Das Biest in ihm (German Edition)
wollte sie um drei abholen. Vom Bistro, weil ihr Bo noch ein paar Arbeitsstunden abgebe t telt hatte . Bis drei war es noch viel zu lange hin. Schon in der Nacht hatte sie Flöhe im Bauch. Sie war nie derart nervös vor einem Rendezvous gewesen.
Das Sommerkleid blieb nur für Sekunden in ihrer Hand. Es war noch zu kühl dafür und Kleider passten im Moment nicht zu ihrer Stimmung. Wieder eine Jeans? So wie jeden einzelnen Tag in ihrem Leben? Wenn ja, was drüber? Die Oberteile wurden vom Bügel gezerrt, angehalten und in die Ecke geworfen. Zu bieder, zu sportlich, zu sexy für einen Nachmittag, zu dick, zu dünn. Es war zum Auswac h sen. Manu musste helfen. Sie hatte in etwa ihre Größe.
„Hi!“
„Rette mich. Ich hab ein Rendezvous und nichts zum Anziehen.“
Manu lachte. „Willkommen in der Frauenwelt.“
„Untenrum werde ich eine Jeans anziehen. Eng und hell. Ich brauche was drüber.“
„Was mit Taille, unten weit, angemessenem Ausschnitt , aber nicht zu aufdrin g lich.“
„Genau!“
„Wollweiße Sommertunika mit Knopfleiste und Hingucker-Steppnaht am Halsau s schnitt. Dazu brauchst du aber ne dunkle Jeans, ein Kettchen, dass der Kerl auch wir k lich hingucken muss und hohe Schuhe oder Ballerinas , aber keinesfalls deine breiten Treter, die du bei Bo ständig anhast.“
„Dunkle Jeans? Kein Problem. Ich habe alle Farben des Regenbogens.“
„Bin gleich bei dir, halte aus.“
Nina sank in sich zusammen. Sie hatte vergessen, Manu nach passenden Schuhen zu fragen. Ob Riemchensandalen auch gingen? Sie rannte ins Bad. Ihre Füße sahen furch t bar aus. Der Nagellack war abgeblättert und die Ferse schon mal zarter gewesen. K o chend heißes Wasser floss in eine Plastikschüssel, als Manu klinge l te.
„Ein Dampfbad?“
„Fußbad. Reich mir den Hornhautraspel.“
„Mann, du machst dir aber ne Mühe. Sind Füße für den so wichtig?“
Hoffentlich war für Vincent alles wichtig. Nina hatte sich schon gestern Abend gepeelt, gecremt, rasiert, mit Erfrischungsmasken versehen und war schließlich mit der Glanzsp ü lung im Haar vorm Fernseher eingeschlafen. Deshalb hatte sie auch die Füße ve r gessen.
„Meinst du, er mag Lippenstift?“
Manu zuckte die Schulter. „Ich kenn ihn doch nicht richtig.“ Sie ging ihren Schminkb e stand im Regal durch. „Ihr habt euch schon geküsst?“
„Oh ja.“
Manu lächelte verträumt. „So gut?“
„Besser!“ Beinahe wäre sie in Jeans und Pulli einer Ektase erlegen, nur weil sie seinen Körper durch to n nenweise Stoff gefühlt hatte . Und diese Küsse … Nina scheuchte die Erinnerung fort.
„ Hatte st du da Lippenstift?“
„Nein.“
„Dann nimm jetzt auch keinen, es könnte ihn irritieren. Männer sind Gewohnheitsti e re.“
Die Fußnägel bekamen einen Hauch von transparentem Lila. Die Fingernägel blieben nackt. Nina hatte nach dem letzten Zeh aus Fahrigkeit das Lackfläschchen ins Klo gewo r fen. „Wie sehe ich aus?“ Die Tunika zwickte etwas in der Taille , aber vielleicht moc h te es Vincent, wenn die Knöpfe spannten. Hauptsache, es platzte ihr keiner ab.
„Traumhaft. Wie eine Fee. Ehrlich.“
„Eine Fee?“
Manu hatte die Haarklammern entdeckt. „Ich mach dir ne Steckfrisur. Die wird er li e ben. Und im Nacken und an den Schläfen zupfen wir ein paar Strähnchen raus. Das hat was Wildes, Unkontrolliertes.“ Sie hatte den Kamm schon zwischen den Zähnen.
„Strähnen brauche ich nicht, um unkontrollierbar zu sein.“
Manu zuckte nur die Braue und nuschelte was auf den Kamm. „Fertig!“ Sie drehte N i na vor dem Spiegel hin und her.
Sie sah gut aus. Richtig echt gut. So gut, wie sie noch nie vorher ausgesehen hatte . „Danke.“
„Mann, bin ich stolz auf mich.“ Sie ging um Nina herum und nickte zufrieden. „Soll ich dich fahren?“
„Nein, einer meiner Brüder holt mich ab. Er will sein neues Auto vorführen.“
Hektor hatte sich nie freiwillig von ihr vor die Karre spannen lassen. Dass er sich heute angeboten hatte , war die glorreiche Ausnahme ihrer distanzierten Beziehung.
„Er muss gleich kommen.“
„Ruf mich an und erzähl, wie es gelaufen ist.“
„Klar.“
Einen Teufel würde sie tun. Manu war keine Minute weg, als Hektor klingelte.
„Wow! So puppst du dich für die Schicht bei Bo auf?“
„Weniger, ich hab noch eine Verabredung.“
Hektor zog die Stirn kraus. „Reiß erst mal deinen Job bei Bo ab. Danach hast du keine Lust mehr auf Ausgehen.“
Für einen Mann, der sich einen neuen
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