Das Biest in ihm (German Edition)
dagegen.
„Scheiße! Nina?“
„… Grillhütte … vorbei …“
Er war falsch. Dort hatte er mal einen alten Bock gerissen. Im Rückwärtsgang schli n gerte er den Weg zurück. Nicht festfahren! Bitte, nicht festfahren! Die Scheibe n wischer versagten. Kaum noch Sicht. „Nina? Rede verdammt noch mal mit mir!“ Da, die Kre u zung. Der Mittlere! Es musste der mittlere Weg sein. Scheiße! Zu schmal. Rechts und links schrammte der Wagen an der Begrenzung. Bitte, nicht stecken bleiben! „Nina!“ Er presste das Handy ans Ohr. Nichts, nur Regen, Sturm und das Kn a cken der Äste.
„Vincent! … kommt!“
Dreck spritzte auf die Windschutzscheibe. Wo war die elende Hütte? War er schon vorbei? Da! Die Holzbohlen. „Ich bin gleich da! Sag was!“ Gelbe Augen. Was hatte Ma r cel gesagt? Es gab noch mehr wildernde Einzelgä n ger. „Nina!“
Ein dumpfer Aufschlag. Keuchen?
„Nina!“ Keine Antwort. Nur Schnaufen, ein Scharren, das Krachen des Donners. Vi n cent raste über den Wanderweg. Lass ihr nichts geschehen sein! Eine Ku r ve. Zu eng. Im Licht der Scheinwerfer lag ein Baum quer. Das Bremspedal bis zum Anschlag, rutschte er darauf zu. Der Wagen brach aus, stellte sich quer. Vincents Brüllen drang durch die Do n nersalve. Die Wagentür klemmte. Er warf sich dagegen, fiel in die Dunkelheit.
Hinter dem Baum lag sie. Ausgestreckt mitten auf dem Weg. Ihre weiße nasse Haut r e flektierte die Bli t ze. „Nina! Nein!“
Jemand hob sie hoch, rief ihren Namen. Träumte sie wieder? Da war nur schwarzer Himmel. Weißer Himmel. Blitze.
„Nina?“
Das war Vincents Stimme. Er war da. Er hielt si e. Nicht das Biest, das ihr au f gelauert hatte .
„Hab keine Angst, ich bring dich weg. In Sicherheit.“
Er ging schnell und sein Atem kam keuchend. Sein Herz schlug an ihrer Brust. Es sto l perte, raste. Sie war zu dicht an ihm. Das war gefährlich. „Nicht ve r wandeln.“ Sie krallte sich an ihn, verbarg ihr G e sicht an seiner Brust. Wenn er ein Biest wurde, war sie allein mit ihm hier draußen.
Vincents raues Lachen klang traurig. Konnte man traurig lachen? „Keine Angst, ich werde mich nicht verwandeln.“
Er witterte, fluchte. Das andere Biest; sie hatte es auch gerochen. Ein scharfer, wilder Tiergeruch. Ihr schauderte. „Lass mich nicht los.“
„Der Baum. Wir müssen klettern.“ Vincent setzte sie ab, hielt sie an der Hand. „Los, rüber!“
Es war zu glitschig. Da war nirgends Halt. Nur an ihm. „Ich kann nicht au f treten.“ Der Sturm verwehte seine Haare quer über sein Gesicht. Die Augen blitz t en. G e krümmt stand er auf der anderen Seite, streckte den Arm nach ihr aus. Das Biest. Es wartete auf sie. Nein! „Geh weg!“ Ein paar Sprünge durch den Schlamm. Sie schrie vor Schmerz. Es würde sie packen. Diesmal würde es nicht fliehen. Da, das Knacken. Es war drübergesprungen. Hatte Zweige abgebrochen. Weg hier. Nur weg.
„Nina! Halt!“
Kein Schritt möglich. Auf Knien kroch sie weiter. Ein Baum, Zweige, rein. Es packte sie am Bein, zog sie aus dem Geäst.
„Nina, ich bin ’ s!“
Nein. Bist du nicht.
„Hör auf zu treten!“
Zweimal traf sie, dann zitterte alles. Ihre Arme wedelten vor ihr herum. Sie konnte n nicht schlagen, alles war wie Watte. Dann wurden sie eingefangen, fes t gehalten. „Lass mich los!“
„Nein, niemals. Vertrau mir.“
Die Finger an ihrem Kinn waren hart, bohrten sich ins Fleisch, zwangen sie, es anzus e hen. Kein Tiergesicht. Vincent. Die regennassen Haare wischte er nach hinten, den Dreck mit dem Ärmel aus dem Gesicht.
„Ich bin ’ s!“
Schwankend stapfte er mit ihr durch den Schlamm. Zog sie über den umgestürzten Baum, hielt sie im Arm. „Wir müssen hier fort. Jetzt.“ Sein Blick huschte durch die Du n kelheit. „Bleib im Auto und lass die Ve r riegelung zu.“
„Und du?“
„Wir fahren uns fest, wenn ich keine Zweige unterlege. Es wird schnell gehen. Keine Angst.“
Nina war die Angst. Die Scheinwerfer warfen ihr Licht immer auf dieselbe Stelle, auf dieselben Bäume, dieselben Zweige. Das dumpfe Knurren kam von Vincent. Schlam m verschmiert sprang er neben sie, ließ den Motor an. Er starrte zum Waldrand. Dort, g e bückt, stand eine Silho u ette.
„Fahr!“
Endlich griffen die Reifen. Die Gestalt wurde langsam kleiner, trat zwischen den B ü schen hervor, ging ihnen nach.
„Fahr!“
„Ganz ruhig.“
Es sah ihnen nach, verschwand, als Vincent rückwärts in eine Kurve rutschte.
„Wird es uns folgen?“
Im
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