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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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»Weißt du, was das ist?«
    Die Angestellte starrte wie hypnotisiert auf den flatternden Geldschein. »Äh – ein Hunderter?«
    »Nee, deine Mittagspause. Ich übernehme die nächste halbe Stunde.«
    »D-das g-geht nicht«, stammelte die junge Frau, ohne den Geldschein aus den Augen zu lassen.
    »Und wie das geht, Süße.« Walburga umrundete den Tresen und steckte ihr den Schein ins Dekolleté. »Viel Spaß. Ich hätte jedenfalls eine Menge Spaß mit einem Hunni.«
    Unsicher sah die Angestellte sich um. »Aber nur eine halbe Stunde. Und gehen Sie bitte nicht an den Computer. Das Programm ist ziemlich kompliziert.«
    »Pass mal auf, Zuckerhase«, dröhnte Walburga, während sie das Namensschild vom Dirndl der jungen Frau ablöste und es sich selbst anheftete. »Ich habe meine eigene Hardware.Und jetzt mach die Biege, bevor ich es mir anders überlege.«
    Erschrocken huschte die Rezeptionistin davon. In diesem Augenblick ging eine der Lifttüren auf, und Wolfgang kam heraus. Er trug eine Jeans und ein enges weißes T-Shirt, das seinen muskelbepackten Oberkörper betonte. Suchend schaute er sich um.
    Nikis Herzschlag setzte aus. Tief duckte sie sich in die Couch. Wolfgang sah müde aus. Und sehr, sehr böse. Er musste die ganze Nacht durchgefahren sein. Sein Gesicht war vor Ärger gerötet, seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Mit schnellen Schritten näherte er sich der Rezeption.
    »Wo ist meine Frau?«, rief er. »Auf ihrem Zimmer war sie nicht. Ich will sie auf der Stelle mitnehmen.«
    Walburga fixierte ihn mit einem Blick, mit dem man Besteck hätte verbiegen können. »Jetzt mal langsam und von vorn. Alter? Gewicht? Vorerkrankungen? Name?«
    Ihre Parodie auf den Sound von Doktor Mannheimer war perfekt. Irritiert betrachtete Wolfgang das weißlila verpackte Fleischpaket hinter dem Tresen.
    »Michels, Annika Michels«, schnaubte er.
    Walburga lächelte honigsüß. »Glückwunsch zur erfolgreichen Geschlechtsumwandlung. Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    Wolfgang explodierte fast. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Meine geistig umnachtete Frau ist hier abgestiegen! Sie muss dringend nach Hause. Und Sie werden mir sofort sagen, wo ich sie finde. Sonst …«
    Das letzte Wort blieb in der Luft hängen wie ein geöffnetes Klappmesser.
    Niki spürte eine kalte Hand an ihrem Herzen. Würde er Walburga etwas antun? Wolfgang war noch nie handgreiflich geworden. Doch sie sah sogar von weitem, wie sich die Muskeln unter seinem T-Shirt anspannten.
    »Haben wir’s jetzt hinter uns, Sie verbizepster Primat?«, fragte Walburga gefährlich leise. »Sie reißen sich jetzt besser zusammen. Sonst färbe ich den Fußboden mit dem Grau Ihrer Gehirnmasse.«
    Eine Sekunde lang verschlug es Wolfgang die Sprache. Dann ließ er seine Faust auf den Tresen sausen. »Unverschämtheit! So was wie Sie müsste man rausschmeißen! Ist ja sowieso ein Witz, dass eine fette Person wie Sie in einer Diätklinik arbeitet!«
    Walburga tippte betont gelangweilt auf der Tastatur des Computers herum. »Jede Dummheit braucht einen Deppen, der sie ausspricht. Übrigens, ich sehe gerade: Ihre Frau ist heute Morgen abgereist.«
    Wolfgang trat einen Schritt zurück. »Abgereist? Das kann nicht sein!«
    Jetzt mischte sich Tamara ein, die etwas abseits auf ihren Auftritt gewartet hatte. »Verzeihung, sprechen Sie von Frau Michels? Ich habe gesehen, wie sie heute morgen in ein Taxi gestiegen ist. Schade. Es hat ihr wohl nicht gefallen bei uns.«
    Auch Alexis schlenderte wie zufällig heran. »Frau Michels, natürlich! Beim Frühstück hat sie sich noch von mir verabschiedet. Sie war sehr in Eile. Ich glaube, sie wollte denZug um elf erwischen. So eine nette Frau. Ich werde sie vermissen.«
    Das war gut. Das war fantastisch! Niki wollte gerade aufatmen, als Leo die Lobby betrat. Er sah etwas durcheinander aus. Dann entdeckte er Niki hinter der Säule.
    »Da bist du ja!«, rief er erfreut.
    Ach, du Elend. Wenn Wolfgang jetzt auf sie aufmerksam wurde, war die Vorstellung vorbei, und es würde eine fürchterliche Szene geben. Das musste sie verhindern! Aber wie? Mit schweißnassen Händen winkte sie Leo heran und legte einen Zeigefinger auf den Mund.
    Er setzte sich ächzend zu ihr. »Was war denn los, Ni…«
    Weiter kam er nicht. Niki griff zum äußersten Mittel, um ihn zum Schweigen zu bringen: Todesmutig zog sie seinen Kopf zu sich heran und versiegelte seine Lippen mit einem Kuss. Sie spürte, wie Leo erstarrte.
    »Ich erklär’s dir später«,

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