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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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dem Fernseher.
Montag, 4. August
    Nach meinem gestrigen Desaster im Wald beschließe ich, heute häuslich zu bleiben - da kann man sich wenigstens nicht verirren. Weil sich Paul und Rebecca weitestgehend allein beschäftigen, nutze ich die Zeit zur Erledigung allfälliger Haus- und Aufräumarbeiten. Ich miste den Schlüsselschrank aus, leere sämtliche Abfalleimer, befreie die Duschabflusssiphons von jahrelang angesammeltem Dreck und unterziehe die Brotschublade einer Generalreinigung. Dabei kommen neben zwei Kilo Krümeln und Brotkrusten so allerhand Bäckertüten zum Vorschein, die sich dort im Laufe der letzten Wochen angesammelt haben. Sie beinhalten angeknabberte, teilweise auch noch völlig intakte Stückchen, deren Festigkeit die von Rosengranit um ein Vielfaches übertrifft.
    Ursache der Leichen in der Brotschublade: Beide Kinder haben völlig unterschiedliche Vorlieben hinsichtlich ihres Backwarengeschmacks. Selbigen treffe ich leider häufig nicht. Da bringe ich den zweien zum Beispiel jeweils eine Streuselschnecke mit; Paul verspeist sie mit Behagen, während Rebecca nur angewidert ihr kleines Näslein rümpft. Folglich wandert Rebeccas Streuselzunge zurück in die Tüte und diese in die Brotschublade
    - vielleicht isst Paul ja am nächsten Morgen die zweite Zunge? Tut er aber in der Regel nicht, weil wir alle nicht mehr daran denken, sodass Tüte um Tüte im hinteren Teil der Schublade vergessen wird.
    Dieses Problem muss grundsätzlich und dauerhaft gelöst werden! Ich gehe an den Computer und erstelle eine Back-erzeugnis-Beliebtheits-Matrix, die ich dann ausdrucke und in meinem Geldbeutel verstaue.
Rebecca
Paul
Donuts
x
x
Butterbrezeln

x
Croissants
x
Schokocroissants

x
Laugenhörnchen

x
Hefeteilchen

x
    Mithilfe dieser Übersicht kann ich beim Bäcker keine Fehlentscheidung mehr treffen - ich werde künftig meine Liste ziehen, nur noch das Richtige einkaufen und freudestrahlende Gesichter ernten. Und: Ich werde beim nächsten Säubern der Brotschublade nicht mehr Dutzende von Tüten mit steinharten Streuselschnecken vorfinden.
Dienstag, 5. August
    Endlich ist er da - Rebeccas sechster Geburtstag. Was hat sie sich auf diesen Tag gefreut! Von kaum etwas anderem hat sie die letzten Wochen gesprochen: „Bald bin ich sechs!“, sang sie zu jeder Tageszeit glückselig vor sich hin. So viel Vorfreude wollen wir natürlich nicht enttäuschen und geben uns besonders viel Mühe bei der Dekoration des Frühstückstisches. Um Rebeccas Teller herum drapieren wir Luftschlangen, an ihren Stuhl hängen wir zwei Luftballons, in die Mitte des Tisches kommt eine „Happy-Birthday-Girlande“ und ihr Platzdeckchen stellen wir mit sechs Teelichtern voll. In ihre Tasse legen wir noch ein Überraschungsei und bauen am Tischende ihre Geschenke auf.
    Da Carola ja trotz des töchterlichen Geburtstags zur Arbeit muss, bleibt uns nichts anderes übrig, als Rebecca zu wecken. Im Gegensatz zu normalen Tagen braucht es dazu allerdings keine größeren Anstrengungen - sie ist sofort hellwach. Sie strahlt uns an; ihre Augen haben diesen Heißa-jetzt-bin-ich-sechs-wo-sind-die-Geschenke-Blick. Rebecca stürmt zum Frühstückstisch, wo bereits ein missmutiger Paul wartet. Ja, auch ihn haben wir
    - obwohl er doch Ferien hat! - geweckt, schließlich wollen wir ja gemeinsam unser Geburtstagskind feiern. „Glückwunsch“, nuschelt Paul und hält seiner Schwester schlaff die Hand hin. „Sag mal, gratuliert man so seinem Geschwisterchen zum Geburtstag? Geht das nicht auch ein bisschen herzlicher?“, ermahne ich ihn zu etwas mehr Hingabe. Notgedrungen rafft sich Paul auf und nimmt seine Schwester in den Arm, wobei ich mich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass er denkt, er müsse einen 1,08 Meter großen, kotzgrünen Schleimbatzen drücken.
    Nachdem Rebecca in dreiundzwanzig Sekunden ein Stück Marmorkuchen eliminiert hat, wendet sie sich ihren Geschenken zu. Ob wohl der Frisierkopf mit dabei ist? Zielgerichtet schnappt sie sich das Päckchen, in dem sie ihren Hauptwunsch vermutet. Ihr Instinkt hat sie nicht getäuscht. Laut jubelnd reißt sie das Geschenkpapier mit Bärchenmotiven runter und erkennt den „My Model Magic MAKE UP Styling Head.“
    Während Rebecca anfängt, ihren Kopf zu bearbeiten, studiere ich den Verpackungstext: „Das hochwertige, waschbare Haar macht jedes Styling mit.“ Oh mein Gott! Da kann ich mir schon vorstellen, was der arme Kopf alles erleiden muss. Weiter im Text: „Lidschatten und Rouge haben eine

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