Das Biest in ihm (German Edition)
erleichtern.“
„Du bist Diplomat?“
„Es ist nie leicht, weißt du? War es für keinen von uns. Aber Nathan sagt, aus dir kön n te was Vernünft i ges werden.“
„So, sagt er das?“
„Du weißt, was ich meine. Du solltest nicht nur dir eine Chance geben, sondern uns auch. Außerdem bist du nicht der einzige Einzelgänger, der hier herumstreift. Mein Vater, Gott hat ihn leider noch nicht selig, treibt sich auch wieder hier rum und Tri s tan, der mit der markanten Nase, meinte, bei seinem letzten Jagdausflug im Forst Klauenspuren ges e hen zu haben. Von mehr als einem Biest. Er war z war ziemlich wirr im Schädel w e gen des Jagdtriebs, aber dennoch.“
„Redest du immer so viel , ohne Luft zu schnappen?“
Als Antwort warf er ihm einen Block zu, der flatternd vor seinen Füßen land e te. „Ich hab dir mal die Trainingseinheiten im Detail zusammengestellt. Du wirst sehen, achtzig Prozent wirst du mit meiner reizenden Schwester hinter dich bringen.“
Vincent überflog die Papierbögen. Marcels Schrift war entsetzlich. Als ob ein Huhn mit Tintenfüßen übers Papier gelaufen wäre. „Ich soll mich mit dem Russen schlagen?“
Marcel nickte. „Keine Angst, der kontrolliert sich recht gut , aber er wird dir keine Pr o vokation ersparen.“
„Was soll das fette X mit den drei Punkten dahinter?“ Es tauchte im Trainingsplan zweimal auf. In der Mitte und am Schluss.
Marcel schnalzte mit der Zunge. „Das Erste ist eine Art Zwischenprüfung, wenn du so willst, und das Letzte ist dein großes Finale, bei dem du uns alle überzeugen musst.“
„Mit Nina?“
Marcel holte tief Luft. „Hast du mit ihr darüber gesprochen?“
„Ja. Mit ihr oder gar nicht.“
Marcel biss sich auf die Lippen, sah kurz weg.
„Hast du ein Problem damit?“ Immerhin ging es um seine Schwester.
„Nicht wirklich. Aber bedenke, nichts geht ohne Aufsicht.“
„Ihr seht zu, wenn ich mit deiner Schwester schlafe?“ Kein normaler Mann würde u n ter diesen Bedi n gungen funktionieren können.
Marcel zuckte die Braue, grinste. „Lampenfieber?
„Etwas, ja.“
„Keine Bange, wir finden eine diskrete Lösung oder dachtest du, wir stellen Egmont als Kontrolleur direkt ans Fußende eures Liebesnestes?“
Die Situation durfte er sich trotzdem nicht ausmalen. „Weiß Nina, was ihr vo r habt ? So konkret, meine ich?“
Mit bedächtigem Nicken goss sich Marcel nach. „Nina und ich hatte n gestern bis halb vier morgens ein interessantes und äußerst aufschlussreiches G e spräch.“ Sein Seitenblick sprach Bände. „Sie lässt sich d a rauf ein, weil du es bist. Kannst dir was einbilden.“
Von einer Frau geliebt zu werden, die um sein Handicap wusste, war neu für ihn. Und wundervoll.
„Was schaust du so?“
„Mein Herz ist gerade auf das Doppelte gewachsen.“
Marcel lächelte, prostete ihm zu. „Hast es bisher nicht leicht gehabt, hm?“
„Nein.“ Die Kehle wurde ihm eng. Bevor Marcel misstrauisch werden konnte , sah er weg. „Und der andere Mist soll auch unter Aufsicht stattfinden, ja?“ Vincent hielt den Block hoch und tippte auf die oberen Zeilen. Marcels Dauergrinsen zog sich von einem Ohr zum anderen.
„Diese Trainingseinheiten sind cool. Vertrau mir.“
Ja, mit Nina. Ohne Aufsicht und als Mensch. Marcels Lachen wurde von einem dum p fen Grollen unterbrochen. Vincent sah zum Fenster. Der Himmel hatte eine schmutzige Grünfärbung angeno m men und die ersten Blitze zuckten in der Ferne.
„Hey , erzähl mal was.“
Anne keuchte wie ein Walross. Sie hatte n den Teufelsfenn hinter sich gelassen und rannten auf einem der vielen Waldwege Richtung Westen. Nina hätte die kurze Strecke um das Moor gereicht , aber Anne war von wildem Ehrgeiz ergriffen. Dass es immer dunkler wurde, störte sie nicht mehr. Das Gewittergrollen kam stetig näher. Noch fiel kein Regen, aber der Wind hatte aufgefrischt und zeitweise mussten sie gegen regelrechte Böen anre n nen.
„Was willst du wissen?“ So kurzatmig, wie sie bereits war, würde sie nur knappe Beitr ä ge zur Unterhaltung beisteuern können.
„Was macht dein Liebesleben? Hatte st du da nicht einen gewissen Bedarf?“ Anne grinste zu ihr rüber und Nina stöhnte über das Luftschnappen hinweg.
„Es ist nicht vorhanden und der Bedarf demzufolge nicht gedeckt.“ Wieso rannte A n ne wie eine Gazelle, obwohl sie ebenso unter Luftnot zu leiden schien wie sie selbst? Ninas Beine fühlten sich wie Elefantenfüße an. „Ich habe im Moment ne Menge
Weitere Kostenlose Bücher