Das bisschen Haushalt
Zimmer zu atomisieren. Bis kurz vor Mitternacht bin ich damit beschäftigt, das Chaos zu beseitigen. Nächstes Jahr fahren wir zu BurgerKing - mit Kids Menu und Hüpfburg. Was anderes mache ICH nicht mehr.
Mittwoch, 6. August
Normalerweise bekomme ich keine Kundenbesuche. Wenn es überhaupt erforderlich ist, fahre ich zu meinen Auftraggebern, um das Nötige zu besprechen. Doch heute ist es anders. Einer meiner wichtigsten Kunden hat sich angesagt. Obwohl ich meine „Fortbildungsmail“ geschrieben hatte, rief er letzte Woche an: „Herr Däfler, ich bin nächsten Mittwoch in Würzburg zu einem Kongress. Da könnte ich doch auf dem Rückweg bei Ihnen vorbeischauen und wir könnten uns über die Broschüre zu unserem 40-jährigen Firmenjubiläum unterhalten. Passt es Ihnen um 16:00 Uhr?“ Wohl wissend, dass weder die Räumlichkeiten noch die Atmosphäre wirklich geeignet sind, Geschäftspartner bei uns zu empfangen, schlage ich vor, zu ihm nach Würzburg zu kommen. Ich begründe meinen Vorschlag sehr geschickt mit dem Argument, dass er dann weniger Zeit verlieren würde. „Ach nein, das macht mir nichts aus, außerdem haben wir es bei Ihnen sicherlich ungestörter.“ Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen.
Sofort nach dem Anruf von Herrn Engelhardt hatte ich nach Betreuungsmöglichkeiten für Paul und Rebecca gesucht, um tatsächlich eine ungestörte Atmosphäre zu schaffen. Gottlob hatte Mama keinen Arzt- oder Friseurtermin, sodass sie freudig ihre Enkel empfangen wollte; sie bot sogar an, Paul und Rebecca direkt bei uns abzuholen - um 15:00 Uhr wäre sie da. Das ist Full Service, wie ich ihn liebe.
Um 14:43 Uhr klingelt das Telefon: „Das Auto springt nicht an.“ „Du musst nur den Schlüssel ins Zündschloss stecken und dann rumdrehen“, antworte ich locker, in der Annahme, Mama würde scherzen und mich eigentlich nur darüber informieren wollen, dass es ein paar Minuten später wird. Dem ist aber nicht so. „Scherzkeks, da tut sich wirklich nichts. Ich befürchte, das hat was mit dem Marder zu tun, der hier sein Unwesen treibt. Bei Hasenstabs nebenan hat er vorletzte Woche auch schon zugeschlagen.“ „Zugebissen, meinst du wohl?“ Noch ist mir der Humor nicht gänzlich vergangen, habe ich doch einen Notfallplan in der Hinterhand. „Gut, Mama, dann ruf du mal in der Werkstatt an und kümmere dich um deinen Wagen, ich werde Ines fragen, ob sie die Kinder nehmen kann.“
Bei Ines geht niemand ans Telefon. Und das Handy antwortet nur mit: „Momentan ist niemand erreichbar.“ Bei Martina verrät mir der Anrufbeantworter, dass keiner zu Hause ist und bei Gertrud ist dauerbesetzt. Einen Joker habe ich noch: Christine! Nach dem vierten Klingeln meldet sie sich tatsächlich. „Schön, mit einem leibhaftigen Menschen zu sprechen“, begrüße ich sie. „Du, ganz spontan: Hast du heute Nachmittag Zeit, die Kinder zu nehmen? Ich bekomme einen Kunden zu Besuch und da muss es still sein. Wäre auch nur für ein bis zwei Stunden.“ Tja, selbstverständlich wäre sie gern und jederzeit für mich bzw. die Kinder da, nur heute, ausgerechnet heute, wo sie doch sonst immer Zeit hätte, ja, also jetzt ginge es nicht, sie wäre gerade auf dem Sprung, in fünf, vielleicht auch schon in drei, Minuten müsse sie das Haus verlassen, weil sie mit einer Freundin verabredet sei.
O. k., dann füge ich mich eben in mein Schicksal. Ich sehe es schon kommen. Herr Engelhardt wird nach zwanzig Minuten unsere Besprechung abbrechen: „Herr Däfler, so hat das doch keinen Sinn, wenn Ihre Kinder ständig so einen Lärm veranstalten. Ich fahre besser mal. Sie hören wieder von mir.“ In Wirklichkeit wird er sich dann natürlich nicht mehr melden, sondern einen anderen, kinderlosen Redakteur suchen. Kampfeslust in mir erwacht - so einfach gebe ich diesen Kunden nicht auf. Ich rufe die Kinder zu mir: „Hört mal zu, ihr könnt heute doch nicht zu Omi Gertrud, ihr Auto ist kaputt. Und ich habe keine Zeit, weil gleich, genau genommen in siebzehn Minuten, ein ganz ganz wichtiger Kunde kommt. Mit dem muss ich in Ruhe ein paar Sachen durchsprechen. Kann ich darauf vertrauen, dass ihr nicht streitet und euch groß verhaltet?“
„Daddy, klar sind wir still. Ich pass’ auf Rebecca auf. Was lässt du denn dafür springen?“, antwortet Paul souverän. Er wird bestimmt mal Unternehmer. Mist, er hat erkannt, dass ich mich in einer Zwangslage befinde und nutzt das eiskalt aus, um mich zu erpressen. „Eine Tüte Saure Pommes“, schlage
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