Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Biest in ihm (German Edition)

Das Biest in ihm (German Edition)

Titel: Das Biest in ihm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
Vom Netzwerk:
aufgerissen, seine Steinaugen star r ten auf etwas, das hinter ihr war. Sie musste sich umdrehen. Sehen, was er sah. Doch da war nur Dunke l heit, die ihren Namen rief. Die Stimme fuhr ihr ins Mark, kroch tiefer und ließ ihr Herz galoppieren. Sie verführte sie, lockte sie in immer tiefere Schwärze. Er war nah. Warum b e rührte er sie nicht? Wusste er nicht, wie sehr sie sich nach ihm sehnte? Nina tastet e in der Fin s ternis umher. Nichts. Nur sein Atem und diese betörende Sehnsucht in seiner Stimme. Sie würde sie stillen. Jeden Hauch seines Se h nens würde sie wahr werden lassen, wenn er sie endlich berührte. Unendlich sanft streichelte er über ihre Haut. Fühlte sie, ließ sie fühlen. Seine Schönheit floss durch ihre Finger, die nicht genug von ihm beko m men konnte n. Er schmiegte sich an sie. Küsste ihren Nacken. Die Berührung seiner Lippen brannte auf ihrer Haut. Sie wollte den Blick seiner nussbraunen Augen auf sich fühlen und wissen, dass er sie ebenso begehrte wie sie ihn. Er fasste ihr ins Haar, zog ihren Kopf in den Nacken. Die Sanftheit seiner Berührung an ihrer Kehle war unerträ g lich. Sie wollte mehr. Er öffnete den Mund, sie fühlte seine Zähne an ihrer Haut. Ihr Atem ve r siegte. Heiße Wellen reiner Lust breiteten sich in ihr aus, als sie seinen Körper immer schwerer auf sich fühlte.
    Nina fuhr hoch. Sie saß in ihrem Bett. Ein Traum. Nur ein Traum. Zitternd kroch sie unter der Decke hervor und tastete sich ins Bad. Es gelang ihr, etwas von der Angst aus ihrem blassen Gesicht zu waschen, aber ihr quälendes Begehren blieb. Er hatte ihre G e fühle hochgepeitscht, sie aber nicht erlöst. Es war nicht auszuhalten. Sie klammerte sich an den Rand des Waschbeckens und versuc h te , Herr über ihren Körper zu werden. Es gelang ihr nicht.
    „Das ist doch verrückt“, keuchte ihr Spiegelbild. Nur ein Traum. Die Erinnerung an seine drängenden Berührungen ließ sie aufschluchzen vor Verzwei f lung.
     

     
    Die Autobahn lag längst hinter ihm. Heinrich hasste es, auf diesen eintönigen Straßen zu fahren. Sie gaben zu wenig über die Reviere preis, durch die sie führten. Es war früh am Morgen. Das Dämmerlicht schwand , doch über der Landstraße lagen noch schwer ei n zelne Nebelschwaden. Das Wilde fehlte diesem Land. Zu wenig Raum, sich als Biest zurückzuziehen. In Nischen zu jagen war ihm zuwider. Während der Hatz an Siedlung s grenzen zu stoßen, war demütigend. Das Land war zu flach. Kaum ein Hügel, keine Au s sicht. Nur der weite Blick über die Felder tröstete ihn. Aber wer jagte gern im Raps? Die Wälder waren e r schlossen. Nicht überrannt , doch kultiviert. Es musste mühsam sein, in ihnen u n entdeckt zu bleiben.
    Seit Stunden saß er auf dem Bock. Sein Rücken schmerzte, in den Händen hatte er kaum noch Gefühl. Er musste rasten. Bis zu Nathan war es zu weit.
    Heinrich sah den re g losen Alten schon von Weitem. Er saß kerzengerade auf einer Bank eines Rastplatzes und wartete auf ihn. Die Verwesung hatte kaum ei n gesetzt, hing nur wie eine Ahnung von Tod und Verhängnis in der Luft. Doch Heinrichs Nase war trainiert. Sie konnte die feinsten Nuancen des L e bens, der Liebe und des Todes wittern.
    Er drosselte seine Maschine. Der Alte sah ihn aus ausgefressenen Augenhöhlen blind an. Der Kehlschnitt war mit grobem Bast genäht. Ein Wunder, dass die alte Haut nicht bei jedem Einstich gerissen war. Er war schlecht ausgeführt. Die Ränder fransten aus. Ein Pfuscher war am Werk gewesen. So was musste sauber von links nach rechts gehen. Nicht zu schnell, damit die Haut nicht weiter riss, und nicht zu langsam, sonst wurde die Exekut i on eine widerliche Sache. Es hielt nicht jeder aus, in Augen zu sehen, die wussten, dass es vorbei war und einem das Irrewerden des Schmerzes vor den Latz knallten. Sp ä testens da trennte sich die Spreu vom Weizen. Töten musste gelernt werden. Morden konnte jedes Biest.
    Unterhalb der Schultern waren seine welken Arme an die Lehne gefesselt worden. Das hielt ihn aufrecht. Auch die Latte im Kreuz, die über den Kopf hinausragte . Der Nagel, der den Schädel hielt, war gut platziert. Keine Fressspuren bis auf die fehle n den Augen , aber das war das Werk hungriger Krähen gewesen. Nicht so die tiefen Kla u enschnitte, die sich über den nackten Brustkorb zogen. Dicker da, wo die Klaue ins Fleisch gehackt hatte , und dünner beim Auslaufen. Es gab nur eine Bestie, die solche Spuren hinte r ließ.
    Der Alte saß für ihn hier. Als

Weitere Kostenlose Bücher