Das Biest in ihm (German Edition)
dachte.
„Gib mir zehn Minuten. Aber warte draußen.“
„Hast du etwas zu verbergen?“ Sie versuchte, einen Blick auf den Mül l sack zu werfen.
„Ja. Raus mit dir.“ Er nickte zum Kellerausgang, Nina grinste ihn vielve r spr e chend an.
„Ich will zwei Ka f fee, einen Kuss und vielleicht noch etwas mehr.“
Vincents Kehle wurde trocken. Ob sie sich vorstellen konnte , was er alles von ihr wol l te? Kaum war sie raus, schleppte er den Müll in Pauls Auto. Ein Skoda war besser geei g net für derlei Aufgaben und dieser Riesensack hätte niemals in seinen winzigen Koffe r raum gepasst. Für Zeitungen zum Drunterlegen war keine Zeit. Hoffentlich suppte nichts aus dem elenden Riss. Es knirschte nur leise unter seinen Füßen, als er um die Hausecke zum Garten schlich. Sie war noch da, saß auf der rostigen Schaukel und hielt ihr Gesicht in die Sonne. Er würde es schaffen. Als sie absprang und in seine Richtung lief, machte er kehrt. Außerhalb des dämmrigen Kellers musste er furchtbar aussehen.
Das Handtuch lag unangetastet auf den beschlagenen Fliesen , als plötzlich Paul vor der Dusche stand. Sein vorwurfsvoller Blick blieb an Vincents Augen hängen, ohne ein einz i ges Mal nach unten zu ru t schen.
„Da sitzt eine Frau vorm Haus rum.“ Er hob das Handtuch auf, breitete es aus und hielt es ihm hin. „Will die zu dir?“
„Ja.“
Mit geschürzten Lippen ging sein Kopf einmal von rechts nach links und wieder z u rück. „Das denke ich nicht.“
„Paul, ich schaff das.“
Seine schmal gezupften Augenbrauen verschwanden im Haaransatz. „S i cher?“
„Ganz sicher . “
„Und dann?“ Er wartete, bis sich Vincent abgetrocknet hatte . „Ich hab ges e hen, dass du den Ceranfeld-Schaber mit in den Keller genommen hast. Konnte st du alle angetroc k neten Fleischfetzen abkratzen?“ Mit blasierter Miene polierte er seine Fingernägel am Angorapulli.
„Hör auf! Ich brauch auch mal was Schönes und es ist doch nur ein Kaffee zu zweit.“
Pauls eiskalter Blick traf ihn mitten ins Herz.
„Zu dritt. Und keine Diskussion!“
„Zu zweit! Unter allen Umständen zu zweit.“
Paul blähte die Wangen. „Tu, was du willst, aber komm nicht angekrochen und bettle um Gnade, wenn es dich zerreißt . “
„Wird es nicht. Versprochen.“
„Auch nicht, wenn du sie zerreißt.“
„Keine Angst, ich pass auf.“
Wortlos verließ Paul das Bad und Vincent kontrollierte den Sitz von Hemd und Ha a ren. Alles gut. Er sah aus wie ein hochkultivierter Mann mit besten Absichten. Die Bad e zimmertür ging einen Spalt auf und Paul erfasste Vincent mit einem ei n zigen Blick.
„Siehst umwerfend aus, Vincent“, seufzte er sehnsüchtig. „Ich beneide sie um das Z u ckerstück, das ihr das bestialische Herz schenken will.“
Bevor ihn das nasse Handtuch traf, war er wieder draußen.
„Danke Paul.“ Vincent starrte die Tür an und sammelte Mut, Nina gegenüberz u treten.
Vor dem Haus war sie nicht mehr. Vielleicht hinten im Garten. „ Nina?”
Die Tür zum Schuppen stand auf. Mit jedem Schritt schlug sein Herz schneller. Sie sol l te dort nicht sein. Der Faun war nur für seine Augen bestimmt. Nina stand mit dem R ü cken zur Tür, tief in den Anblick der Steinkreatur vertieft.
„Es ist furchtbar, zus e hen zu müssen, wie er sich quält.“
Vincent trat neben sie und ließ seinen Blick zum tausendsten Mal über das au f gerissene Maul und die im Schmerz zusammengekniffenen Augen gleiten. „Er ist nur aus Stein.“
Nina strich über den buckligen Rücken und malte mit den Fingern die a n gedeuteten Zotteln nach, die dem Faun über die Ellbogen fielen. „Ist er wirklich nur aus Stein?“
„Ja. Nur eine Laune von mir. Ich habe viele Abscheulichkeiten in Stein g e hauen.“
Auf sein Lächeln reagierte sie nicht. „Zeig sie mir.“
„Warum? Willst du eine kaufen?“ Alles in ihm sträubte sich, ihr diesen tiefen Einblick in sein Inneres zu gewähren. Was würde sie von einem Mann halten, der seine Zeit mit der Erschaffung von Ungeheuern verbrachte? Dasselbe, was sie von einem hielt, der nicht neben ihr sitzen konnte , ohne dass ihm Fangzähne wuc h sen. Es war erbärmlich.
Nina legte ihre Hände an die Steinwangen des Fauns. Ihre Daumen strichen über seine Brauenwulste , wanderten über die vorstehenden Wangenknochen bis zu dem verzerrten Mund. Vincent ging ein Schau d er durch den Körper. Er schloss die Augen und wünsc h te sich selbst in ihre Hände.
„Ich will sie sehen.“ Wie
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