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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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dieser Anblick ist nichts im Vergleich zu dem Bild, das sich mir in Rebeccas Zimmer bietet: Sie hat ihr dreistöckiges Puppenhaus in die Mitte ihres Zimmers gewuchtet und dort mithilfe ihres bereits für die Schule gekauften Wasserfarbenmalkastens die einzelnen Räume gestrichen.
    Offenbar inspiriert durch die Kursbeschreibung von „Pimp my Möbel“ ist sie auf die Idee gekommen, ihrem Barbie-Zuhau-se eine Rundumerneuerung zu gönnen. Leider sind ihre handwerklichen Fähigkeiten nur ansatzweise ausgeprägt, denn selbst einem wohlwollenden Betrachter muss die Renovierung mehr wie eine mutwillige Zerstörung erscheinen. Dazu trägt auch ihr Arbeitsstil bei, der dem osteuropäischer Arbeitskolonnen gleicht
    - der ganze Boden ist übersät mit Farbklecksen. Auch ihre Farbwahl ist nicht unbedingt dazu angetan, Begeisterung hervorzurufen: Die Küche ist lila, das Schlafzimmer froschgrün und das Wohnzimmer schwarz. „Sieht doch klasse aus?“, erkundigt sich Rebecca Lob heischend bei mir. Ich kann mich leider nur zu einem „Hmmm“ hinreißen lassen.
Donnerstag, 14. August
    Der Countdown läuft! In vierundzwanzig Stunden fahren wir in den Urlaub. Zwei Wochen Türkei. Leider muss Carola nochmals ins Büro. Ursprünglich hatte sie ja geplant, heute schon zu Hause zu bleiben und die Koffer zu packen. Und nun ist noch so viel in der Firma zu erledigen, dass sie keine Zeit für die Vorbereitungen hat. „Schatz, sei so lieb und mach’ du das“, hatte sie mich gestern Abend gebeten. Also gut, wird mir nichts anderes übrig bleiben, wenn wir mehr mitnehmen wollen als die Kleider, die wir am Leib tragen. Dabei mag ich diese Tätigkeit genauso gern wie das Entwirren verknoteter Weihnachtslichtergirlanden oder das Putzen des 108-teiligen Silberbestecks. Egal, einer muss es ja machen! Papa wird’s schon richten ...
    Zunächst hole ich vom Speicher zwei Koffer - einen für die Kinder, einen für uns. Das müsste reichen, schließlich fahren wir ja an den Strand und nicht zum Skifahren. Und was braucht man da schon mehr als ein paar Badehosen und T-Shirts? O. k., ein paar weitere Kleidungsstücke wären vielleicht dann doch von Vorteil. Ich baue mir eine Checkliste.
    Reisecheckliste
MN
C
P
R
Hosen/Röcke
Hemden/Blusen
Pullover/Sweat-Shirts
Unterhosen
Unterhemden (BHs)
T-Shirts
Strümpfe
Kleider
Badehosen/Badeanzüge
Schlafanzüge
Gürtel/Hosenträger
Schuhe
Badeschuhe
Haarbürste & Kamm
Zahnbürsten
Haarschmuck
---

---
Haarspray
Haarschaum
Deo
Après Sun
Sonnenschutzcreme
Shampoo
Seife
Zahncreme
Sagrotan
    Erst jetzt, da ich mit der Liste fertig bin, wird mir bewusst: Da sind ja doch Dutzende von Sachen zusammenzutragen, mal ganz abgesehen von anderen Dingen, die mitmüssen, wie Urlaubslektüre, Taschenlampe, Spiele .
    Dennoch: Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Liste systematisch abzuarbeiten. Ich werde mit unseren Sachen anfangen. Paul und Rebecca bitte ich, derweil ihre Spielsachen zu richten.
    Ich lege unseren Koffer auf das Ehebett und befülle ihn allmählich. Glücklicherweise geht das doch schneller als zunächst befürchtet. Wie üblich bei Tätigkeiten, die ich konzentriert ausführen möchte, werde ich unterbrochen. Diesmal von Rebecca: „Der Paul hat Rotzschleuder zu mir gesagt!“ „Geh’ zu ihm und sag’, dass er das nicht darf. Wenn er dich weiter ärgert, dann verbringt er seine Ferien hier und nicht in der Türkei.“ Sie dampft ab und eine halbe Minute später steht Paul vor mir. „Wenn mich dieses Müllkind dauernd reizt, dann muss ich mich doch verteidigen. Die doofe Gummiglatze soll doch daheim bleiben.“ „Jetzt hör’ mir mal ganz gut zu: Niemand in diesem Haus ist ein Müllkind oder eine Gummiglatze. Wenn du nicht aufhörst, ständig Schimpfwörter zu benutzen, muss ich dir den Mund wohl mal mit Seife waschen, damit er sauber wird. Und jetzt: Ab!
    Sonst könnt ihr wirklich vergessen, dass wir in den Urlaub fahren. Packt endlich eure Spielsachen zusammen!“
    Als ich den Elternkoffer so weit fertig habe, gehe ich in Rebeccas Zimmer. „So, Schatz, wo sind denn die Spielsachen, die du mitnehmen möchtest?“ Rebecca weist auf eine Ecke: „Alles, was da drüben liegt.“ „Das kann nicht dein Ernst sein?“ Außer dem Puppen-Kinderwagen, dem Puppen-Maxi-Cosi und der Puppen-Badewanne hat sie noch ihr Playmobil-Zirkuszelt samt 3000 Figuren, sieben Bilderbücher im DIN A4-Format, haufenweise Puppenkleider und natürlich ihre fünf Lieblingspuppen zurechtgelegt. „Prinzessin, wir fahren nicht

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