Das Biest in ihm (German Edition)
biss in seine Faust.
„Lass nur Liebes, das ist ein Penner. Der kotzt sich die Seele aus dem Leib.“
Idiot! Ich zwänge nichts raus, ich zwänge etwas runter, das dich zerreißen würde.
„Geht!“ Es klang nach Knurren. Er hörte eilige Schritte, sie waren weg. Es würde vo r beigehen. Es musste vorbeigehen. Er presste die Hände auf den Bauch. Es half nichts mehr. Der Schmerz war überall. Er stemmte sich an die Wand und ve r suchte , ruhig zu atmen. Warum dauerte es so lange? Er musste nach Hause hinter schützende Wände. Musste sich verkriechen dürfen.
Der Fremde verschwand in einer Seitenstraße. Vornübergebeugt war er vor ihr geflohen. Ohne ein Wort, ohne einen Hinweis. Nina konnte nicht mehr denken. Nur noch fühlen. Heiße Welle n fluteten ihren Körper und schlugen über ihrem Kopf zusammen. Sie wü r de ertrinken.
Das Paar, das von Manu abkassiert wurde, sah ständig zu ihr rüber. Sie hatte n es mitb e kommen. Ninas Wangen brannten vor Scham. Sie wischte ihre Hand am Rock ab. Die Erinnerung an seine Lippen blieb an ihr haften. Auch die Sehnsucht nach einem weiteren Biss. Er war so zärtlich gewesen und doch so fordernd, wie seine Stimme. Die Stimme stammte aus ihrem Traum. Derselbe raue lockende Ton. Sie hätte sich ihm niemals en t ziehen können.
„Nina? Hast du Fieber?“ Manu fühlte ihre Stirn. „Du glühst ja.“
„Mir geht es nicht gut.“ Ihr Körper vibrierte. Sie presste die Hände an die Schläfen , aber die Bilder in ihrem Kopf ließen sich nicht verdrängen. Ebenso wenig wie die Gefü h le, die sie beherrschten. Angst, die ihr die Kehle zuschnürte und ein schmerzendes Ve r langen nach dem Mann, der dieses Chaos in ihr au s gelöst hatte .
„Da liegt was!“ Manu zeigte auf den Stuhl, wo der Fremde eben noch gesessen hatte . Wenn seine Küsse wie seine Bisse wären, müsste er ihren Lustschrei mit seinen Lippen e r sticken.
„Mensch , Nina! Ich rede mit dir.“
„Entschuldige. Mir ist schwindelig.“ Ihr Handgelenk duftete nach ihm. Betörend. Une r träglich. Sie musste allein sein. In diesem Zustand war sie nicht in der Lage, Erdbeertörtchen oder Schinkensandwiches zu servieren.
„Der hat seine Brieftasche vergessen. Da!“
Wann war sie das letzte Mal so erregt gewesen? In ihrem Traum. Ein qualvoller Z u stand, wenn keine Aussicht auf Rettung bestand. Sie musste ihn bee n den.
„Schnapp nicht nach Luft. Sag mir lieber, was wir mit dem Ding hier anfangen sollen.“
In dem schwarzen Lederetui steckten ein Pass, der Führerschein und einige Kreditka r ten. Vincent Fabius, Goethestraße siebenundzwanzig.
„Ich bringe sie ihm vorbei. Liegt auf dem Weg.“
Er wohnte am anderen Ende der Stadt.
In der Küche brannte Licht. Hatte n die beiden es nicht bis ins Bett geschafft oder ve r wöhnte Paul seinen Liebsten mit einem Nachtisch? Paul würde ihm ins Gesicht springen, wenn er jetzt auftauch t e. Vincent schleppte sich die Treppe hoch, öffnete leise die Wo h nungstür. Bis zum Arbeitszimmer waren es nur wenige Schritte. Vielleicht bekamen die b eiden nichts mit . Das leise Keuchen kam vo n Paul. Das laute von Knut. Wenigstens die Küche n tür hätten sie schließen können. Sie liebten sich, ohne einen Gedanken an etwas anderes verschwenden zu mü s sen. Wussten sie, wie gut sie es hatte n?
Als Knut lustvoll aufstöhnte, schloss er die Tür. Warum zum Teufel zog es schon wi e der in ihm? Hatte er sich nicht eben erst mit der abgebrochenen Ve r wandlung quälen müssen? Vincent setzte sich auf die Treppe, streckte sich über die Stufen. Das Verlangen nach dieser Frau steckte in ihm und ließ sich nicht ve r scheuchen. Nicht nur das Biest wollte sie. Auch der Mann. Er durfte nicht an sie denken. Durfte sich ihren Körper an seinem nicht vorste l len.
Oben klappte eine Tür. Die Schritte seiner Nachbarin kamen näher. Unter keinen U m ständen durfte sie ihm vor die Augen treten. Vincent zog sich am Treppengeländer hoch und eilte so schnell er konnte die Stufen hinab. Seine Knie zi t terten noch. Fast wäre er auf der Treppe gestürzt.
Vorm Haus stand sein Wagen. Schwarz, glänzend und schön. Die Vorstellung, mit ihm durch die Dunkelheit zu rasen und nur dem Sternenhimmel und dem Nachtwind ausg e setzt zu sein, war tröstend. Beim Anfahren quietschten die Reifen. Er hatte sich nicht unter Kontrolle. Das Adrenalin pochte in se i nen Adern und scherte sich nicht darum, dass sein Körper eine Pause gebraucht hätte. Die Lichter flogen an ihm vorbei
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