Das Bild
entlang, Officerl« Er hätte den Namen des Cops gebraucht, kannte ihn aber
nicht; das Namensschild an der Uniform war mit Blut überzogen.
Und Officer AI konnte er ihn wohl kaum nennen. Er zog den Mann
noch einmal behutsam am Arm, und diesmal kam er mit.
Normanführte den stolpernden, blutenden Charlie-David-Polizisten mit dem Brieföffner im Hals zu seinem Streifenwagen
zurück und rechnete jeden Moment damit, daß jemand aus dem
zunehmend dichteren Nebel kommen würde - ein Mann, der ein
Sechserpack kaufen wollte, eine Frau, die im Kino gewesen war,
Jugendliche auf dem Nachhauseweg von einer Verabredung (vielleicht, Gott schütze den König, einer Verabredung im Freizeitpark
am Ettinger’s Pier) - und wenn das geschah, müßte er sie ebenfalls
töten. Wenn man einmal angefangen hatte, Leute umzubringen,
schien es kein Halten mehr zu geben; der erste Mord zog Kreise wie
ein Stein, den man in einen Teich warf.
Aber es kam niemand. Nur die körperlosen Stimmen hallten vom
Park herüber. Es war echt ein Wunder, wie die Tatsache, daß sich
Officer AI noch auf den Beinen halten konnte, obwohl er blutete wie
ein abgestochenes Schwein und eine so breite und dichte Blutspur
hinter sich herzog, daß sie an manchen Stellen Pfützen bildete. Im
nebelgedämpften Licht der Straßenlaternen glänzten die Pfützen
wie Motoröl.
Norman bückte sich und hob Bibers Mütze von der Treppe auf,
und als sie an der offenen Fahr er seile des Streifenwagens vorbei
kamen, beugte er sich rasch hinein, warf sie auf den Sitz und zog
den Zündschlüssel ab. Es hingen eine ganze Anzahl Schlüssel an
dem Ring, so viele, daß sie nicht flach aneinander lagen, sondern
abstanden wie Sonnenstrahlen auf der Buntstiftzeichnung eines
Kindes, aber Normanfand problemlos den für den Kofferraum.
»Kommen Sie«, flüsterte er ermutigend. »Kommen Sie, nur
noch ein Heines Stück, dann können wir Verstärkung anfordern.«
Er erwartete immer noch, daß der Cop zusammenbrach, aber das
tat er nicht. Allerdings hatte er den Versuch aufgegeben, sich den
Brieföffner aus dem Hals zu ziehen.
»Geben Sie acht auf den Bordstein, Officer, hoppala.«
Der Cop machte einen Schritt vom Bordstein herunter. Als er
den schwarzen Uniformschuh in den Rinnstein setzte, klaffte die
Wunde um den Brieföffner herum auf wie die Kiemen eines Fischs,
und ein neuerlicher Blutschwall quoll auf seinen Hemdkragen. Jetzt bin ich auch noch ein Polizistenmörder, dachte Norman. Er rechnete damit, daß der Gedanke niederschmetternd sein
würde, aber das war er nicht. Wahrscheinlich, weil er tief in seinem
Inneren wußte, daß er diesen prachtvollen, zähen Polizeibeamten
nicht wirklich getötet hatte; jemand anderes hatte es getan. Etwas.
Wahrscheinlich war es der Stier gewesen. Je länger Norman darüber nachdachte, desto plausibler kam es ihm vor.
»Stehenbleiben, Officer, da sind wir.«
Der Cop blieb am Heck des Autos stehen. Norman schloß mit
dem Schlüssel, den er ausgesucht hatte, den Kofferraum auf. Darin
lagen ein Ersatzreifen (glatt wie ein Babyhintern, sah Norman), ein
Wagenheber, zwei kugelsichere Westen (Kapok, nicht Kevlar) - ein
Paar Stiefel, eine Ausgabe von Penthouse voll Ölflecken, ein
Werkzeugkasten und ein Funkgerät, dessen Eingeweide halb heraushingen. Mit anderen Worten, ein ziemlich voller Kofferraum,
wie jeder zweite Kofferraum aller Polizeiautos, die Norman je gesehen hatte. Aber wie bei jedem zweiten Kofferraum aller Polizeiautos, die Norman je gesehen hatte, war da immer noch Platz für
etwas mehr. Er schob den Werkzeugkasten auf eine Seite und das
Funkgerät auf die andere, während Bibers Partner schwankend
und vollkommen stumm neben ihm stand; sein Blick war scheinbar
starr auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet, als könnte er schon
den Ausgangspunkt seiner neuen Reise sehen. Norman verstaute
den Wagenheber hinter dem Ersatzreifen, dann sah er von dem
freien Stauraum zu dem Mann, für den er ihn geschaffen hatte.
»Okay«, sagte er. »Gut. Aber ich muß mir Ihre Mütze leihen,
okay?«
Der Cop sagte nichts, schwankte nur einfach auf den Füßen hin
und her, aber Normans listiges Weibsbild von einer Mutter hatte
gern gesagt »Schweigen heißt Zustimmung«, und das, fand Norman, war ein gutes Motto, auf jeden Fall besser als der Lieblingsspruch seines Vaters, der lautete: »Sind sie alt genug zum Pinkeln,
sind sie alt genug für mich.« Norman nahm dem Cop die Mütze ab
und setzte sie selbst auf. Die Baseballmütze verschwand im Kofferraum.
»Blüh«, sagte
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