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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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trotzdem an Weihnachten etwas zu essen haben. Und sich waschen, wie man hoffen sollte. Außerdem – viele von ihnen haben ihr Zuhause verloren. Und wenn du mir geholfen hättest, Angie, anstatt herumzugondeln, wäre das alles längst erledigt. Aber so muss ich immer noch Pakete zuschnüren und hatte kaum Zeit, dir von Beatrice zu erzählen.«
    »Das ist Unsinn.«
    »Angelina. Deine Unhöflichkeit – und das vor unserem Gast!«
    »Beatrice ist kein Gast, Mummy, sie gehört zur Familie.« Sie lächelte Beatrice an, die sich dazu zwang, die Mundwinkel anzuheben.
    Beatrice konnte sich nicht erinnern, dass Angelina jemals so schrecklich gewesen war wie jetzt. Erwachsen. Glanzvoll. Wunderschön. Unnachgiebig. Verzogen.
    »Mummy, wir dürfen die arme Bea nicht in Verlegenheit bringen. Soll ich nach dem Tee läuten?« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie zum Kamin hinüber und drückte mit einer arroganten Handbewegung auf eine elektrische Klingel.
    »Bea, würde es dir etwas ausmachen, deinen Finger hier draufzulegen, während ich das da zubinde?«, fragte Mrs Wincanton. Als das Dienstmädchen erschien, teilte sie ihm mit: »Den Tee nehmen wir im Salon.«
    »Jawohl, Mam. Und Mr Wincanton hat angerufen und lässt Ihnen ausrichten, dass er auswärts zu Abend isst, Mam.«
    »Ach, wirklich? Dann werden wir beim Dinner zu viert sein. Ich glaube, Peters Zug kommt um fünf an. Das ist alles.«
    »Mummy, ich wollte doch zu den James’! Du hast mir nicht gesagt, dass Beatrice kommt. Erinnerst du dich?«
    »Nun, dann wirst du nicht zu den James’ gehen können. Sag ihnen, dass es einen Krieg gibt und du hier gebraucht wirst.«
    Angie stieß einen verzweifelten, kreischenden Schrei aus, drehte sich auf ihren eleganten Absätzen um und marschierte aus dem Zimmer. Dann hörte man, wie sie in ungeduldigem Ton versuchte, die James’ per Telefon zu erreichen.
    »Das letzte Paket«, sagte Mrs Wincanton, und Beatrice legte gehorsam ihren Finger auf den Knoten. »Dann kann Bless sie für den Lieferwagen morgen bereitstellen. Am besten im Tageswohnzimmer, denke ich.« Sie legte das letzte Paket auf den Stapel, sah zur Tür und sagte mit leiser Stimme: »Ich würde gern mit dir unter vier Augen sprechen, Beatrice. Vielleicht könntest du vor dem Abendessen in mein Zimmer kommen?«
    »Du hast ja selbst gesehen, wie sie geworden ist«, sagte Oenone Wincanton und legte ihre Zigarette in den diamantbesetzten Halter an dem Aschenbecher auf ihrer Frisierkommode. »Natürlich ist man nur einmal jung, und ich selbst war auch kein Engel, aber ich mache mir Sorgen um sie. Sie hat eine Beziehung nach der anderen, und der Ruf … Das macht sich nicht gut bei den anderen Müttern. Sie sind so darum bemüht, ihre geliebten Erben zu schützen.« Sie starrte ihr Spiegelbild an, nahm eine Bürste mit silbernem Rücken und fuhr sich damit an zwei oder drei Stellen über die Haare. »Wahrscheinlich wird sie jung heiraten, und dann hat jemand anderes das Problem mit ihr.«
    Angies Mutter war immer noch schön, aber ihr Reiz verblasste. Sie wirkt unzufriedener als früher, dachte Beatrice, die hinter ihr in einem Sessel saß, an einem winzigen Glas Sherry nippte und flüchtige Blicke um sich warf. Obwohl die Wincantons alle zusammenlebten, gab es in diesem Schlafzimmer interessanterweise keinen Hinweis auf irgendetwas, das Michael Wincanton gehörte.
    Oenones träger Blick, der dem von Angelina so sehr ähnelte, begegnete im Spiegel dem von Beatrice.
    »Das ist ein sehr schönes Kleid, Bea, hab ich das schon gesagt?« Oenone klopfte die Asche von ihrer Zigarette und nahm einen langen Zug. Der Rauch ringelte sich zwischen ihren grellroten Lippen hervor, als wäre sie ein Drache. »Du entwickelst dich zu einer sehr anmutigen jungen Frau.«
    Beatrice spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. »Da-Danke«, stotterte sie.
    »Ich dachte, du könntest ihr vielleicht ein bisschen Vernunft beibringen – du weißt schon. Du hast einen beruhigenden Einfluss auf sie. Sie hört auf dich.«
    »Das glaube ich nicht, Mrs Wincanton.«
    Oenone drehte sich auf ihrem Stuhl herum und sah Beatrice direkt ins Gesicht. »Dennoch möchte ich, dass du es versuchst«, sagte sie schlicht – ein unmissverständlicher Befehl. »Gehen wir nach unten?«
    Das also ist der Grund, warum man mich eingeladen hat, dachte Beatrice verbittert, als sie Oenone nach unten in den Salon folgte. Nicht um ihrer selbst willen, sondern weil sie Angie guttat. Vielleicht waren diese Gedanken Mrs

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