bei ihrer neuen Einstellung mitgewirkt hatte. Es stellte sich heraus, dass die Organisation, der sie beitrat – die Special Operations Executive, kurz SOE genannt –, ihren Hauptsitz in der Baker Street hatte. Dort kannte Michael einen hochrangigen Offizier. Beatrice erinnerte sich daran, dass sie den grauhaarigen Soldaten mit den funkelnden Augen einmal gefahren hatte. Sie wurde nicht in diese Büros geladen – Agenten wurden aus Sicherheitsgründen von dort ferngehalten –, aber sie erinnerte sich daran, dass sie keine Namen und keine Nummern gehabt hatten. Damals hatte sie draußen Peter getroffen. Auch das war interessant.
Dinah war neugierig, als Beatrice mit ihrer neuen Uniform nach Hause kam, aber sie hatte schon als kleines Mädchen auf dem Schoß ihrer aristokratischen Mutter gelernt, nicht zu viele Fragen zu stellen. Mit einem Schulterzucken quittierte sie Beatrice’ Erklärung – ein neuer Job als Fahrerin, der bedeuten konnte, dass sie gelegentlich fort war.
»Tut mir leid, dass ich dir nicht anbieten kann, mich an deiner Stelle um dein Baby zu kümmern, aber ich kann das einfach nicht«, sagte sie, während sie ihre Fingernägel feilte, die ständig abgestoßen waren, weil sie oft an Automotoren herumbasteln musste.
»Ich hätte dich nicht darum gebeten«, erwiderte Beatrice. »Du kannst sowieso nicht … mit deinen Arbeitszeiten. Lass mich nur bitte das Zimmer behalten.«
»Natürlich«, sagte Dinah. »Solange du die Miete bezahlst, ist es mir egal, ob du hier bist oder nicht.«
Jeder, der Dinah nicht kannte, hätte das wohl ziemlich oberflächlich gefunden. Beatrice war jedoch daran gewöhnt, dass sie immer vermied, ihre Gefühle auszudrücken.
Zwei Wochen später, als sie zu Hause faulenzte, traf der Brief ein, auf den sie gewartet hatte. Sein Inhalt traf sie wie ein Schock. Sie müsse ein weiteres Einstellungsgespräch absolvieren, wurde ihr mitgeteilt, und wenn sie dies bestand, solle sie packen und sich bereithalten, um zu einer mehrwöchigen Ausbildung aufzubrechen. Wo das sein würde, stand nicht in dem Brief. Über den Tisch hinweg betrachtete sie ihren Sohn,
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