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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Granny hat früher hier gelebt. In Carlyon Manor, die Straße hoch.«
    Sein Gesicht verriet Überraschung. »In diesem ausgebrannten Haus? Ich bin neulich daran vorbeispaziert.«
    »Der Mann im Museum hat gesagt, es sei vor langer Zeit passiert.«
    »Oh, den kenne ich.«
    »Er war sehr nett. Er hat arrangiert, dass ich eine alte Dame besuchen durfte, die sich als meine angeheiratete Großtante entpuppt hat.«
    »Und sie hat eine Geschichte zu erzählen?«
    »Eine faszinierende! Ich bin einem Großonkel auf der Spur, der im Zweiten Weltkrieg verschwunden ist. Mein Vater war ganz besessen von dem Geheimnis, und ich versuche rauszufinden, warum. Meine Großtante will mir noch mehr darüber erzählen.«
    »Was hat dein Großonkel im Krieg gemacht?«
    »Das weiß ich nicht genau. Es hatte irgendwas mit Spezialoperationen zu tun.«
    Er nickte langsam. »Ich hab mich in das Thema ein bisschen eingelesen. Könnte ich auf ihn gestoßen sein?«
    »Keine Ahnung. Sein Name war Rafe Ashton.«
    »Rafe Ashton. Nein, da klingelt bei mir nichts.«
    »Seine offizielle Akte war leer.«
    »Ist das jetzt passiert? Glaubst du, dass unsere Leute da was vertuscht haben?«
    »Sieht so aus.«
    »Lass mich wissen, wenn du möchtest, dass ich da mal ein bisschen nachgrabe. Mal sehen, vielleicht könnte ich über meine Kanäle etwas herausfinden.«
    »Das werde ich«, bestätigte sie. »Danke.« Sie holte ihr Portemonnaie hervor.
    »Die nächste Runde geht definitiv auf mich«, erklärte er.
    »Nein, ich bezahle«, erwiderte sie. »Aber das wollte ich noch gar nicht. Ich hab danach gesucht.« Sie gab ihm eine ihrer Visitenkarten.
    »Lucy Cardwell«, las er laut. »Blue Arch Studio. Das bist du?«
    »Ja. Das da ist meine Handynummer. Und das meine E-Mail-Adresse.«
    Er zog seine Brieftasche aus seiner Jacke und steckte die Karte sorgfältig weg. Dann gab er ihr seine Kontaktdaten.
    »Nun, Lucy Cardwell«, sagte er, »das ist definitiv meine Runde. Und jetzt hol ich die Speisekarte – es sei denn, du hast andere Pläne.«
    Später im Hotelzimmer sah sie auf ihr Telefon und fand eine weitere Nachricht von Will. Er klang allmählich immer ungeduldiger, und sie wusste, sie konnte ihm nicht länger etwas vormachen. Es war nicht fair, weder ihm noch sich selbst gegenüber. Sie wählte seine Nummer, und als er sich meldete, führten sie eines dieser stammelnden Gespräche, an deren Ende beide Parteien sich darüber einig sind, dass es nicht funktioniert. Beide hielten sie es für das Beste, wenn sie wieder nur Freunde waren.
    Lucy schaltete das Telefon aus und stellte überrascht fest, dass sie keine Traurigkeit spürte, sondern wachsende Erleichterung. Sie legte sich aufs Bett und dachte an die Stunden, die sie mit Anthony verbracht hatte, an ihr Lachen, als sie wieder am Kai in Sicherheit waren – und sie lächelte.

KAPITEL 10
    Als Lucy am Dienstag zu Beatrice kam, lag ein großer flacher Karton neben den Fotoalben auf dem Tisch. Die alte Dame nahm den Deckel ab, hob mehrere Schichten Seidenpapier heraus und entnahm ein prächtiges silbernes Kleid mit mitternachtsblauen Schlitzen, an das eine kleine Schleppe aus zinnfarbenem, hauchdünnem Material angenäht war.
    »Das Kleid von deinem Foto!«, rief Lucy und strich über den weichen Stoff. »Es ist wunderschön! Wenn man bedenkt, wie lange es erhalten geblieben ist.«
    »Es ist hinreißend, nicht wahr?«, sagte Beatrice. »Meine Mutter hat es genäht. Wenn ich daran denke, wie wir uns bei den Anproben gestritten haben! Ich war so unfügsam und zappelig, wenn ich mit all diesen Stecknadeln, die mich piksten, stocksteif dastehen musste, dass sie eines Tages die Geduld verlor und das Kleid in den Mülleimer warf. Ich war entsetzt. Ich musste mich nach draußen schleichen, es retten und mich entschuldigen.«
    »War es für einen besonderen Anlass gedacht?«
    »Zwei Tage vor Weihnachten 1938 gaben die Wincantons ein Fest auf Carlyon Manor. Das war Oenone Wincantons Idee, da bin ich mir sicher. Zweifellos spürte sie, dass ihre Küken dabei waren, ihr Nest zu verlassen, und wollte diese Tatsache hervorheben. Ich glaube, sie hatte auch Mitleid mit mir. Mein Leben war vorübergehend zum Stillstand gekommen, verstehst du. Ich war immer noch schwach und dünn, und ich hatte von meiner Krankheit ein leichtes Hinken zurückbehalten. Und ich würde eine Schule besuchen, aber nicht in irgendeiner wundervollen Stadt im Ausland. Ich würde auch keine Saison in der Londoner Gesellschaft erleben. Das Fest war wie

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