Das Bild
was er mit seinen Händen
macht. Sie will, daß er den Hanky-Panky mit ihr macht, bevor sie
zurück müssen.« Der Stier schien zu seufzen und bewegte auf
Normans Handgelenk den Kopf hin und her, eine seltsam
kosmopolitische Geste der Resignation. »Aber das ist es, was alle
Frauen mögen, oder nicht? Den Hanky Panky. Den Dirty Boogie.
Die ganze Nacht.«
»Wer?« brüllte Norman die Maske an. Pulsierende Venen standen an seinen Schläfen vor. »Wer küßt sie? Wer befummelt sie?
Und wo sind sie? Sag es mir!«
Aber die Maske schwieg. Das heißt, wenn sie überhaupt je etwas
gesagt hatte.
Was wirst du unternehmen, Normie? Die Stimme kannte er.
Dads Stimme. Lästig, aber nicht beängstigend. Diese andere
Stimme war beängstigend gewesen. Auch wenn sie aus seiner
Kehle gekommen war, war sie beängstigend gewesen.
»Sie finden«, flüsterte er. »Ich werde sie finden, und dann werde
ich ihr zeigen, wie man den Hanky Panky macht. Meine Version.«
Ja, aber wie? Wie willst du sie finden?
Sein erster Gedanke war ihr Clubhaus in der Durham Avenue.
Er war ganz sicher, daß sie dort in den Akten hatten, wo Rose
jetzt wohnte. Aber es war trotzdem keine gute Idee. Das Haus
war eine umgebaute Festung. Man brauchte eine elektronische
Schlüsselkarte - die wahrscheinlich große Ähnlichkeit mit seiner
gestohlenen BankCard hatte
-, um reinzukommen, und wahrscheinlich eine Zahlenkombination, damit die Alarmanlage nicht
losging.
Und was war mit den Leuten dort? Nun, er könnte sich den Weg
freischießen, sollte es erforderlich sein; ein paar von ihnen töten
und den Rest verscheuchen. Sein Dienstrevolver lag im Hotel im
Zimmertresor - einer der Vorteile, wenn man mit dem Bus unterwegs war -, aber Schußwaffen waren für gewöhnlich der letzte
Ausweg eines Arschlochs. Angenommen, die Adresse war im Computer? Vermutlich war es so, alle Welt benützte die Dinger heute.
Höchstwahrscheinlich würde er sich immer noch daran zu schaffen
machen und eine der Frauen zu zwingen versuchen, ihm das
Paßwort und den Dateinamen zu geben, wenn die Polizei aufkreuzte und ihm den Arsch wegschoß.
Dann fiel ihm etwas ein - eine andere Stimme. Sie driftete aus
seinem Gedächtnis empor wie eine Gestalt, die man durch Zigarettenrauch sieht: … schade, daß ich das Konzert verpasse, aber
wenn ich das Auto will, kann ich die Gelegenheit nicht…
Wessen Stimme war das, und welche Gelegenheit konnte die
Sprecherin nicht verstreichen lassen?
Nach einem Moment fiel ihm die Antwort auf die erste Frage ein.
Es war Blondies Stimme. Blondie mit den großen Augen und dem
süßen kleinen Arsch. Blondie, die in Wirklichkeit Pam Sowieso
hieß. Pam arbeitete im Whitestone. Pam kannte seine Rambling
Rose vielleicht, und Pam konnte es sich nicht leisten, eine Gelegenheit verstreichen zu lassen. Was für eine Gelegenheit konnte das
sein? Wenn man genauer darüber nachdachte, wenn man die alte
Jagdmütze aufsetzte und sein brillantes Detektivgehirn einschaltete, war die Antwort darauf gar nicht so schwer, oder? Wenn man
dieses Auto wollte, konnte man nur eines nicht verstreichen lassen,
nämlich die Gelegenheit, ein paar Überstunden zu machen. Und da
das Konzert, das sie verpaßte, heute abend stattfand, standen die
Chancen nicht schlecht, daß sie jetzt im Hotel sein würde. Und
selbst wenn nicht, würde sie es bald sein. Und wenn sie es wußte,
würde sie es ihm sagen. Die Punkernutte hatte es ihm nicht gesagt,
aber nur, weil er nicht genug Zeit gehabt hatte, das Thema ausführlich mit ihr durchzusprechen. Aber diesmal würde er alle Zeit
haben, die er brauchte.
Dafür würde er sorgen.
2
John Gustafson, Lieutenant Haies Partner, fuhr Rosie und
Gert Kinshaw zum Polizeirevier des dritten Bezirks in Lakeshore. Bill fuhr mit seiner Harley hinterher. Rosie drehte sich
immer wieder um und vergewisserte sich, ob er noch da war.
Gert bemerkte es, sagte aber nichts dazu.
Haie stellte Gustafson als »meine bessere Hälfte« vor, aber
Haie war der Leithund des Teams; das wußte Rosie von dem
Moment an, als sie die beiden Männer zusammen sah. Sie
merkte es daran, wie Gustafson ihn ansah, wie er Haie beobachtete, als dieser auf dem Beifahrersitz des Zivilwagens,
eines Caprice, Platz nahm. Rosie hatte das alles schon tausendmal gesehen, bei sich zu Hause.
Sie kamen an der Uhr einer Bank vorbei - derselben, die
Norman vor gar nicht so langer Zeit gesehen hatte -, und
Rosie duckte sich, um die Uhrzeit zu lesen. 16:09. Der Tag
zog sich in die Länge wie warme
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