Das bisschen Haushalt
Check-in-Schalter zermürbt nicht nur die Wartenden, sondern auch die Damen am Schalter. Vier nebeneinanderliegende Plätze gibt es nicht mehr. So müssen wir getrennt sitzen, wenigstens hat sie jeweils zwei Sitze zusammen, sodass jedes Kind neben einem Elternteil sitzen kann.
Nachdem die Koffer abgegeben und wir stolze Besitzer von vier Bordkarten sind, bummeln wir erleichtert Richtung Sicherheitskontrolle. Im Warten geübt, stehen wir nur knappe zwanzig Minuten an, bis wir uns und unser Handgepäck durchleuchten lassen können. Dafür hat der Sicherheitskontrolleur eine kleine Überraschung für mich parat: „Kommen Sie bitte mal mit!“ Sehe ich aus wie ein Terrorist? Zeichnet sich unter meinem Hemd eine selbstgebaute Bombe ab? „Wieso das denn?“, will ich wissen. „Wir haben unsere Gründe“, erklärt er einsilbig. Also: Schuhe ausziehen und Gürtel entfernen. Dann muss ich auf Strümpfen erneut durch den Metalldetektor schreiten. „Sie können sich wieder anziehen!“ Gott sei Dank - ich hatte schon erwartet, dass ich auch noch aufgefordert werde, mich komplett frei zu machen. Carola und die Kinder haben die Situation mit größter Heiterkeit verfolgt. Ha, ha - wie witzig.
Die Passkontrolle absolvieren wir problemlos, erstehen im Duty-Free-Shop noch eine megagroße Schokolade und ein Parfum für Carola und suchen dann den Wartebereich unseres Gates auf. Dort erfahren wir, dass sich unser Abflug um wenige Minuten verspäten wird. Damit lässt sich leben, denke ich mir und klappe entspannt die Zeitung auf. Jetzt müsste aber doch allmählich mal der Aufruf zum Boarding kommen? Tut er aber nicht. Stattdessen ertönt eine Durchsage, in der uns mitgeteilt wird, dass wir eine halbe Stunde später starten werden. O. k., auch das kann man noch akzeptieren.
Als vierzig Minuten vergangen sind, haucht eine Stimme: „Wir bitten um Ihr Verständnis, der Abflug verzögert sich um weitere dreißig Minuten.“ Nein, dieses Verständnis habe ich nicht. Ich stehe doch nicht mitten in der Nacht auf, um dann mit einem Haufen quiekender Babys, hyperaktiver Kinder und genervter Erwachsenen in einem stickigen Saal zu hocken. Carola kann mich mit Mühe davon abhalten, dem Bodenpersonal meine Meinung zu geigen.
Endlich dann der Aufruf, getrennt nach Sitzreihen einzusteigen. Natürlich hält sich kein Schwein daran und es dauert ewig, bis alle eingestiegen sind. Irgendwann erreichen auch Paul und ich unsere Plätze in Reihe 23, leider nur im Mittelteil, also nicht am Fenster. Und wer sitzt direkt rechts von uns? Das kann doch nicht wahr sein! Der Gepäckwagenschubser und sein Vater!
Bis zum Verlassen des Flugzeugs ist mein Blick stur nach links gerichtet. Eingequetscht in einen dieser viel zu kleinen Sitze versuche ich, etwas Schlaf zu finden, was mir allerdings nicht gelingt, weil Paul hellwach ist und mich ständig auffordert, Quartett mit ihm zu spielen. „Paul, ich habe jetzt echt keine Lust mehr“, verkünde ich nach der siebten Partie. „Beschäftige dich doch mal allein!“ „Wenn ich meinen Nintendo hätte mitnehmen dürfen, wäre das auch kein Problem. Aber das wolltest du ja nicht“, kommt es altklug zurück. Also spielen wir weiter, bis das Essen kommt. Da es inzwischen 11:00 Uhr ist, wird ein Mittagessen serviert. Obwohl mein Magen knurrt, bringe ich nichts runter. Die Pampe vor mir riecht nach Plastik, sieht aus wie Plastik und schmeckt auch so, obwohl es irgendwas mit Hühnchen sein soll. Ich mache ein Foto mit meiner Digitalkamera und werde es an www.airlinemeals.net schicken - die sammeln nichts anderes als Bilder von Flugzeugessen. Das hier ist was für die Kategorie „Worst Meals“.
Nach dreieinhalb Stunden taucht die türkische Riviera vor uns auf - zumindest erklärt das der Purser, wir können ja nichts sehen. Nach einer holprigen Landung, einer Viertelstunde, die unser Airbus auf dem Rollfeld wartet und einem geheuchelten: „... haben wir es sehr genossen, Sie heute an Bord haben zu dürfen“, betreten wir den Flughafen von Antalya. Bei der Passkontrolle treffen wir auf unsere Mädels, sodass die Familie wieder komplett ist. Carola und Rebecca haben fast den gesamten Flug verschlafen, weshalb sie nun wesentlich ausgeruhter sind als wir.
So mühsam und nervenaufreibend es beim Abflug in Frankfurt war, so effizient und reibungslos funktioniert es jetzt in der Türkei. Komplikationslos kommen wir durch die Kontrollen, erhalten nach wenigen Minuten unsere Koffer, erblicken gleich die für uns
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