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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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den gefürchteten Medizinmann zu provozieren.
    »Frau Maletzke, ich verbitte mir diesen Ton!«, blaffte er sie an.
    »Och, war doch nur Spaß«, flötete Walburga. Sie bedachte ihn mit einem gekonnten Schlafzimmerblick. »Sind Sie etwa eifersüchtig, weil ich lieber zu Frau Doktor König gehe?«
    Niki sah erstaunt zwischen den beiden hin und her. Da lief was. Sie wusste nur noch nicht genau, was eigentlich.
    »Frau Doktor König ist eine hervorragende Ärztin«, erwiderte Doktor Mannheimer, aber man sah ihm an, dass ihm diese Äußerung eine gewisse Selbstkontrolle abverlangte. »Relevant ist nur, dass Sie die Regeln der Kur respektieren!«
    Walburga warf aufreizend ihren Kopf in den Nacken. »Was sonst? Ich drücke hier ziemlich viel ab, wäre doch schade um die schweißtreibend verdienten Mäuse.«
    Knisterte die Luft, oder brannte sie schon? Niki war fasziniert. Walburga und der Doc, das war reines Dynamit. Fehlte nur noch das Streichholz an der Zündschnur.
    »Ich hoffe, Sie haben mein Vertrauen verdient«, grummelte Doktor Mannheimer, dann drehte er sich um und trat den Rückzug an.
    »Hat was, der Typ«, sagte Walburga lächelnd. »Auch wenn er sich in einem ziemlich ungenießbaren Zustand befindet.«
    Leo hatte die kleine Szene amüsiert beobachtet. »Ich glaube, unsere gute Walburga ist die Einzige, die Doktor Mannheimer Paroli bietet.« Er beugte sich zu Niki vor. »Also, wie ist es nun mit einem kleinen Spaziergang?«
    Sie überlegte kurz. Eigentlich wollte sie aufs Zimmergehen und ihre Lieblingssoap anschauen. Aber ein bisschen Bewegung, warum nicht?
    »Um eins an der Rezeption«, schlug sie vor.
    Leo lächelte. »Ich werde da sein. Sie erkennen mich an der roten Rose im Knopfloch. Und an den hautengen Radlerhosen. Schließlich möchte ich Ihnen einen ansprechenden Anblick bieten.«
    Baggerte da jemand? Niki staunte. Wie ereignislos ihr Leben bisher gewesen war. Männerlos, um genau zu sein. Und jetzt hatte sie schon im Handumdrehen einen zärtlichen Guru und einen Galan, der sie zum Spaziergang einlud. Allerhand.
     
    Als Niki um eins die Lobby betrat, wartete Leo bereits auf sie. Er hatte sich auffallend elegant gekleidet. Über einer vanillegelben Baumwollhose trug er ein karamellfarbenes Jackett. Das himmelblaue Hemd zierte eine weißblau gepunktete Fliege, seine Füße steckten in braunen Lederslippern.
    Niki fühlte sich neben ihm wie ein Mauerblümchen in ihrer schwarzen Umstandshose und der kittelartigen roten Bluse. Ihre grauen Gesundheitsschuhe waren sowieso ein modischer Super-Gau. Sie brauchte dringend was Anständiges anzuziehen. Gleich heute Nachmittag würde sie Tamara und Alexis fragen. Die wussten bestimmt, wo XXL-Brum mer in Zürich shoppen gingen. Nur dass Niki leider das nötige Kleingeld fehlte.
    Leo führte sie in den Park der Klinik. Geharkte Kieswegeführten durch blühende Rosenbeete, weißgestrichene Bänke unter uralten Bäumen luden zum Ausruhen ein. Hell schien die Sonne durch das Laub und malte zitternde Lichtkringel auf die Spazierwege. Die Vögel zwitscherten so laut, als würden sie dafür bezahlt.
    Niki holte tief Luft. Wie gut das tat. Sie ging nie spazieren, nur einkaufen. Morgens zum Bäcker, nachmittags in den Supermarkt. Das war’s. Aber meistens nahm sie das Auto. Warum war sie nie auf die Idee gekommen, einfach mal Mutter Natur aufzusuchen?
    »Danke, dass Sie mich entführt haben«, sagte sie.
    Leo blieb stehen. Schon nach den wenigen Metern war er außer Atem. Er zog ein blauweiß kariertes Stofftaschentuch hervor und betupfte sich damit die feuchte Stirn.
    »Ist mir eine Ehre«, erwiderte er.
    Schweigend gingen sie weiter. Niki verlangsamte ihr Tempo, denn Leo hatte zu keuchen begonnen. Vier Zentner Körpermasse leisteten Schwerstarbeit.
    »Wie halten Sie das eigentlich aus, Herr Holst?«, platzte Niki heraus. »Ich meine, es ist schön hier, aber gleich mehrere Monate?«
    Wieder blieb Leo stehen. »Ach, sagen Sie doch Leo. Angesichts unserer kleinen Solidargemeinschaft sollten wir uns nicht mit Förmlichkeiten aufhalten.«
    »Okay – Leo. Also, wie können Sie – äh, kannst du nur wochenlang hier abhängen, weit weg von der Familie?«
    Er hob die Hände. »Tja, wie? Ich komme jedes Jahr hierher. Es ist fast so etwas wie ein zweites Zuhause. Ich magdie Leute. Und ich freue mich, dass ich dich getroffen habe.«
    Niki starrte auf ihre unterirdisch hässlichen Schuhe. »Wieso das denn?«
    »Nun, wie ich bereits andeutete: Du bist eine bemerkenswerte Frau«,

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