Das Biest in ihm (German Edition)
hat?“
Keuchend ging er in die Knie. Heinrich hatte ihn weichgekriegt.
„Freiheit muss man nicht wollen, man muss sie ertragen können.“
Keine Disziplin, kein Leben. Keine Kontrolle, keine Liebe. Gab es was Simpleres? Das hier musste beendet werden. Mochte Michal die Zähne z u sammenbeißen oder nicht. Heinrich hatte schon oft die Zähne zusammengebissen. Einer musste die Spreu vom Weizen trennen.
Er packte Ondrejs Schopf. „Nicht jammern, Junge. Hinnehmen.“
Die Haare waren nass. Der Kerl starb vor Angst. Sein Schrei war der letzte Laut, den er ihm gestattete. Seine Kralle fuhr durch Ondrejs Kehle. Mit starrem Blick tastete der Ju n ge nach dem warmen Schwall, der aus dem Schnitt pulsierte. Langsam sank er auf die Knie und kippte zur Seite.
„Michal! Schaff ihn weg. Er wird verscharrt und vergessen.“ Michal nickte nur. Er sprach nie viel. Er sah die Arbeit und stemmte sie. Ein guter Mann! Marek sah mit finst e rer Miene zu, wie Michal Ondrej davontrug. Hatte der nichts Besseres zu tun? „Schick Jakub zu mir. Sofort.“
Er kannte nur ein Biest im Westen, an das er sich wenden konnte . Es wurde Zeit, se i nem Zögling einen Besuch abzustatten.
„Oh Gott! Seht euch doch nur mal diesen Mund an!“
Manu stand halb hinter der Terrassentür verborgen, Geldkatze und Bestellblock fest an sich gepresst, und starrte seh n süchtig zu einem der Gäste.
„Dem möchte man am liebsten den Kaffeeschaum von den heißen Lippen küssen . “
Ihr tiefes Seufzen ließ Bo kurz aufblicken, bevor er fortfuhr, die Cocktailgläser mit e i nem Zuckerrand zu präparieren.
„Der hat doch eben erst die Bestellung aufgegeben.“ Anne fischte ihre Brille aus der Schürzentasche und setzte sie mit Schwung auf die schmale Nase. „Nicht übel“, murme l te sie. „Dennoch solltest du mit dem Abküssen warten, bis er seinen Kaffee getrunken hat.“
„Bei dem würde ich mit gar nichts warten. Der ist zu schade, um auch nur eine Seku n de zu verschwe n den.“
„Nina! Die Erdbeer-Reis-Törtchen für Tisch acht.“
In der Durchreiche erschien Dirks Hand mit einem rot-weißen Traum von Dessert. Tisch acht war am Ausgang. Sie würde einen Blick auf Manus Lus t objekt werfen können. „Von wem redet ihr?“ Nebenbei verteilte Nina die Desserts auf dem Tisch.
M a nu seufzte noch lauter. „Von was Leckerem in Weiß und Braun.“
Ein Gast mit Jackett und grün-gelb gestreifter Krawatte runzelte die Stirn.
„Sei leiser. Die Gäste sind nicht taub.“
„Und ich bin nicht blind.“ Manu nickte zu einem der Randtische.
Er saß da wie hingegossen. Lässig zurückgelehnt, das weiße Hemd angemessen weit aufgeknöpft und die kastanienbraunen Haare zum Zopf gebunden.
„Ich mag lange Haare bei Männern nicht.“ Anne steckte die Brille wieder ein.
Lange Haare waren wundervoll. Man konnte reingreifen, sie durch die Finger gleiten lassen, an ihnen riechen und sich damit streicheln.
„Der Typ sieht so was von verwegen aus.“ Manu krallte sich an ihren Arm. „Dieser Mund! Der macht mich ganz irre!“
Sinnlich. Ein absolut sinnlicher Mund. Etwas zu groß, im Spott verzogen. Doch es würde eine Offenbarung sein, ihn zu küssen. Eine Brise wehte über die Terrasse, ließ sein Hemd an seinem Körper flattern und spielte mit seinem Haar. Er schloss die Augen, ein kleines genießendes Lächeln auf den Lippen.
„Diese Lippen wollen geküsst werden, ich sag ’ s euch! Und da! Seht, wie er sie öffnet! Oh, nur ein wenig! Ist es nicht so, als woll t e er den Abendwind liebk o sen?“
„Den Abendwind liebkosen?“ Anne verpasste Manu eine dezente Kopfnuss. „Tickst du noch richtig?“
„Hab ich mal irgendwo gelesen. Aber es passt doch . “
Es passte zu hundert Prozent . Er genoss die Nacht mit allen Sinnen. Er würde alles mit allen Sinnen genießen, ihren Mund, jeden Zentimeter ihrer Haut, ihren Nacken, ihre Ke h le …
Nina räusperte sich. Was für seltsame Wünsche schlichen sich in ihren Kopf? Sie strich über ihren Hals. Die Haut fühlte sich plötzlich viel sensibler an. Als sich Manu mit dem Handrücken über den Mund fuhr und laut schluckte, zog Anne angewidert die Stirn kraus.
„Ich übernehme den! Du sabberst schon und dein Verhalten ist für jeden Gast eine Zumutung.“
„Ich sabber ja nicht auf ihn drauf“, maulte Manu. „Vorher schluck ich ’ s ru n ter.“
Doch Anne blieb unerbittlich und schickte sie zu einem von ihren eigenen Tischen, die am anderen Ende der Terrasse standen. Kaum war sie
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