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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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warf einen Blick durchs Fenster und sah eben noch, wie
zwei schattenhafte Gestalten, mit einer Leiter bewaffnet, um die Ecke
verschwanden. Augenblicklich fiel alle Müdigkeit von ihr ab.
    Wer waren diese Typen, die
nachts umherschlichen? Waren es Corvinus und Forschmann, ihre Pensionsgäste?
Wie es die beiden Männer allerdings fertiggebracht hatten, so ohne jeden Laut
zu verschwinden, war ihr schleierhaft. Ihre Zimmer lagen nämlich gleich
nebenan. Dennoch hatte sie nicht das geringste Geräusch vernommen. Auch Fussel,
der für gewöhnlich im Flur schlief, hatte nicht angeschlagen. Zu dumm, dass sie
nicht auf Draht gewesen war und die Straße aus den Augen gelassen hatte, sonst
hätte sie genau feststellen können, woher die beiden gekommen waren.
    Aber was machen? Sie gähnte
herzhaft. Schlafen natürlich! Morgen war auch noch ein Tag.
     
    Tim und Klößchen hielten in
dieser Nacht Wache in der Pfarrkirche. Sie wollten herausfinden, was es mit den
Schmutzspuren, die aus dem Nichts zu kommen schienen, auf sich hatte.
    Da der Mesner alle verdächtigen
Spuren beseitigt hatte und sich somit der genaue Ursprung der Fußabdrücke nicht
mehr ermitteln ließ, musste Tim tief in die Trickkiste greifen. Ihm war eine
Geschichte eingefallen, die er im Religionsunterricht gehört hatte. Darin ging
es um einen jungen Mann, der im alten Babylon mittels Aschepulver Fußabdrücke
nachweisen konnte. Damit gelang es ihm zu beweisen, dass während der Nacht
heimlich Priester einen hermetisch verschlossenen Raum durch eine Geheimtür
betraten — und wieder verließen.
    Diesen Mann hatte Tim sich zum
Vorbild genommen und überall auf dem Boden um den Altar herum feine Asche
verteilt.
    »Alle Achtung, Tim. Deine
Genialität erreicht einen neuen Höhepunkt!« Nur zögernd hatte sich Klößchen
breitschlagen lassen, den ungemütlichen Beobachtungsposten mit Tim zu teilen.
Erst recht nach der letzten schlaflosen Nacht auf dem Burgberg. Während Tim
eine der hölzernen Kirchenbänke als Ruheplatz gewählt hatte, zog Klößchen den
alten Beichtstuhl vor. Dort war er binnen Sekunden eingepennt. Wenig später war
auch Tim eingeschlafen.
     
    Ein leises Knarren, so als ob
eine Tür ganz zaghaft geöffnet würde, unterbrach Tims kleines Nickerchen. Leise
stöhnend drehte er sich auf der harten Kirchenbank und glitt dann in einer
eleganten Bewegung darunter. Geschmeidig rollte er die langen Gliedmaßen ein.
    Er hatte sich nicht getäuscht,
da waren tatsächlich Geräusche! Schleichende Schritte wurden hörbar. Suchend
tastete sich der Lichtkegel einer Taschenlampe durch das Dunkel. Tim konnte
zwei schemenhafte Gestalten unterscheiden, die sich vorsichtig der Mitte des
Kirchenraumes näherten. Jetzt huschte der Lichtkegel durchs ganze Gebäude. Die
nächtlichen Besucher wollten wohl sehen, ob sie allein waren. Sie fühlten sich
offenbar sehr sicher, denn sie begnügten sich mit dieser oberflächlichenPrüfung.
Wer sollte auch gegen Mitternacht in der Pfarrkirche sein?
    Was Tim nun sah, raubte ihm
fast den Atem. Die beiden Gestalten schritten zum Hochaltar. Einzelheiten
konnte er nicht erkennen. Aber er hörte ein schleifendes Geräusch, als würde
jemand einen schweren Stein über den Fußboden ziehen. Dann erlosch das Licht, und
Tim vernahm nunmehr ein fernes Geräusch, als ob jemand eine Mauer
hinunterspränge.
    Tim wartete. Er wartete eine
ganze Zeit. Aber alles blieb still. Die anfängliche Benommenheit war gewichen
und er wagte sich nach vorn. Vorsichtig suchte er mit seiner Taschenlampe die
nähere Umgebung ab. Nichts! Behutsam zog er sich auf seinen Lauscherposten
zurück und beobachtete weiter. Es schlug zwei Uhr und er hörte noch den Schlag
der nächsten halben Stunde. Dann aber packte ihn der Schlaf und trug ihn ins
Land der Träume.
     
    Als Tim hochschreckte, war die
Pfarrkirche leer. Die geheimnisvollen Gestalten waren ihnen durch die Lappen
gegangen. Wie ärgerlich! Aber wenigstens der Trick mit dem Aschepulver hatte
funktioniert. Die Spuren, die die nächtlichen Besucher hinterlassen hatten,
wiesen den Weg zu dem geheimen Eingang. Tims Versuch, die verdächtige Säule am
Altar beiseitezuschieben, scheiterte jedoch.
    Er spurtete zur Pension
hinüber, um Gaby und Karl zu alarmieren. Klößchen, der die Aufregungen der
Nacht ebenfalls komplett verschlafen hatte, sollte so lange Stellung halten.
     
    Schon früh am Morgen machte
sich die unter der Last des Alters gebeugte Josefa auf den Weg in die
Pfarrkirche. Sie wollte gleich einen

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