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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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in der Klinik arbeiten einige Personen, die keine gültige Arbeitserlaubnis haben. Annegret zum Beispiel. Neuerdings auch dieser etwas zwielichtige Ricky. Von den philippinischen Küchenhilfen und den afrikanischen Putzfrauen ganz zu schweigen.«
    Alle schwiegen betreten.
    »Also gut«, lenkte der Arzt mit mühsam unterdrücktem Zorn ein. »Setzen wir uns an den Tisch.«
    Sie gingen hoch ins Erdgeschoss. Voller Abscheu betrachtete Doktor Mannheimer die abgegessene Tafel, während er sich im Mantel auf einen Stuhl fallen ließ. Walburga holte ein Glas aus der Küche und goss ihm Rotwein ein.
    »Wohl bekomm’s! Wir haben hier übrigens nichts angerührt, ehrlich. Nur gekocht. Und, nun ja, eine Kleinigkeit gegessen.«
    »Eine Kleinigkeit.« Unter dem rechten Auge von Doktor Mannheimer zuckte es. »Nach dem Zustand der Küche zu schließen, haben Sie sich schamlos über alle Prinzipien der Kur hinweggesetzt. Ganz abgesehen davon, dass Sie nicht mal vor dem Straftatbestand des Hausfriedensbruchs zurückschrecken! Ich sollte Sie wirklich einsperren lassen.«
    »Ganz ruhig, Doc«, sagte Walburga kess. »Wenn ich Leo richtig verstanden habe, haben wir alle Interesse an einem kleinen Deal. Ach, Niki? Was ist mit dem dritten Dessert?«
    »Dem –
dritten
Dessert?« Doktor Mannheimer schüttelte sich. »Sie sollten sich schämen, alle miteinander.«
    »Das machen wir morgen früh«, sagte Niki. »Versprochen.Aber der heutige Abend ist dem leiblichen Wohl gewidmet, wenn Sie gestatten.«
    Walburga goss auch die übrigen Gläser voll und prostete dem Arzt zu. »Schnucklig haben Sie’s hier. Superhütte. Jetzt ist mir auch klar, wie Sie den ganzen Luxus finanzieren. Unangemeldete Arbeitskräfte sparen eine Menge Kohle.«
    »Sie wollen mich erpressen«, zischte Doktor Mannheimer.
    »Nee, nur ein bisschen lockern«, gurrte Walburga. »Rotwein ist gut fürs Herz. Falls Sie überhaupt eins haben.«
    Sichtlich gegen seinen Willen zeigte Doktor Mannheimer ein winziges Lächeln. »Soso. Herzlos finden Sie mich.«
    »Da, wo andere ihr Herz haben, sitzt bei Ihnen ein Eiswürfel«, grinste Walburga. »Aber vielleicht kann man ihn ja zum Schmelzen bringen.«
    Doktor Mannheimer wusste offensichtlich nicht, was er darauf antworten sollte. Vielsagend funkelte er Walburga an. Die hielt seinem Blick stand und machte einen koketten Schmollmund. Alle spürten, dass zwischen diesen beiden Hochspannung in der Luft lag.
    Schließlich erhob der Arzt sein Glas und trank, erst widerwillig, dann überrascht. »Nicht übel. Was ist das?«
    »Ein Burgunder aus der Domaine de la Romanée-Conti. Aparte Farbe, nicht wahr?« Leo drehte sein Glas hin und her. »Von den Grand-Cru-Lagen gibt es nur äußerst wenige Flaschen. Diese hier stammt aus dem Jahr neunzehnhundertvierundsechzig, ein großes Jahr, wie Sie möglicherweise wissen. Volles Bouquet, edle Holznote, eine Spur Beerenaroma. Alles in allem ein Gewächs, dass dem besonderen Anlassheute durchaus angemessen ist. Oder, wie ein Dichter einmal sagte: Wenn man diesen Wein trinkt, dann ist es, als ob einem der liebe Gott in roten Samthosen die Kehle hinunterspaziert.«
    Niki liebte Leo dafür, wie er über diesen Wein sprach. Er war ein Genießer durch und durch.
    »Man hört ja, dass Sie ein echter Kenner sind, Herr Doktor«, flötete Tamara. »Einen Château Pétrus sieht man auch nicht alle Tage in einer Hotelküche.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte der Arzt, dann verhärteten sich seine Gesichtszüge. »Ach, so.
Sie
waren das.
Sie
haben meinen Wein aus der Küche gestohlen!«
    »Nicht gestohlen, nur degustiert«, gluckste Alexis.
    »Lassen wir doch die alten Geschichten ruhen«, mischte Leo sich ein. »Viel interessanter ist, wie es jetzt weitergeht.«
    Er zeigte auf Fräulein Rottenmeier, die halb ohnmächtig auf ihrem Stuhl hing.
    »Wir sollten die Sache bereinigen, wie es unter Gentlemen üblich ist. Als Erstes könnten Sie Inge-Gundula verzeihen. Es gibt keine bessere Oberkellnerin für das Vitalis, und sie ist Ihnen treu ergeben.«
    Großzügig überging er die Tatsache, dass Fräulein Rottenmeier nicht mit ihnen zusammen eingebrochen war, sondern sich auf eigene Faust Zutritt zur Villa verschafft hatte. Voller Dankbarkeit sah sie Leo an, dann schlug sie die Augen nieder, in Erwartung ihres Strafgerichts.
    »Also gut«, knurrte Doktor Mannheimer. »Inge-Gundula ist rehabilitiert. Meinetwegen kann sie im Vitalis bleiben.«
    »Danke, das werde ich Ihnen nie vergessen!« Fräulein Rottenmeier

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