Das Biest in ihm (German Edition)
ist los mit dir , Paul?“ Seit wann interessierte er sich für seine Träume? Sie waren fantastisch gewesen und das war selten bei ihm; voller Zärtlichkeit, verhaltener Leide n schaft und seltsamer, lustvoller Em p findungen. Er dachte nicht daran, sie Paul auf die neugierige Nase zu binden.
Der auf die Wange gehauchte Kuss schürte sein Misstrauen. „Womit hab ich den denn verdient?“
„Genau betrachtet hab ich den verdient.“ Paul seufzte und küsste auch noch seine a n dere Wange. Endlich ließ er ihn allein.
„Marcel?“
„Guten Morgen“, klang es munter vom anderen Ende. „Wie geht’s?“
Vincent trank erst das Glas aus. „In zehn Minuten besser, hoffe ich.“
„Verstehe. Lust auf ein Treffen bei mir zum Reden, Kennenlernen und Musi k hören?“
„Hat dich Nathan auf mich angesetzt?“
„Ja.“
„Wie nett.“
Marcel lachte wieder. „Wie man ’ s nimmt. Aber ich bin neugierig auf den Mann, der g e rade dabei ist, das Riesenherz meiner kleinen Schwester zu brechen. Also, was ist?“
Trotz Kopfschmerzen musste Vincent grinsen. „Hat sie das gesagt?“
„Dass du ihr Herz brichst? Muss sie nicht. Ich kenne sie schon ziemlich lang.“
Vincents eigenes hüpfte.
„Aber Vorsicht. Sie wird es dir nicht leicht machen, dich zu beherrschen. Das ist etwas, was sie selbst nicht kann.“
„Hab es schon bemerkt.“
„Echt?“
Er konnte Marcel am Ende der Leitung förmlich lauern sehen. Heute war ein guter Tag.
„Ein Antrittsbesuch?“
„Was?“, fragte Marcel verwirrt.
„Du willst einen Antrittsbesuch von mir.“
„Ja. Genau. Altmodisch , aber korrekt.“
Jede Wette, dass Nina davon nichts wusste. „Was sagt Nina dazu?“ Kurzes Schweigen.
„Sie weiß es nicht.“
Oh Mann!
„Da scheint etwas zwischen euch zu entstehen, dass nicht nur für dich hilfreich sein könnte, sondern auch für die arme gemarterte Seele meiner süßen Nina und darüber müssen wir beide reden.“
„Du weißt, dass sie dich für diese Indiskretion massakrieren wird?“
Marcel lachte fröhlich. „Garantiert! Verpetz mich nicht! Kommst du? Und mach dein Verdeck zu . Es beginnt zu regnen.“ Er nannte ihm eine Adresse in Grunewald und Vi n cent versprach, in einer Stunde bei ihm zu sein.
„ War das einer deiner neuen Freunde?“ Paul nickte zum Hörer, den Vincent gerade aufgelegt hatte .
„Noch nicht , aber es könnte einer werden. Warum bist du schon wieder da?“ Sicher hatte er hinter der Tür auf jedes Wort gelauscht.
„Ich wohne hier.“
„Zieh keine Schnute. Wann zieht Knut ein?“ Das war das Letzte ihres gestrigen G e sprächs, an das sich Vincent erinner te . Und an den Wein. Er hatte ihn nark o tisiert.
„Er ist schon auf dem Weg.“
„Schön. Dann bist du nicht einsam, wenn das Unwetter kommt.“
„… die Schafzüchter im Berliner Umland schlagen Alarm. Immer wieder fänden sich gerissene Tiere morgens abseits der Herden. Vor allem im Süden und Osten des Berliner U m landes häuften sich die Vorfälle. Der Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg macht die Besiedlung der Regionen mit Wolf s rudeln dafür verantwortlich, die sich in zunehmendem Maße weiter in den Norden des Landes ausbreiten würden. Ein Sprecher des NABU Landesverbandes Brandenburg dementierte Auss a gen, es würde sich in allen Fällen um Wolfsangriffe handeln …“
Anne schaltete den Sender ihres Autoradios um. „Voll gruselig. Und wir wo l len joggen gehen.“
„Die reden vom Umland, nicht von Berlin.“ Nina schaltete den Sender zurück. Sie wollte den Wetterbericht abwarten. Die Wolken am Horizont hatte n ein grü n stichiges Dunkelgrau angenommen, das ihr nicht gefiel.
„… der Landesbauernverband Brandenburg fordert verstärkte Schutzmaßnahmen und weist auf ei n zelne Fälle hin, in denen Wolfsrudel in Mutterkuhherden eingefallen waren und Kälber gerissen hatte n. Dass es seit einigen Wochen Übergriffe auf größere Tiere als Schafe und Ziegen gibt, dass sogar von getöt e ten Pfe r den …“
Anne schaltete genervt das Radio aus. „Das kann ich mir nicht anhören. Das ist ja wie im Mittelalter. Vielleicht sollten wir besser ins Sportstudio gehen? Da würden wir auch nicht riskieren, bis auf die Knochen durchnässt zu werden.“
„Im Grunewald gibt es keine Wölfe.“ Nina versuchte , unbekümmert zu kli n gen. „Und wir wollen doch auch nicht stundenlang durch einsame Wildnis rennen, sondern en t spannt einen kleinen See in einem von Frischluftfreunden bevölkerten
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