Das Bild
der Cop und hielt Norman eine verschmierte
Hand hin. Seine Augen folgten der Bewegung nicht; sie
schienen
endgültig in weiter Ferne verschwunden zu sein.
»Ja, ich weiß, Blut, dieser gottverdammte Stier«, sagte Norman
und stieß den Polizisten in den Kofferraum. Dort blieb der
Mann liegen, nur ein zuckendes Bein ragte noch heraus. Norman
knickte es am Knie ab, schob es hinein und schlug den
Kofferraumdeckel zu. Dann ging er zu dem Grünschnabel zurück.
Der versuchte gerade, sich aufzurichten, obwohl sein Blick
verriet, daß er immer noch weitgehend ohne Besinnung war. Er
blutete aus den Ohren. Norman ließ sich auf ein Knie nieder,
legte dem jungen Mann die Hände um den Hals und drückte.
Der Cop fiel nach hinten. Norman setzte sich auf ihn und
drückte weiter. Als Biber sich nicht mehr bewegte, hielt Norman
das Ohr an die Brust des jungen Mannes. Er hörte drei
Herzschläge da drinnen, unregelmäßig und schwach, wie
Fische, die am Ufer zappeln. Norman seufzte, legte Biber wieder
die Hände um den Hals und drückte mit den Daumen auf die
Luftröhre. Jetzt wird jemand kommen, dachte er, jetzt
wird mit Sicherheit jemand kommen, aber es kam niemand.
Jemand rief: »Du Wichser!« aus dem weißen Fleck des Bryant
Park, worauf schrilles Gelächter folgte, wie es nur Betrunkene oder
Schwachsinnige zustandebringen, aber das war alles. Norman hielt
wieder das Ohr an die Brust des Cops. Der Bursche war ein Bühnenrequisit, und er wollte nicht, daß sein Requisit im entscheiden
den Moment zum Leben erwachte.
Diesmal tickte nichts, außer Bibers Uhr.
Norman hob ihn auf, schleppte ihn zur Beifahrerseite des Caprice
und lud ihn ein. Er schob dem Grünschnabel die Mütze so tiefer
konnte ins Gesicht - das schwarz und geschwollen war, so daß der
Junge wie ein Troll aussah - und schlug die Tür zu. Inzwischen
pochte jeder Teil von Normans Körper, aber die schlimmsten
Schmerzen hatte er wieder in Zähnen und Kiefer.
Maude, dachte er. Das ist nur wegen Maude.
Plötzlich war er sehr froh, daß er sich nicht erinnern konnte, was
er mit Maude angestellt… was er ihr angetan hatte. Aber natürlich war er es überhaupt nicht gewesen; es war der Stier, el Toro
grande. Trotzdem, lieber Gott, alles tat ihm so weh. Es war, als
würde er von innen auseinandergenommen werden, systematisch
zerlegt: Bolzen, Schraube, Rädchen, Bolzen, Schraube …
Biber rutschte langsam nach links, seine toten Augen quollen
aus dem Gesicht wie Glasmurmeln. »Das kannst du mir nicht
antun, Nellie«, sagte Norman und zog ihn wieder in die Höhe. Er
beugte sich weiter hinüber und legte Biber den Sicherheitsgurt an.
Das half. Norman wich ein Stück zurück und begutachtete seine
Arbeit kritisch. Alles in allem, fand er, hatte er seine Sache nicht
schlecht gemacht. Biber sah aus, als würde er ein Nickerchen
machen, eine Mütze voll Schlaf nehmen.
Er beugte sich wieder zum Fenster hinein, achtete sorgfältig darauf, daß er die Haltung von Biber nicht veränderte, und klappte das
Handschuhfach auf. Er ging davon aus, daß er einen Erste-HilfeKasten finden würde, und wurde nicht enttäuscht. Er machte den
Deckel auf, holte ein altes, verstaubtes Fläschchen Anacin heraus
und schluckte fünf oder sechs. Er lehnte an der Seite des Autos, zerkaute sie und verzog das Gesicht wegen des scharfen Essiggeschmacks, als sein Verstand wieder einen dieser Aussetzer hatte.
Als er wieder zu sich kam, war Zeit vergangen, aber wahrscheinlich nicht besonders viel; er hatte immer noch den sauren
Geschmack von Aspirin im Mund. Er stand im Flur des Mietshauses, wo sie wohnte, und drückte immer wieder auf den Lichtschalter. Es tat sich nichts; der kleine Raum blieb dunkel. Demnach hatte
er etwas mit dem Licht angestellt. Das war gut. In der anderen
Hand hielt er eine Waffe der Charlie-David-Cops. Er hielt sie am
Laufund hatte so eine Ahnung, als hätte er den Kolben benutzt, um
auf etwas einzuschlagen. Vielleicht Sicherungen? War er unten im
Keller gewesen? Möglich, aber das war nicht wichtig. Das Licht
hier unten funktionierte nicht, und das war genug.
Dies war eine Mietskaserne - recht ansprechend hergerichtet,
aber dennoch eine Mietskaserne. Der Geruch von billigem Essen,
wie es immer auf einer Kochplatte zubereitet wurde, war überdeutlich. Es war ein Geruch, der sich mit der Zeit in den Wänden festsetzte und den man nicht wieder herausbekam. In zwei oder drei
Wochen würde zu dem Geruch auch noch die übliche Geräuschkulisse einer Mietskaserne im Sommer kommen: das leise,
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