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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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besondere Funktion: Sie verändern ihre Farbe durch kaltes Wasser von pink zu blau (Lidschatten) oder von rosa zu pink (Rouge). Und mit dem Erdbeerduft an den Lippen wird diese Schminkpuppe zur besten Freundin!“ Wie cool - pinkfarbenes Rouge und erdbeerduften-de Lippen! Hoffentlich orientiert Rebecca ihren späteren Geschmack und kosmetische Vorlieben nicht an diesem Kopf.
    Den Vormittag verbringt Rebecca damit, verschiedene Frisuren und Make-up-Variationen auszuprobieren. Derweil bereite ich die für heute Nachmittag anstehende Einladung vor. Sieben Kinder werden kommen, besser gesagt: einfallen und unser Haus verwüsten. Sieben Zicken. Um diese in Zaum zu halten, habe ich mir ein genaues Programm überlegt. Die Ideen dazu habe ich aus dem Internet. Bei www.kindergeburtstag-spiele.de habe ich haufenweise Anregungen bekommen. Ich stelle also bereit: Mehl (fürs Mehlschneiden), Tischtennisbälle (für den Staffel-Eierlauf), Kochtopf und Holzlöffel (fürs Topfschlagen) sowie Luftballons und Geschenkband (fürs Ballontreten).
    Um kurz vor 15:00 Uhr klingelt es schon an der Haustüre. Da kann es wohl jemand nicht abwarten. Es ist Serena mit ihrer Mutter. Mal unter uns: Was für ein bekloppter Name! Heute müssen Eltern ihren Kindern ja Namen geben, die wie Damenbinden, Frischkäsesorten oder Nassrasierer klingen. Serena jedenfalls verhält sich auch wie eine Packung Slipeinlagen im Regal: teilnahmslos! Meine Begrüßung erwidert sie nur mit einem stummen Blick auf den Boden. Na ja, die wird noch auftauen. Im Minutentakt trudeln nun noch ein: Nora, Lena, Yolanda (noch so ein Name), Nicole, Marie und Saskija.
    Eigentlich wollte ich die Geburtstagstafel feierlich eröffnen und selbst die Muffins auf die Teller verteilen. Doch diese Mc-Donalds-Selbstbedienungs-Mentalität ist schon so in den Kindern drin, dass sie gar keinen offiziellen Startschuss abwarten, sondern beherzt zulangen, kaum dass sie den gedeckten Tisch erblicken. Ich kann nur noch zusehen, wie die Schoko-BananenMuffins zwischen Zahnlücken verschwinden und der Boden allmählich von einer drei Zentimeter hohen Krümelschicht bedeckt wird. Vielleicht hätte Carola doch keinen Schokoladenguss auf die Muffins machen sollen? Jedenfalls komme ich kaum nach, mit Feuchttüchern sechzehn verschmierte Kinderhände zu reinigen, um so bleibende Erinnerungen an Wänden und Couch zu verhindern.
    „Also, ihr lieben Kinder, ich habe ein paar Spiele für euch vorbereitet“, versuche ich die Meute zusammenzutrommeln. Nach einer Viertelstunde habe ich sie endlich so weit, dass sie mir zuhören. „Wir fangen mit Topfschlagen an.“ Rebecca darf als Geburtstagskind natürlich zuerst an die Reihe. Danach ist Lena dran und dann Marie. Marie, eigentlich ein zierliches Mädchen, zeigt eine eigenwillige Form des Löffelschlagens - auf allen Vieren krabbelnd, holt sie mit der rechten Hand weit aus und lässt dann den Arm mit voller Wucht zu Boden sausen, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Schnell räume ich im Weg stehende Keramikübertöpfe zur Seite, damit diese nicht infolge von Maries Löffelschlägen einen Sprung bekommen. Für Janosch, der sich unter den Mädels sichtlich wohlfühlt, kommt jedoch jede Hilfe zu spät. Er hatte sich bislang freudig beim Spiel beteiligt
    - endlich kam mal jemand auf sein Niveau herab und bewegte sich wie er auf vier (!) Beinen fort. Doch nun trifft ihn Maries Urgewalt. Ein gellendes Heulen quittiert den Treffer - glücklicherweise nur den Schwanz und nicht die Schnauze. Trotzdem: Ihm langt’s, er verkriecht sich schmollend und leidend unter dem Sofa. Bis zum späten Abend ward er nicht mehr gesehen.
    Den Kindern langt’s anscheinend auch, denn außer Marie mit ihren verbundenen Augen ist keines der Mädels mehr da. Sie haben sich zwischenzeitlich in Rebeccas Zimmer zurückgezogen. Meiner freundlichen Aufforderung, mit mir doch ins Wohnzimmer zu kommen, ich hätte noch eine Menge gaaaanz lustiger Spiele vorbereitet, leistet niemand Folge. Stattdessen wird das Puppenhaus in seine Einzelteile zerlegt, wird ermittelt, wie schnell man das Playmobil-Traumschloss in seine Grundform verwandeln kann und wird untersucht, was sich wohl in den fein säuberlich sortierten Plastikboxen mit Lego-Themen-welten so alles befindet.
    Um 18:00 Uhr verlassen die Gäste unser Haus und mich meine Nerven. Rebeccas Zimmer ist eine einzige Spielzeug-Ur-suppe - man erkennt nichts mehr. Dieser Kinder-Tsunami hat es innerhalb kürzester Zeit fertiggebracht, Rebeccas

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