Das Biest in ihm (German Edition)
Nacht nur geritten?
Er trat an den Sack. Es knackte im Inner e n.
Ob es sinnvoll wäre, wenigstens die großen Knochen des Kadavers mit dem Fuch s schwanz zu zerteilen? Dann wäre das Vieh nicht mehr so sperrig. Ein frischer, leicht he r ber Frühlingsduft strich um seine Nase. Im selben Moment fühlte er einen Blick im R ü cken. Paul roch anders. Knut auch. Das hier duftete nach der Frau aus dem Bistro.
„Hallo . “
Auch wenn das Vibrato von einem leichten Angstzittern gestört wurde, es klang wu n dervoll. Sie stand hinter ihm, noch weit genug, um nicht jedes Detail seiner gräs s lichen Beschäftigung sehen zu können. Schnell warf er eine Plane über den Sack.
„Gestern hatte ich deine Brieftasche nicht dabei. Ich dachte, ich bringe sie dir.“
Vincent wischte sich über den Bauch und verteilte das dunkle Blut nur noch mehr. Er hob sein Shirt auf und rieb. Die Schlieren wurden blasser. Sie würde das für normalen Dreck halten und hoffentlich nicht für das, was es war. Altes, ei n trocknendes Tierblut. Er musste sich jetzt umdrehen. Ihr in die Augen sehen, ihr sagen, wie sehr ihn ihr Besuch freute. Warum ging es nicht? Die ganze Nacht hatte er versucht, sich diese Frau auszur e den. Hatte sich geschworen, sie nicht noch einmal aufzusuchen, sich nicht noch einmal wegen ihr zu quälen. Dabei zog es schon in ihm, wenn er nur an sie dachte.
„Vincent?“
Sie klang verunsichert, zweifelte an sich. Seine Hände waren dreckig und stanken. Er konnte ihr so nicht näher kommen. „Leg ’ s irgendwo hin. Ich kann gerade nicht.“
„Kannst du dich wenigstens umdrehen?“
Vincent biss sich auf die Lippen. Er musste es beenden, bevor es begann. Nina schwieg. „Ist noch was?“ Wenn sie doch nur gehen würde.
„Nein, ich leg es dir hier ins Regal. Mach ’s gut.“
Sie kämpfte mit den Tränen. Es war deutlich zu hören. Ihre Schritte entfernten sich, die Kellertür schlug an. Vincent ballte die Fäuste, drückte sie an die Stirn und verfluchte alles, was er war und alles, was er sein wollte und niemals sein konnte . In seiner Kehle brannte die Verzweiflung, er schluckte sie runter. Als er sich auf den Müllsack fallen ließ, riss er und ein blutiger Tierhuf rutschte wie zum Hohn heraus.
„Ich weiß, dass ich mich selbst demütige.“ Nina stand im Eingang, den Blick g e senkt. „Aber ich will wenigstens, dass du meinen Namen kennst.“
Vincent trat den Huf zurück. Er schnellte wieder vor, er trat fester. Diesmal blieb er drin. Sie war zurüc k gekommen. „Du demütigst dich nicht.“ Ihre Wangen glühten. Sie sah immer noch nicht auf. „Wenn ich ihn kenne, weiß ich, wie ich dich in meinen Trä u men nennen kann.“ Was sagte er da? Er hätte sie fortschicken sollen. Ihr Blick suchte in seinen Augen die Lüge. Er fand sie nicht. Keine Frau auf der Welt konnte lächeln wie sie, ve r träumt, voll Sehnsucht, voll Hingabe.
„Ich heiße Nina.“
„Was macht deine Hand. Tut sie noch weh?“
„Kaum noch. Du bist gut im Schmerzlindern.“
Komm doch näher. Ignorier meinen Gestank, setz dich auf meinen Schoß und hör nicht auf, mich zu küssen. Gleichgültig, was deine Zunge fü h len wird.
„Kannst du bleiben?“ Vincent verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. Ein L ä cheln huschte über ihr Sommersprossengesicht und verwa n delte sie zu der schönsten Frau, die ihm je begegnet war.
„Ich dachte schon, du fragst mich nie.“
Leichtsinnig, grob fahrlässig und absolut verführerisch war die Aussicht, mit ihr nur ein wenig Zeit ve r bringen zu können. Es war heller Tag. Er würde es schaffen. Nur einen Kaffee, einen Stadtbummel und vielleicht kurz vor der Dämmerung die Frage, ob sie mit ungewöhnlichen Beziehungen ein Problem hä t te. „Was hältst du davon? Du setzt dich draußen in die Sonne, ich dusche schnell und dann trinken wir einen Kaffee zusammen. Klingt das gut?“
„Das klingt besser als: Leg es irgendwo hin und verschwinde.“
„Das habe ich nie gesagt und noch weniger gemeint.“
Nina legte den Kopf schräg und ließ ihren verträumten Blick langsam über seinen Oberkörper gleiten. „Du bist mir ein Rätsel, Vincent Fabius, Goethestraße sieb e nundzwanzig.“
„Ich bin mir selbst ein Rätsel. Man gewöhnt sich daran.“
Nach ein paar Schritten auf ihn zu blieb sie stehen. „Duschen ist gut. Du bist dreckig und stinkst bestialisch. Aber ich mag Männer, die den Keller aufrä u men.“
„Ich auch.“ Sie musste ja nicht wissen, dass er dabei an Paul
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