Das Biest in ihm (German Edition)
hausen.“
„Ich dachte, Einzelgänger zerfleischen einander.“
Also hatte sich dieser Nathan derselben Lüge bedient wie Heinrich. Es ging nur um eins: Die Mitglieder gefügig zu machen und ihren Drang nach Freiheit im Keim zu erst i cken.
„Der Gestaltwandler, den Gregor will, vertraut er dir?“
Die schmalen Lippen zogen sich zu einem schiefen Grinsen. „Nein. Aber das spielt keine Rolle. Ich weiß, wie wir ihn locken können.“
„Wie?“
„Das sage ich nur Gregor selbst.“
Adam hatte das Handy schon am Ohr. Er informierte Bronco.
„Morgen Nacht sollen wir Gregor treffen. Dann kannst du ihm deinen Vorschlag u n terbreiten. “ Adam sah Jakub mit gerunzelter Stirn an. „Wir sollen ihn mitne h men.“
Michal trat eine leere Bierflasche ins Schienenbett. „Sind wir Kindermädchen?“ Mit schmalen Augen mu s terte er den Fremden. Jakub konnte seine Abneigung verstehen.
„Ruf den Neuen an. Er soll uns abholen.“ Der musste sich die Sporen noch ve r dienen. Bronco hielt ihn zum Spionieren und für Handlanger-Arbeiten.
Während sie auf den Wagen warteten, sagte keiner ein Wort. Der Schmierige war äc h zend aufgestanden und zuckte bei jedem Schritt zusammen. Einer musste ihn mächtig aufgemischt haben.
Michal sah aufs Display. „Er ist da. Steht vor der Station und wartet. Runte r kommen will er nicht.“
„Ist sich zu fein.“ Die Spanier waren auch blasierte Pudel. Selbst ihnen fehlte der Biss. Dieser Gregor konnte froh sein, dass er auf Bronco gestoßen war.
Der Schwarzhaarige quälte sich bei jedem Schritt die Treppe hoch. Oben mussten sie auf ihn warten. So finster, wie er ihnen entgegenstarrte, riss er sich nicht um ihre Bekann t schaft.
„Warum begehst du Fahnenflucht?“
„Warum geht dich das was an?“
Selbst das Grinsen war schmierig. Der Kerl hatte weder Anstand im Leib noch kannte er Prinzipien. Dafür, dass er bei ihnen unterkriechen wollte, b e nahm er sich zu arrogant. Der Landrover war frisch poliert. Der Lack glänzte so auffällig wie die Lippen einer Vo r stadthure. Nathans Biestern ging es gut. Besser, als es den Wolf s rachen jemals gegangen war. Der Handlanger stieg nicht aus. Sah kaum auf, als sie sich in den Wagen set z ten. Der Überläufer starrte ihn entgeistert an.
„Ihr kennt euch?“ Michal sah misstrauisch zwischen beiden hin und her.
„Flüchtig.“ Der Neue warf dem Schwarzhaar einen finsteren Blick im Rüc k spiegel zu.
Das milde Kerzenlicht beleuchtete nur einen winzigen Teil seines Zimmers. Die Klan g schale glänzte matt im Schein der Flamme und der hölzerne Klöppel wart e te neben dem Kissen. Vincent schloss die Augen. Unter Vladimirs Anleitung hatte er geübt, alle störe n den Gedanken fortziehen zu lassen und sich nur auf den Frieden seiner mensc h lichen Seele zu konzentrieren. Mit ihm an seiner Seite war es einfach gewesen. A l lein strömten die Gedanken ungefiltert auf ihn ein, riefen Gefühle hoch, die er jetzt nicht wollte.
Tief atmen. Ein und aus. Liebe verletzt nicht. Diesen Satz hatte er in den ve r gangenen zwei Tagen ununterbrochen meditiert. Vincent schlug an die Klan g schale. Der hohe Ton vermischte sich mit dem tieferen, schwang durch das Zimmer, schwang durch ihn hi n durch. Wieder und wieder stellte er es sich vor, Nina zu lieben. Sie zu küssen, sie zu b e rühren, sich in sie zu versenken.
Das leichte Ziehen war nichts im Vergleich zu seinen ersten Erlebnissen mit dieser Übung. Vladimir hatte ihm erbarmungslos alle Grenzen der Lust niede r getrampelt und ihm Verlockungen ins Gesicht geschrien, die das Biest schon aus Stress auf den Plan riefen. Er hatte ihn bekniet, sich die kleinsten Details seiner Wünsche auszumalen. Die Angst anzunehmen
Liebe verletzt nicht. Sie genießt und lässt genießen. Nicht mehr, nicht weniger.
Vincent schlug wieder an. Der neue Ton überlagerte den Ersten, der nur noch leise nachklang. Er stellte sich ihren Blick vor, in dem Moment, wenn sie der Rausch umfa n gen hielt. Er stellte sich seine menschlichen Hände an ihrem Körper vor. Seinen Mund auf ihrem. Kein Maul. Keine Klauen. Keine Zähne. Er verführte sie als Mensch, er liebte sie als Mensch, er erlebte den Liebesrausch als Mensch. Keine Gier. Nur Begehren. Ke i ne Qual, nur Lust. Und keine Angst in ihrem Blick, nur die Sehnsucht nach ihm.
Der dritte Ton erfüllte den Raum. Er würde es schaffen.
Wieso war ihr Kleiderschrank so voll? Das brachte nichts. Nina hatte keinen Schimmer, was sie anziehen sollte. Vincent
Weitere Kostenlose Bücher