Das Bienenmaedchen
dagegen tun können?
Hilary Vickers, die Enkelin des Earls, rettete Beatrice, indem sie ihr von den Pferden erzählte. »Meine Cousine arbeitet auf einem Remontehof. Sie nehmen Pferde und Ponys auf, die für den Einsatz in der Armee zu ihnen gebracht werden – es sind Dutzende –, und trainieren sie, damit sie bei offiziellen Anlässen Wagen oder Kutschen ziehen können. Die meisten werden anschließend ins Ausland geschickt. Ein paar der Tiere sind sehr schön – es ist wirklich furchtbar, daran zu denken. All die herrlichen Jagdpferde von Daddy sind fort. Es war das Erste, was er nach der Kriegserklärung getan hat. ›Ich bin zu alt, um gegen Hitler zu kämpfen‹, hat er zu uns gesagt. ›Doch, bei Gott, meine Pferde werden es an meiner Stelle tun.‹«
Der Ort, um den es ging, war ein Remontehof in Leicestershire. Beatrice schickte einen Brief dorthin, bevor sie es sich noch einmal überlegen konnte. Sie skizzierte ihre Erfahrungen im Stall von Carlyon und fragte, ob man sie haben wolle. Eine Woche verging ohne eine Nachricht. Dann kam ein Brief von einem gewissen Captain Browning, der Hilarys Cousine kannte.
Sie sind gehalten, sich am 7. Juli um 08.00 Uhr im Büro des Superintendenten vorzustellen. Da es vor Ort keine Unterkunftsmöglichkeit für Frauen gibt, habe ich für Sie arrangiert, bei einer Miss Catherine Warrender in The Poplars, George Street, zu wohnen. Sie erwartet Sie am Abend zuvor.
Beatrice las es mit einer Mischung aus Aufregung und Schrecken. Was hatte sie nur getan? Sofort schrieb sie ihren Eltern, und der Brief führte zu einer Vorladung im Arbeitszimmer der Schulleiterin.
Miss Pettifer, eine große, dünne Frau mit herrischer Miene, faltete die Hände im Schoß und sah Beatrice nachdenklich an.
»Heute Morgen habe ich einen Telefonanruf von deiner Mutter erhalten«, sagte sie. »Sie war ziemlich aufgelöst, und als sie mir den Brief vorlas, den du ihr geschickt hast, verstand ich, weshalb sie beunruhigt war. Du bist erst siebzehn, Beatrice. Ich hatte angenommen, dass wir hier in Larchmont noch ein weiteres Jahr das Vergnügen deiner Gesellschaft haben würden und du dein Abitur machen würdest. Doch es sieht so aus, als hättest du andere Pläne.«
»So ist es, Miss Pettifer, es tut mir leid.«
»Erkläre dich bitte. Es scheint, dass du – eine gebildete junge Frau – den Wunsch hast, mit … äh … Pferden zu arbeiten?«
»Ja …« Sie schaute an der Direktorin vorbei auf den beschaulichen ländlichen Garten draußen. Irgendwo in der Nähe waren die beruhigenden Geräusche eines Tennisspiels zu hören.
»Ich möchte mich nützlich machen«, sagte sie schließlich. »Ich kann nicht hierbleiben. Ich kann es einfach nicht!« Sie fand nicht die richtigen Worte, um zu erklären, dass sie sich gefangen fühlte, in der Internatsschule eingesperrt, aber dass sie auch nicht nach Hause zurückkehren wollte. Um ehrlich zu sein, wusste sie überhaupt nicht, wo ihre Zukunft lag. Alles, was sie wusste, war, dass sie dem hier entfliehen, irgendwohin gehen und etwas tun wollte.
Miss Pettifer musterte sie lange. Dann sagte sie: »Beatrice Marlow, du bist ein begabtes Mädchen, ein sehr begabtes. In normalen Zeiten hätte ich gesagt, dass du die Universität anstreben solltest. Doch es sind keine normalen Zeiten. Und ich stelle fest, dass du aus irgendeinem Grund nicht glücklich bist. Weshalb glaubst du, dass du dich besser fühlen wirst, wenn du etwas tust, das wahrscheinlich nur harte körperliche Arbeit bedeutet?«
»Ich weiß nicht, ob mich das glücklicher macht. Aber ich liebe Pferde, und ich würde etwas tun. Nicht hier festsitzen … Ich will sagen, manchmal habe ich das Gefühl, verrückt zu werden.«
Miss Pettifer lächelte. »Ich hoffe doch, es ist nicht ganz so schrecklich hier.«
»Nein, natürlich nicht. Es tut mir leid.«
Miss Pettifer seufzte. Sie öffnete eine Schublade, nahm einen Bogen Schreibpapier heraus und schraubte ihren Füllfederhalter auf. Als sie den Brief beendet hatte, schob sie ihn Beatrice über den Schreibtisch hinweg zu.
»Du wirst diese Empfehlung brauchen«, sagte sie. »Ich werde mit deiner Mutter sprechen und ihr erklären, dass wir dich nicht zum Bleiben zwingen können, vor allem, da man dir Kriegsarbeitsdienst angeboten hat. Aber du musst ihnen jede Woche schreiben. Sie machen sich Sorgen um dich.«
»Ich weiß«, flüsterte Beatrice.
»Du bist ein ungewöhnliches Mädchen«, sagte Miss Pettifer. »Aber ziemlich zäh, glaube ich. Ich erinnere
Weitere Kostenlose Bücher