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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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eine Furie verwandeln und grausame Rache an zwei unvorsichtigen Jungen nehmen konnte, die sich angemaßt hatten, es mit einer Nussschale zu befahren.
    Die Flut kam, sodass Lucy nicht zu der anderen Bucht hinübergehen und nach den verborgenen Stufen suchen konnte. Sie beschloss, stattdessen über die andere Landspitze zum Städtchen zu gehen, wie Beatrice es oft getan hatte. Am höchsten Punkt hielt sie an und schaute auf Saint Florian hinunter, das vor ihr ausgebreitet lag. Die Häuser hingen wie eine Kolonie von Napfschnecken am Hügel. Unten im Hafen weckte die Flut die Boote aus ihrem Schlaf im Sand.
    Als Lucy weiter den Hügel hinunterging, fand sie schließlich zwischen zwei Häusern eine Treppe aus steilen, moosbedeckten Stufen. Die junge Beatrice war bestimmt auch hier hinunterspaziert. Der Durchgang endete oberhalb des Kais, und in dem kleinen Hafen entdeckte Lucy den Mann, den sie am Abend zuvor in der Hotelbar gesehen hatte. Er stand auf dem Deck der Early Bird und machte das Boot seeklar. Er richtete sich auf, sah zu ihr hinüber und winkte. Ihre Haare flatterten im Wind, als sie zum Kai ging.
    »Noch mal hallo!«, rief er, als sie näher kam. Er hatte eine klare, tiefe Stimme mit einem leicht singenden Tonfall.
    »Hi! Mir gefällt Ihr Boot.«
    »Es gehört mir nicht. Trotzdem danke.« Er fädelte ein Seil durch eine Öse im Segel. »Ich dachte, ich sollte bei Flut rausfahren.« Er sicherte das Seil und trat auf den Kai, um sich ihr vorzustellen. »Ich bin Anthony«, sagte er und schüttelte mit festem Griff ihre Hand. »Wir treffen uns ziemlich oft, was? Leben Sie hier?«
    »Ich heiße Lucy. Nein, ich bin nur für ein paar Tage hier. Wohnen Sie auch im ›Mermaid‹?«
    »Ich habe nur da gegessen. Gute Hausmannskost.« Er sah sie einen Augenblick lang an und sagte dann: »Klingt vielleicht ein bisschen forsch – aber möchten Sie mit mir mit dem Boot rausfahren?«
    »Ich? Jetzt?«
    »Warum nicht? Ich habe noch eine Ausrüstung übrig.«
    »Aber ich kann nicht segeln. Und eine Anfängerin wollen Sie bestimmt nicht mitnehmen.«
    »Warum nicht«, sagte er. »Sie können doch schwimmen?«
    »Ja, obwohl ich das hoffentlich nicht unter Beweis stellen muss. Soll ich wirklich?« Die Vorstellung gefiel ihr immer besser.
    Er musterte sie von oben bis unten, als würde er ihre Größe abschätzen. Dann stieg er hinunter ins Boot, öffnete einen Spind und förderte einen Haufen Öltuchjacken und -hosen zutage.
    Mit einem bestürzten Blick fragte sie: »Brauch ich das alles?«
    »Es ist sehr stürmisch da draußen.«
    »Ich werde schon nicht reinfallen«, erwiderte sie.
    »Fein«, sagte er sanft, aber bestimmt. »Nehmen Sie’s trotzdem – bei diesem Wind werden Sie froh sein, dass Sie die Sachen anhaben. Sie können sich in der Kabine umziehen.«
    »Ich zieh mich im Hotel um«, entgegnete sie, nur, um sich ein bisschen eigensinnig zu geben.
    »Wie Sie möchten.« Seine Augen blitzten vergnügt.
    Obwohl sie spürte, dass er sich über sie amüsierte, machte sie sich mit einem Schwung wetterfester Kleidung auf den Weg zum Hotel. Warum sie eingewilligt hatte, wusste sie nicht genau. Wieder mal ihre verflixte impulsive Art. Ihre Mutter hatte sie davor gewarnt, zu Fremden ins Auto zu steigen – aber galt das auch für Boote?
    Innerhalb von zehn Minuten war sie fertig und kehrte voller Selbstbewusstsein zu Anthony zurück.
    »Ich sehe aus wie ein Pinguin«, sagte sie und stellte ihre Füße nach außen. Er lachte. Die Ärmel waren zu lang, und sie musste die Hosenbeine über ihren Segeltuchschuhen aufkrempeln. Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, und als sie es sah, hob sie unwillkürlich ihr Kinn.
    »Hier, das werden Sie brauchen«, erklärte er und reichte ihr eine Schwimmweste.
    »Ist das richtig so?«, fragte sie, nachdem sie sie übergestreift hatte.
    »Machen Sie den Reißverschluss zu, und den Gürtel schließt man …«, sagte er und zupfte an ihr herum, … so.«
    Von dem Moment an, als sie das Schiff betreten hatte, ging alles schief.
    »Setzen Sie sich … Nein, hierher, Sie bringen das Boot zum Schaukeln«, befahl er.
    Sie stand auf, geriet ins Wanken und hielt sich an einer hölzernen Stange fest, die frei schwang und sie fast umgeworfen hätte.
    »Autsch!«, rief sie.
    »Alles in Ordnung? Passen Sie auf den Baum auf, oder er wird Sie wieder erwischen.«
    Er gab ihr ein Seil, das an das Segel gebunden war, und sie setzte sich hin. »Der Baum«, wiederholte sie. Alles war neu für sie. Er startete den

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