Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
neuerworbenen London Fog auf. Dann den zweiten. Als er mit dem
dritten beschäftigt war, zog Norman den Brieföffner heraus und
stieß ihn dem Mann tief in den Hals. Ein Sturzbach von Blut quoll
aus der Wunde und lief an seiner Uniform hinab. In der nebligen
Dunkelheit sah es wie Steaksauce aus.
Biber war, wie sich herausstellte, kein Problem. Er stand starr
vor Entsetzen da, während sein Partner die Hände hob und kraftlos
gegen den Griff des Dings in seinem Hals schlug. Er sah aus wie
ein Mann, der einen exotischen Egel loswerden wollte. »Bläh!«
keuchte er. »Arrgh! Bläh!«
Biber drehte sich zu Norman um. In seinem Schock schien er gar
nicht mitbekommen zu haben, daß Norman etwas mit dem grausigen Schicksal seines Partners zu tun hatte, was Norman freilich
nicht im geringsten überraschte. Es war eine Reaktion, die er schon
früher gesehen hatte. In seinem. Schock und seiner Überraschung
sah der Cop nicht älter als zehn Jahre aus, nicht mehr so ähnlich
wie Biber, sondern genauso.
»Etwas stimmt nicht mit All«, sagte Biber. Norman wußte noch
etwas über diesen jungen Mann, der sich bald zu den in Erfüllung
ihrer Pflicht ehrenhaft Gefallenen der Stadt gesellen würde: In seinem Kopf war er davon überzeugt, daß er schrie, fest überzeugt,
aber tatsächlich kam nur ein erschrockenes Flüstern heraus.
»Etwas stimmt nicht mit AU«
»Ich weiß«, sagte Norman und verpaßte dem Jungen einen Hieb
aufs Kinn, ein riskanter Schlag, wenn der Gegner gefahrlich war,
aber in seinem gegenwärtigen Zustand wäre ein Zwölfjähriger mit
Biber fertig geworden. Der Schlag traf sein Ziel, der junge Cop
taumelte gegen das schmiedeeiserne Geländer, an dem sich Norman
vor nicht einmal dreißig Sekunden festgehalten hatte. Biber war
nicht so k.o., wie Norman gehofft hatte, aber seine Augen waren
umwölkt und glasig geworden, er würde keine Schwierigkeiten
machen. Seine Mütze war ihm heruntergefallen. Das Haar darunter war kurz, aber nicht so kurz, daß man es nicht hätte packen können. Norman grub die Hände hinein und riß den Kopf des Jungen
brutal nach unten, während er gleichzeitig das Knie hob. Das
Geräusch klang gedämpft, aber grandios, als würde ein Mann mit
einer Keule auf einen gepolsterten Sack voll Porzellan einschlagen.
Biber fiel um wie ein Stein. Norman drehte sich nach seinem
Partner um und machte eine unglaubliche Feststellung: Der Partner war nicht mehr da.
Norman wirbelte mit funkelnden Augen herum und entdeckte
ihn. Er ging ganz langsam den Bürgersteig entlang und hielt die
Hände vor sich ausgestreckt wie ein Zombie in einem Gruselschocker. Norman machte eine ganze Drehung auf den Absätzen
und hielt nach Zeugen dieser Komödie Ausschau. Er sah keine.
Kreischen und Johlen ertönten aus dem Park; Teenager rannten
dort herum und spielten Fangen im Nebel, aber das machte nichts.
Bis jetzt hatte er unglaubliches Glück gehabt. Wenn es nochfünfundvierzig Sekunden anhielt, höchstens eine Minute, hätte er es
geschafft.
Er lief dem älteren Cop hinterher, der wieder stehengeblieben war
und einen erneuten Versuch unternahm, Anna Stevensons Brieföffner aus seinem Hals zu ziehen. Er hatte es tatsächlich geschafft,
sich fünfundzwanzig Meter weit zu schleppen.
»Officer!« sagte Norman mit tiefer, gebieterischer Stimme und
berührte den Cop am Ellbogen.
Der Cop fuhr ruckartig herum. Seine Augen waren glasig und
quollen aus den Höhlen, die Augen von etwas, das an der Wand
einer Jagdhütte hängen sollte, dachte Norman. Seine Uniform war
vom Hals bis zu den Knien scharlachrot verfärbt. Norman hatte
nicht die geringste Ahnung, wie dieser Mann noch am Leben sein
konnte, geschweige denn bei Bewußtsein. Ich schätze, im Mittelwesten werden die Cops härter gebaut, dachte er.
»’ufn!« sagte der Polizist drängend, »’ufh! Si! Vrstkung!« Die
Stimme klang blubbernd und erstickt, aber immer noch erstaunlich
kräftig. Norman wußte sogar, was der Mann sagen wollte. Er hatte
da hinten einen schweren Fehler gemacht, einen Anfängerfehler,
aber Norman glaubte dennoch, daß er stolz gewesen wäre, diesen
Mann als Partner gehabt zu haben. Der Griff des Brieföffners, der
aus dem Hals des Mannes ragte, bewegte sich beim Sprechen auf
und ab, was Norman daran erinnerte, wie die Stiermaske aussah,
wenn er die Lippen von innen bewegte.
»Ja, ich rufe Verstärkung.« Norman sagte es in einem leisen,
hektischen Tonfall der Aufmerksamkeit. »Aber vorerst wollen wir
Sie zum Auto zurückbringen. Kommen Sie. Hier

Weitere Kostenlose Bücher