Das Biest in ihm (German Edition)
da. Stattdessen klirrte Glas, brummte Paul. Es roch penetrant nach Wein und Pauls Aftershave. Er lag in seinem Arm, das Kissen hielt er immer noch umschlungen. Ein Weinglas lag zerbrochen am Boden. Daneben lag das Handy.
„Tristan hier. Können wir dich abholen?“
„Nachts?“
„Du wirst nicht transformieren. Du wirst weinen.“
Im Hintergrund schimpfte Marcel.
„Ich soll dir sagen, dass die Sache nichts mit Nina zu tun hat. Ihr geht es gut.“
Fast hätte Vincent vor Angst ins Handy gebissen. „Dann jag mir nie wieder so e i nen Schreck ein , du Arsch .“
„Zieh dir was Dunkles an. Wir wollen nicht auffallen.“
Mit schwarzem Rollkragenpullover und dunkler Jeans stand er wenige Minuten später vorm Haus und wartete. Als die einsamen Scheinwerfer des Transporters vom anderen Ende der Straße auf ihn zukamen, fühlte er sich wie ein Dieb vor seinem ersten Raub. Nur die Strumpfmaske fehlte. Hinter Marcels Wagen parkte ein zerbeulter Golf. Simon stieg aus. Sein Mund war ein Strich, sein Gesicht weiß.
„Gut, dass du mitkommst.“ Er reichte ihm seine klamme Hand. „Die anderen sind mir zu abgebrüht. Ich brauche einen in meiner Nähe, der in solchen Dingen unb e leckt ist.“
Die Nervosität tanzte einen Totenreigen mit seiner Angst.
Nathan ließ das Fenster runter. „Wir müssen dir etwas zeigen, das dir die Augen über uns öffnen wird. Weiter, als dir lieb sein kann.“ Nathan stieg nicht aus. „Nimm deinen Wagen und fahr hinter uns her.“
Mit jedem Kilometer, den sie aus der Stadt fuhren, wurde Vincent nervöser. Als sie von der Landstraße auf die Schotterzufahrt einer alten Kiesgrube abb o gen, waren seine Hände am Lenkrad schweißnass. Die Steinchen spritzten ans Auto und die Staubwolke, die der Transporter hinter sich herzog, wurde immer dichter. Endlich fuhr Simon rechts auf einen Feldweg und parkte den Wagen hi n ter ein paar Brombeersträuchern.
„Ich hoffe, du hast einen starken Magen.“ Im Scheinwerferlicht sah Simon kalkweiß aus.
„Nicht wirklich.“
„Dann mach dich auf etwas gefasst.“
Er schaltete das Licht aus und Vincent folgte ihm auf dem Trampelpfad hoch zum Grubenrand. Nathan ging neben ihm. Im Mondlicht sah Vincent, wie er immer wieder die Zähne zusammenbiss.
„ Betrachte das hier als Teil deiner Ausbildung. Was dich dort oben erwartet, wird dich mot i vieren, noch härter an dir zu arbeiten.“
Marcel wartete schon auf sie. Er nickte zu Vladimir, der sich zusammen mit Tristan über einen leblosen Körper beugte, der zur Hälfte von Gestrüpp bedeckt war.
Ein Arm fehlte. Der halbe Bauch war weg. Die herumliegenden Därme wirkten auße r halb des Körpers seltsam verloren. Der Oberkörper war eingesunken und der Junge sah aus wie eine kaputte Puppe, der ein zorniges Kind die Watte rau s genommen hatte .
„Die Rippen sind zertrümmert und die Organe fehlen.“ Tristan klang wie ein Pathol o ge.
„So ein Schwein. Lässt es angefressen liegen, nachdem er sich die saftigen Stücke hat schmecken lassen.“ Vladimir packte die Beine des Knaben und zog den Körper vollstä n dig aus dem Gebüsch.
Vincents Knie wurden weich. Das hier war nur ein Film. Ein grausamer, entset z licher Film.
„Ich war auf der Jagd, als ich es gerochen habe.“ Tristan fuhr sich über den Mund, schüttelte den Kopf. „Danach war es aus mit dem Hunger.“
„ Waren es die Kerle mit den schwarzen Krallen auf den Rücken?“
„Nein.“
Nathan sah erstaunt zu Jean, der hinter einem Baum hervorkam. „Die wollen mit ihren abgeschnittenen Armen und Beinen nur angeben. Der hier hat Hunger g e habt.“
Marcel wurde noch eine Spur blasser. „Dann war es der Graue, der Nina au f gelauert hatte .“
„Sprich es nur aus.“ Jean lachte zu laut. „Es war Vater. Ist wie bei alten Tigern. Die werden auch zu Menschenfressern.“
Der schmale Strich in Marcels Gesicht hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einem Mund, der so gern lachte. Der Gestank der Gedärme war unerträglich. Vincent ging zurück, versuchte wegzusehen, doch es ging nicht. Wie ein Magnet zog der geschändete Körper seine Aufmerksamkeit auf sich.
„Nina und Gabriel sagen wir nichts da von.“ Marcel kam zu ihm.
Vincent hätte ihm gern geholfen. Er wusste nicht , wie.
„Wir sagen ihnen auch nicht, wenn wir ihn erlegt haben.“
„Hinter ihrem Rücken?“
Marcel nickte. Simon stand etwas weiter weg an einem Baum gelehnt. „Sie hat ein Recht, es zu erfahren.“
„Hat sie nicht.“
„Er ist auch ihr
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