Das bisschen Haushalt
jedoch auch mit ihren beiden Freunden Vinzenz und Noah ihr Wiegenfest feiern wollte, mussten wir uns noch ein kleines Event einfallen lassen. So haben wir uns für den Klassiker entschieden: Kinobesuch mit anschließender Einkehr bei McDonald’s. Um 14:00 Uhr lade ich Paul und Rebecca ins Auto. Wir fahren zuerst zu Vinzenz. Er und seine Mutter warten bereits voller Vorfreude auf der Straße, als wir vorfahren. Allerdings weiß ich nicht recht, ob sie verstan-den haben, was wir vorhaben, denn neben ihnen steht ein prall gefüllter Kinderrucksack, eine Plastiktüte - ebenfalls reichlich dick - sowie ein Turnbeutel.
„Hallo Regina, alles klar?“, begrüße ich Vinzenz’ Mama mit einem leicht fragenden Ton und Blick auf die Expeditionsausrüstung. „Ja, sicher. Der Vinzenz freut sich ja schon so sehr. Schau mal hier - im Rucksack habe ich meinem Kleinen eine Vesper eingepackt - Vollkornbrot mit Grünkern-Gemüseaufstrich und eine Thermoskanne mit Früchtetee.“ „Aha!“ „Und hier in der Tüte ist Ersatzkleidung. Man weiß ja nie, was passiert“, meint Regina mit einem Augenzwinkern. „So, so. Und was befindet sich denn im Turnbeutel?“, will ich wissen. „Da sind Vinzenz’ Lieblingskuscheltiere drinnen. Sein Affe, seine Giraffe und der Kuschelbär Ludwig.“ „Gut. Dann muss ich wohl noch eine weitere Kinokarte lösen.“
Bei Noah angelangt, begrüßt uns seine Mutter mit den Worten: „Grüß’ dich, Martin-Niels. Der Noah ist gerade noch mal auf Toilette. Was ich vergessen hatte, dir vorher zu sagen: Noah ist ein Kotzkind.“ „Aha!“ Noahs Mutter warnt mich; ihr Sohn fahre nicht gern Auto und - leider, leider - werde ihm dabei oft übel. Wenn er vorn säße, bräuchten wir uns aber keine Gedanken machen. Zur Sicherheit gäbe sie ihm eine Tupperschüssel mit, in die er sich bei Bedarf erleichtern könne. Er sei sehr zielsicher. „Aha!“
Ich stelle also Noahs Kindersitz auf den Beifahrerplatz und schnalle ihn an. Er sieht so blass aus. Na ja, mal sehen, wann er sich das erste Mal übergibt. Ob wir es bis zur Ortsausfahrt schaffen? Während ich mir durch den Kopf gehen lasse, wo es entlang der Strecke mögliche Haltepunkte für eventuelle Kotzstopps geben könnte, ereifern sich Paul, Rebecca und Vinzenz auf der Rückbank in einer lebhaften Diskussion darüber, welches Auto sie später einmal fahren wollen. Paul meint, dass ein Lamborghini definitiv das Coolste wäre und er sofort nach Er-halt des Führerscheins ein solches Gefährt von seinen Eltern geschenkt bekäme. Rebecca besteht darauf, dass ein Porsche mit Abstand das beste Auto sei und sie gern einen in Pink hätte. Vinzenz hingegen will später auf jeden Fall mal einen Monstertruck fahren. Nur Noah ist schweigsam. Immerhin hat er noch keine Anstalten gemacht, seine Tupperschüssel zu benutzen.
Ich gebe mir sehr viel Mühe und fahre besonders ruhig und zurückhaltend. Auf diese Weise gelingt es mir, ohne übelkeitsbedingter Zwischenfälle das Parkhaus des Kinos zu erreichen. Dort meint Vinzenz, ich könne die Tasche mit den Kuscheltieren ruhig im Auto lassen - er brauche sie nicht, nur seine Mutter sei immer so besorgt.
Wir gehen zur Kasse. Als wir an der Reihe sind, ziehe ich mein zu Hause ausgedrucktes Bestätigungsprotokoll hervor. Wie bequem: Über das Internet Kinokarten buchen, Plätze reservieren und dann nur noch abholen. Theoretisch zumindest. „Ich kann Ihre Reservierung nicht im Computer finden“, meint der freundliche Herr in seinem kioskähnlichen Kartenschalter. „Aber sehen Sie doch hier, meine Bestätigung.“ „Ja, ja, das sehe ich schon. Aber irgendwie habe ich das nicht im System drinnen.“ „Gut, dann geben Sie mir halt einfach andere Plätze.“ „Das würde ich gern, kann ich aber nicht, die Vorstellung ist restlos ausgebucht.“ „Das kann doch jetzt nicht Ihr Ernst sein, oder?“ „Ich befürchte schon.“
„Kinder, wir schauen uns doch nicht die ,Wilden Kerle‘ an, das mit der Internetreservierung hat leider nicht geklappt. Lasst uns mal gucken, was sonst noch läuft.“ „Oh Papa, du bist soo-oo gemein. Wir haben uns total auf den Film gefreut. Das ist ja obermies“, entrüstet sich Paul. Rebecca und Vinzenz stimmen Paul vehement bei, nur Noah hält sich zurück. Er scheint noch damit beschäftigt zu sein, sich daran zu gewöhnen, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
„Ja, das glaube ich dir, aber ich kann doch auch nix dafür. Wir können das jetzt nicht ändern. Wir können entweder
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