Das Biest in ihm (German Edition)
Geschichte?“ Paul sah ihn entgeistert an. „Sag mal, kriegst du gar nichts mehr mit?“
„Doch, gleich. Von dir , aber vorher muss ich duschen.“
„Duschen?“
„Ich muss aus meiner Hose raus. Glaub mir.“
„Vincent! Da spitzeln uns Verbrecher aus und du musst duschen?“
„Oh ja.“ Sollte er ihm hinterherstarren, sollte er schimpfen und fluchen wie ein Roh r spatz. Der Tag war zu ereignisreich gewesen und die Spuren mussten bese i tigt werden. Er ließ sich Zeit beim Duschen. Seine Gedanken schweiften zu N i na. Jetzt, wo er das Ziel hatte kosten dürfen, wollte er es noch schneller erreichen. Er würde jede Gelege n heit nutzen, um mit ihr zu trainieren. Er musste lachen. Es klang seltsam unter dem he i ßen Wasserstrahl. Das Lieben war tatsächlich eine Kunst, die er lernen konnte . Nina hatte eine Tür aufgestoßen, für den Mann Vincent Fabius. Sie hatte seine Lust geschürt und seine Lust befriedigt. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass er ohne seine Nachtseite di e sen Genuss erleben konnte .
Paul starrte auf den Fernseher. „Sondersendung. Sieh genau hin! Ich hab ’ s extra für dich vorhin aufg e zeichnet. Aber sie bringen es eh jede Stunde.“
„Zeichnest du alles auf?“
„Ja. In letzter Zeit schon.“
Der Nachrichtensprecher berichtete von einem weiteren Leichenfund a n der Uferb ö schung eines Sees. Ein Nordic Walker hätte den Arm des Mannes aus dem Schilf ragen sehen. Erst später hätte sich herausgestellt, dass er bereits durch mehrere scharfe Schnitte vom Rumpf abgetrennt worden war.
„Na gut. Kein Wald . Aber das spielt auch keine Rolle, oder?“
„ War der angefressen?“
Paul erbleichte. „Was?“
Der Sprecher verlor kein weiteres Wort zum Zustand der Leiche. „Der ve r stümmelt ihn und frisst ihn nicht? Wozu?“
„Mordlust?“ Pauls Stimme schrammte an der Hysteriegrenze vorbei. „Woher soll ich wissen, was in so einem Wesen vorgeht?“
„Du bist seit Jahren der engste Vertraute so eines Wesens.“
Paul entglitten die Gesichtszüge. „Aber du tust so was doch nicht.“ Paul nahm seine Hand, streichelte sie. „Du mordest nicht, schneidest keine Körperteile ab, frisst keine Menschen.“
Paul musste sich beruhigen, still sein, damit er denken konnte . Er nahm ihn in den Arm. Strich über se i nen Rücken. Seufzend legte Paul seinen Kopf an Vincents Schulter.
„Die Polizei vermutet, dass die Morde mit dem Viehkiller zusammenhängen könnten. Ist das nicht schrecklich? Wie die wohl g lotzen würden, wenn sie vor Tiermenschen stü n den?“ Er schnupperte an Vincents Hemd. „Nach was riecht das? Wolltest du nicht d u schen?“
Vincent hatte es nicht über sich gebracht, ein frisches Hemd anzuziehen. Der Stoff war vollgesogen mit Ninas köstlichem Geruch.
„Das riecht nach Frau“, sagte Paul spitz.
„Das duftet nach der Frau, in deren Händen ich heute gekommen bin.“
Paul sprang ans andere Ende des Sofas und presste s ich ein Kissen auf den Bauch. „Dein Schwur!“
Mit der freien Hand tastete er auf dem Couchtisch nach etwas, das er nicht fand. Vi n cent nahm eine Zigarette aus der Schachtel, zündete sie an und reichte sie ihm. „Sie war nicht in Gefahr. Ihre Brüder haben sie beschützt.“
Paul verschluckte sich am Rauch. „Also war sie doch in Gefahr.“
„Leidenschaft gefährdet. Egal ob in einer Frau, an einer Frau …“
„Oder an einem Mann?“ Mit den aufgerissenen Augen sah er aus wie ein Kani n chen.
„Sicher. Lust ist Lust. Ich habe hart an mir arbeiten müssen, um das heute unverwandelt ertragen zu kö n nen.“
Die Hälfte des Weines, den sich Paul einschenken wollte, ging daneben.
„Was ist mit dir?“
„Nichts.“
Sein Versuch, gleichzeitig zu rauchen und zu trinken , misslang.
Aufmerksamkeit. Die wollte dieses Biest. Es wollte gesehen, wahrgenommen werden. Warum? Eine Drohung? Eine Ansage an die Menschen, was sie zu e r warten hatte n? Wohl kaum. Maschinenpistolen töten alles, was lebt. Aber für eine Kriegserklärung an eine feindliche Gemeinschaft taugte der abgerissene Arm allemal. Ebenso wie die Einbr ü che in Wildgehege und Schafweiden. Sie suchten den Kampf. Und Nathan musste sich ihnen stellen. Mit den Nachtmenschen. Mit ihm. Die Vorstellung, sich feindlichen Bie s tern zu stellen , erschreckte ebenso wie sie lockte. Es war verwirrend. Früher hatte er so l che Gefühle nicht gekannt.
Das Handy. Elendes Ding! Vincent tastete über den Nachttisch. Er war nicht da. Was sollte das? E s war immer
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