Das Bienenmaedchen
Motor, und sie fuhren in einer Wolke aus Abgasen zwischen den Hafenmauern hinaus. Augenblicklich traf sie ein kalter Wind, und Lucy keuchte auf. Sie machten sich auf den Weg in die Mitte der Bucht.
»So!«, rief Anthony. »Wenn Sie die Ruderpinne nehmen, ziehe ich die Segel hoch.«
»Ich weiß nicht, was ich da tun muss«, entgegnete sie.
»Halten Sie das da einfach fest. Wenn Sie nach rechts steuern wollen, dann bewegen Sie die Pinne in diese Richtung – nach links in die andere. Und gerade, um geradeaus zu fahren. Halten Sie sie im Wind. Sie werden das rasch lernen.«
Sie tauschten die Plätze. Lucy nahm die Ruderpinne und zog und drückte sie, sodass das Boot im Wind kleine Kreise drehte.
»Könnten Sie das Ruder bitte ruhig halten?«, fragte er.
»Ich kann nicht«, erwiderte sie.
»Versuchen Sie’s, oder wir landen im Meer.«
Schließlich bekam sie den Bogen raus, und Anthony brachte die Segel hoch und schaltete den Motor aus. Er schob ihr das Ende eines Seils zu und sagte: »So, nehmen Sie das, und dann wechseln wir die Plätze. Jetzt!« Sie vollführten einen albernen Tanz, während sie versuchten, aneinander vorbeizukommen.
»Lassen Sie den Ausleger nicht los!«, schrie er.
Sie zog an dem Seil und geriet in Panik, als der Wind mit seiner ganzen Kraft in die Segel fuhr. Das Boot flitzte weiter, und das Seil schnitt in die Haut ihrer Finger.
»Unten im Spind sind Handschuhe«, sagte er, aber sie konnte sich nicht bewegen, um sie zu holen, und jetzt preschte das Boot auch noch auf die Felsen zu.
»Klar zum Wenden!«, rief Anthony. »Ziehen Sie das Seil stramm.«
Lucy gehorchte, und das Segel flatterte im Wind.
»Jetzt! Kopf runter! Passen Sie auf … Oh, verdammt!«
Diesmal traf sie der herumschwingende Baum seitlich am Kopf, als sich das Boot schnell drehte. Vor Schmerz schrie sie auf.
»Halten Sie das Seil fest!«, rief er. »Holen Sie es ein! Holen Sie es ein! «
»Ich kann nicht. Alles tut weh. Und hören Sie auf, mich anzuschreien.«
»Hier, nehmen Sie die Pinne. Und halten Sie sie ruhig.« Er griff nach dem Tau und zog das Segel fest. Dann band er das Seil ruckweise um eine Klampe und kehrte zurück, um das Ruder zu übernehmen.
»So«, sagte er. »Binden Sie dieses Seil los, und halten Sie das Segel da unter Kontrolle, als ginge es um Ihr Leben. Wenn ich rufe: ›Klar zum Wenden!‹, dann halten Sie es ganz fest. Ich werde die Pinne bewegen, und der Bug schwenkt herum. Dann hüten Sie sich vor dem Baum, der sich über das Boot bewegen wird. Und das ist der Moment, wenn Sie das Seil straff ziehen und gut festhalten müssen. Verstanden?«
»Ja«, antwortete sie verärgert und rieb sich das Gesicht an ihrem Ärmel. »Hören Sie bloß auf, mich anzuschreien.«
»Ich schreie nicht, ich gebe bloß Anweisungen.«
»Sie könnten zumindest ›Bitte‹ sagen.«
Er sah sie erst verwundert und dann mit einem Ausdruck komischer Verzweiflung an und rief: »Klar zum Wenden! Um Himmels willen, tun Sie es !«
»Bitte!« , schrie sie zurück, doch diesmal duckte sie sich rechtzeitig unter dem Baum hindurch und zog an dem Seil.
» Bitte und ein verdammtes Dankeschön«, sagte er, und sie setzte sich aufrecht und lächelte.
»Sie sind anders als andere«, sagte er nach einer Weile.
Allmählich machte es ihr Spaß. Sie genoss den heftigen Wind, die Gischt, die ihr ins Gesicht spritzte, und den rasanten Flug des Bootes, das durch das blaugrüne Wasser glitt. Sie fror, erreichte aber allmählich das Stadium der Taubheit, wo man anfängt, sich warm zu fühlen. Sie schloss die Augen und entspannte sich ein wenig.
Anthony rief: »Wieder klar zum Wenden! Bitte.«
Lucy zog das Seil und bekam das Segel rechtzeitig herüber.
Sie waren jetzt draußen auf dem Meer, weit vom Land entfernt, und sie mochte nicht darüber nachdenken, wie tief das Wasser unter ihnen war. Es glich einem Glaubensakt – auf einem Boot zu sein, mit der Witterung und der Launenhaftigkeit der See zusammenzuarbeiten. Kein Wunder, dass die Seeleute ein abergläubischer Haufen waren. Was hatten sie außer den Zeichen des Himmels und des Wassers und den Hinweisen, die ihnen die Götter gaben? Lucy schaute auf die Strecke zurück, die sie zurückgelegt hatten. Saint Florian war eine Narbe aus Weiß und Grau auf der Flanke des Landes.
Auf der Rückfahrt geschah das Unglück. Sie näherten sich dem Hafen, und Anthony wies sie an, wieder den Platz mit ihm zu tauschen und die Pinne zu halten, während er die Segel einholte. Als er
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