Das bisschen Haushalt
Zwischenzeit in den Getränkemarkt, danach wieder nach Hause und das Auto saugen. Nachmittags dann in den Garten, den Rasen mähen und das Unkraut im Vorgarten entfernen.
Als die Kinder im Bett sind, unterhalten wir uns erstmals in dieser Woche über etwas anderes als logistische und terminliche Alltagsprobleme. Ich frage Carola: „Na, wie schmeckt der Job?“ Ausführlichst berichtet sie von ihren Erlebnissen, von den Abteilungsleitern, von denen sie noch nicht wüsste, wie sie einzuschätzen seien und von den Gesprächen mit der Eigentümerfamilie. Man setze große Hoffnungen in sie und erwarte vollen Einsatz. Bis zum Jahresende müsse sie eine schlüssige Strategie vorlegen, wie das Unternehmen weiter wachsen und erfolgreich bleiben könne.
„Und wie waren deine Erfahrungen?“, erkundigt sich Carola bei mir. „Hmmm, na ja, war schon ganz schön ungewohnt, so die ganze Zeit für die beiden verantwortlich zu sein“, fasse ich meine ersten vier Tage als Hausmann zusammen. „Was soll das heißen?“, will Carola wissen. „Nun, irgendwie hatte ich mir das einfacher vorgestellt. Über alles diskutieren sie. Und immer machen sie genau das Gegenteil von dem, was ich möchte“, beklage ich mich. „Tja, mein Lieber, da siehst du mal, was ich die ganze Zeit mitgemacht habe.“ „Gut, das war die Eingewöhnungsphase. Wenn ich erstmal mein 10-Punkte-Programm umgesetzt habe, wird das ganz geschmeidig laufen“, wechsle ich ganz schnell die Tonlage, um nicht selbst mein Bild des souveränen Hausmanns anzukratzen.
Sonntag, 6. Juli
Noch immer verwöhnt uns ein Hochdruckgebiet, sodass wir diesen strahlenden Sonntag nutzen wollen, um endlich unsere neuen Inliner auszuprobieren. Die Kinder hatten welche zu Ostern und ich zu meinem Geburtstag bekommen. Carola hatte sich im Vorgriff auf ihr erstes Gehalt vor vierzehn Tagen selbst welche geschenkt.
Nach dem Frühstück überlegen wir, wo wir denn am besten fahren sollten. Ich schlage vor, es direkt vor unserer Haustüre, auf der Straße, zu probieren. „Viel zu gefährlich“, meint Carola, es sei zwar kaum Verkehr, aber trotzdem müsse man damit rechnen, dass ab und zu ein Auto käme. Paul bringt den Supermarktparkplatz ins Spiel. „Kein schlechter Einfall, aber der ist gepflastert, da bleiben wir ständig mit den Rollen hängen“, verwerfe ich seine Idee. Rebecca hat auch einen Vorschlag: auf dem Radweg, der zur Nachbargemeinde führt. „Nö“, schmettert Carola die Idee ab - viel zu viele Zuschauer, die sich über sie und ihre dilettantischen Versuche lustig machen könnten. Schließlich sei sie ja jetzt Geschäftsfrau und wie wirke es da, wenn sie mit ihren engen Radlerhosen und dem voluminösen Helm erste Fahrexperimente mache? Wie ein Idiot sehe sie da aus - das wolle sie nicht.
Also gut, dann müssen wir halt woanders üben. Nach etlichen weiteren unpraktikablen Alternativen hat Paul den rettenden Gedanken. „Lasst uns doch in den Pausenhof der Schule gehen. Der ist geteert, garantiert zuschauerfrei und groß genug.“ Anerkennend klopfe ich ihm für diesen Geistesblitz auf die Schulter und blase zum Aufbruch. Der Kofferraum wird mit vier Paar Inlinern, zwei Klappkisten mit vier biomechanischen Protektoren-Sets (günstig bei ALDI erstanden), Helmen, Handschuhen und Rückenpanzern für die Kinder bestückt. Außerdem kommt eine mit Apfelsaftschorle sowie Haselnussschnitten gefüllte Kühltasche und die Erste-Hilfe-Box einer Krankenkasse mit, von der ich immer noch nicht weiß, wie wir in deren Besitz gekommen sind.
Am Pausenhof angekommen, lade ich die Ausrüstung aus und beginne - zusammen mit Carola - die Kinder in gepolsterte Gnome zu verwandeln. Das Anziehen der Ellbogen- und Handgelenksschoner bereitet überraschenderweise kaum Schwierigkeiten. Deutlich schwieriger hingegen gestaltet sich das Anlegen der Knieschützer. Selbige zeichnen sich durch die Verwendung von weltraumerprobtem Kevlar in der Außenschale, nicht jedoch durch eine einfache Handhabung aus. Die Schlaufen müssen durch zwei Laschen gezogen und dann mittels Klettverschluss befestigt werden. Klingt einfach, ist jedoch schwer in der Umsetzung - eine knifflige Aufgabe für meine Finger, die keine Goldschmiedearbeiten gewohnt sind. „Autsch, Papa, pass doch auf!“, quietscht Rebecca. Ich habe ihr ein Stück Haut ein-geklemmt. „Das ist viel zu eng!“, mosert Paul. Also lockere ich den Verschluss wieder.
Irgendwie schaffe ich es doch, die Antirutsch-Bündchen in die richtige Position zu
Weitere Kostenlose Bücher