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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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patschnass. Das Pissoir sei schwierig zu treffen gewesen, es hätte so hoch gehangen, da wären ein paar Tropfen daneben gegangen. Ein paar Tropfen! Das muss mindestens ein Viertel Liter gewesen sein. Ich überlege blitzschnell. „Macht nichts“, heuchle ich und nehme ihn auf den Arm. Wir sprinten zum Parkhaus. Am Auto angekommen, öffne ich den Kofferraum, entnehme aus Vinzenz’ Plastiktüte die von Regina vorsorglich eingepackten Ersatzsocken und ziehe sie Noah an.
    Als wir wieder in den Kinosaal zurückkehren, läuft schon der Abspann und fast das gesamte Publikum hat sich schon von den Plätzen erhoben. Auch Paul, Rebecca und Vinzenz. Die drei haben nach einer so langen Zeit des Sitzens einen ausgeprägten Bewegungsdrang und toben durch die Reihen, klettern über die Sessel und stoßen allerhand Pappbecher, Flaschen und halbvoll zurückgelassene Popcorntüten um. „Auf Leute, das ist kein In-doorspielplatz, sondern ein Kino. Sofort zieht ihr eure Schuhe an und kommt mit.“
    Wieder im Auto, frage ich: „Und wie hat euch der Film gefallen?“ „Jo, ganz nett“, urteilt Paul. „Total süß, aber auch ein bisschen traurig“, kommentiert Rebecca die Hollywood-Produktion. „Prima“, wertet Vinzenz den Streifen und stopft sich den Rest Popcorn aus Rebeccas Tüte (seine und die von Noah hatte er zuvor schon geleert) in den Rachen. „So, und nun geht’s noch zu McDonald’s!“, rufe ich den Geburtstagsgästen in Erinnerung.
    Da es schon reichlich spät ist, ich zudem überhaupt keine Lust auf langwierige Abstimmungsprozesse habe, bestelle ich der Einfachheit halber für alle ein Kindermenu mit Pommes und Chicken Nuggets. Da die Bäuche noch reichlich mit Popcorn und Gummibärchen angereichert sind, bleiben erstaunlich viele Reste auf dem Tablett. Selbige vertilgt Vinzenz, für den heute ein absoluter Glückstag sein muss. Ob sein an Grünkern, Dinkel und Hafer gewöhnter Körper das verkraftet?
    Zurück fahren wir wieder mit dem Tempo einer Droschke
    - sogar ein Opel-D-Kadett überholt uns. Aber, und das macht mich schon stolz, Noah muss nicht kotzen. Vielleicht liegt’s daran, dass er mittlerweile eingeschlafen ist. Glücklich schließt Noahs Mutter ihren Sohn wieder in die Arme, trägt das schlafende Bündel in sein Bett und freut sich, dass sie keine Tupperschüssel zu reinigen hat. Regina ist ebenfalls begeistert, stellt sie doch fest, dass ihr Vinzenz den ganzen Tee getrunken und artig sein Brot gegessen hat. Was bin ich doch für ein begabter Vater!

Mittwoch, 13. August
    Heute kam das Herbstprogramm des Kinder- und Jugendzentrums „Katakombe“. Ich treffe eine Vorauswahl und markiere im Programmheft die Kurse, die meiner Meinung nach für die Kinder interessant sein dürften. Doch weder der Physik-Experi-mentierkurs noch die geologische Expedition stoßen auf Interesse bei Paul. Rebecca lese ich die Beschreibung des Kurses: „Pimp my Möbel“ vor.
    „Pimp my Möbel“
    07. November, 15:00 - 17:00 Uhr, 10,- €, ab 6 Jahren, Nicole Güld-ner, Kursnummer: 7758.
    In fast jeder Wohnung findet man immer wieder Möbel, die eigentlich nicht mehr gebraucht werden, aber die zu schade zum Wegschmeißen sind, wie etwa alte Stühle, kleine Kommoden, Bänke und Tische. In diesem Kurs kannst du dein eigenes Möbelstück wieder auf Vordermann bringen. Egal ob mit Stoff, Gips, Farben oder anderen Deko-Materialien - hier wird aus einem alten Möbel ein cooles, neues Stück, welches dein Zimmer erst komplett macht.
    „Au ja, Papi, das hört sich klasse an. Das will ich unbedingt machen.“ Als ich im Kalender nachsehe, ob wir an diesem Tag etwas vorhaben, sehe ich tatsächlich, dass wir just für diesen Nachmittag bereits einen Impftermin beim Kinderarzt vereinbart haben. „Fröschlein, das klappt leider nicht“, muss ich Rebecca enttäuschen. „Schaaaaade!“
    Da ich vor unserem Urlaub noch reichlich Ablage im Büro zu machen und einige Anrufe zu erledigen habe, bitte ich Paul und Rebecca, sich heute Nachmittag allein zu beschäftigen. Paul hätte zwar lieber mit mir Fußball gespielt und Rebecca wäre lieber mit mir Rad gefahren, aber großzügigerweise gestatten sie mir ein paar Stunden Büroarbeit. Wow, so viel Verständnis hatte ich gar nicht erhofft.
    Als ich am späten Nachmittag aus dem Büro nach oben komme und in Pauls Zimmer blicke, kann ich auf dem Boden nichts anderes erkennen als Yu-Gi-Oh-Karten. Er hat seine insgesamt 583 Karten alphabetisch sortiert und fein säuberlich ausgebreitet. Doch

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