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Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schreckliche Angst.«
»Unter der linken Tischseite finden Sie einen Kühlschrank
mit Evian-Mineralwasser und Obstsäften«, sagte Rhoda.
»Und was die Angst betrifft, das ist durchaus normal. Und
sie wird vorbeigehen.«
»Erzählen Sie mir noch ein bißchen, Rosie«, bat Curtis sie.
Er hatte sich einen Kopfhörer aufgesetzt und machte sich an
einer Reihe von Schiebereglern zu schaffen.
Die Panik ging vorbei, dank der Frau in dem dunkelroten
Gewand. Als Beruhigungsmittel war es sogar besser, an
sie zu denken, als fünfzehn Minuten in Pus Stuhl zu schaukeln.
Nein, es ist nicht sie, du bist es, sagte die tiefe Stimme zu ihr. Du hast Oberwasser, zumindest momentan, aber das kannst du dir
ganz allein anrechnen. Und würdest du mir einen Gefallen tun,
ganz gleich, wie das hier ausgeht? Versuch, nicht zu vergessen, wer
hier richtig Rosie ist, und wer Rosie Richtig.
»Sagen Sie einfach irgendwas«, sagte Curtis zu ihr. »Spielt
keine Rolle, was.«
Einen Moment war sie vollkommen ratlos. Ihr Blick fiel
auf das Skript vor ihr. Die erste Seite war eine Kopie des
Umschlags. Er zeigte eine spärlich bekleidete Frau, die von
einem vierschrötigen, unrasierten Mann mit einem Messer
bedroht wurde. Der Mann hatte einen Schnurrbart, und ein
Gedanke, so flüchtig, daß sie ihn kaum mitbekam
(willstes besorgt haben willstes von hinten was meinste)
strich über ihr Bewußtsein hinweg wie ein übelriechender
Atemzug.
»Ich werde ein Buch mit dem Titel Der Teufelsrochen lesen«,
sagte sie mit einer, wie sie hoffte, normalen Sprechstimme.
»Es wurde 1951 von Lion Books veröffentlicht, einem kleinen
Taschenbuchverlag. Auf dem Umschlag steht zwar, daß der
Name des Autors … reicht das?«
»Mit der Tonspur ist alles klar«, sagte Curtis und stieß sich
mit den Füßen an, so daß er mit dem Drehstuhl von einem
Ende des Mischpults zum anderen rollte. »Erzählen Sie mir
noch ein bißchen für die Aussteuerung. Aber Sie hören sich
prima an.«
»Ja, wunderbar«, sagte Rhoda, und Rosie glaubte nicht,
daß sie sich die Erleichterung in der Stimme der Regisseurin
einbildete.
Ermutigt drehte sich Rosie wieder zum Mikrophon um.
»Auf dem Umschlag steht, daß es von Richard Racine
geschrieben wurde, aber Mr. Lefferts - Rob - hat gesagt, es
stamme in Wirklichkeit von einer Frau namens Christina
Bell. Es ist Teil einer Serie von Audio-Büchern mit dem Titel Women in Disguise, und ich habe diesen Job bekommen, weil
die Frau, die die Romane von Christina Bell lesen sollte, eine
Rolle in einer -«
»Alles klar«, sagte Curtis.
»Mein Gott, sie hört sich an wie Liz Taylor in Telefon Butterfield 8«, sagte Rhoda Simons und klatschte wahrhaftig in
die Hände.
Robbie nickte. Er grinste, eindeutig entzückt. »Rhoda wird
Ihnen helfen, aber wenn Sie es lesen wie Dark Passage vor
dem Liberty City, werden wir alle sehr glücklich sein.«
Rosie beugte sich hinunter, konnte gerade noch verhindern, daß sie mit dem Kopf gegen die Kante der Tischplatte
knallte, und holte sich eine Flasche Evian-Mineralwasser aus
dem Kühlschrank. Als sie den Verschluß aufdrehte, stellte sie
fest, daß ihre Hände zitterten. »Ich werde mir größte Mühe
geben. Das verspreche ich.«
»Ich weiß«, sagte er.
Denk an die Frau auf dem Hügel, sagte Rosie zu sich. Denk
daran, wie sie gerade jetzt auf dem Hügel steht und vor nichts
Angst hat, das in ihrer Welt auf sie zu kommt, oder sich aus meiner
von hinten an sie anschleicht. Sie besitzt keine einzige Waffe, aber
sie hat keine Angst - man muß ihr Gesicht nicht sehen, um das zu
wissen, man erkennt es an der Haltung ihres Rückens. Sie ist…
»… auf alles vorbereitet«, murmelte Rosie und lächelte.
Robbie beugte sich auf seiner Seite der Glasscheibe nach
vorne. »Pardon? Das hab ich nic ht mitgekriegt.«
»Ich sagte, ich bin bereit«, sagte sie.
»Aussteuerung ist gut«, sagte Curtis und wandte sich an
Rhoda, die ihre eigene Fotokopie des Romans neben ihren
Notizblock gelegt hatte. »Ich warte nur auf Sie, Professor.«
»Okay, Rosie, zeigen wir ihnen, was eine Harke ist«, sagte
Rhoda. »Dies ist Der Teufelsrochen von Christina Bell. Auftraggeber ist Audio Concepts, Regie führt Rhoda Simons, es
liest Rose McClendon. Band läuft. Aufnahme eins auf los,
und… los.«
O Gott, ich kann nicht, dachte Rosie wieder, doch dann verdrängte sie alle Gedanken bis auf ein einziges, deutlich strahlendes Bild: den Goldreif, den die Frau in dem Bild am rechten Oberarm trug. Als sie ihn deutlich vor sich sah, verging
auch dieser neuerliche

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