Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)
mich um!«
Auch Leo ließ sich schwerfällig auf die Knie fallen. »Ich schließe mich meiner Vorrednerin an. Am besten, du heiratest uns beide!«
»Nicht ohne uns!«, rief Alexis.
Tamara riss die Arme hoch. »Ja, wir heiraten uns alle zusammen!«
Unversehens löste sich die Runde in einem einzigen Durcheinander auf. Erst lagen sich alle in den Armen, dann tanzten sie ausgelassen um den Tisch herum wie Erstklässler beim Kindergeburtstag. Walburga stellte die Musikanlage an, und ein Wiener Walzer erklang. Das Getöse war so laut, dass sie nicht hörten, wie ein schriller Schrei die Luft durchschnitt.
Leo war der Erste, der innehielt. Mit schreckgeweiteten Augen zeigte er zur Tür, die in die Eingangshalle führte.
»D-da!«
Nach und nach bemerkten auch die anderen, dass ein weiterer Gast das Haus betreten hatte. Wie ein Gespenst aus der Unterwelt stand Fräulein Rottenmeier im Türrahmen. Statt ihres Dirndls trug sie einen nachtschwarzen Mantel. Das hagere Gesicht unter dem Madonnenscheitel war leichenblass.
»Was ist hier los?«, kreischte sie.
Eine Weile war nichts zu hören außer dem Wiener Walzer. Wie vom Donner gerührt standen alle da. Am schlimmsten traf es Niki. Aus und vorbei. Diesen Fehltritt würde ihr Doc Mannheimer niemals verzeihen. Und sie konnte von Glück sagen, wenn er ihr keine Anzeige anhängte. Schwer angeschlagen taumelte sie zu ihrem Stuhl und klammerte sich an die Lehne.
Walburga hatte unterdessen die Hände in die Hüften gestemmt und fixierte Fräulein Rottenmeier. »Sagen Sie mal, Sie abgehalfterte Küchenfee, wie sind Sie eigentlich hier reingekommen?«
Fräulein Rottenmeier wurde noch etwas blasser. »Ich, ich kam ganz, äh, zu-zufällig vorbei. Dann habe ich Licht gesehen und dachte, ich schau mal nach dem Rechten.«
Sie warf einen vernichtenden Blick auf die Tafel, in deren Mitte die fast geleerte Schüssel mit Bayerischer Creme stand. »Was ja auch bitter nötig war, wie man sieht. Ich werde Herrn Doktor Mannheimer umgehend darüber informieren, welche Ungeheuerlichkeiten sich hier abspielen.«
»Ach, nee.« Walburga machte ein paar Schritte auf diegestrenge Oberkellnerin zu. »So billig kommen Sie mir nicht davon.«
Niki hielt den Atem an. Was meinte Walburga nur? Die aber baute sich herausfordernd vor der mageren Frau auf und reckte das Kinn in die Höhe.
»Erstens sieht man gar kein Licht von der Straße aus. Zweitens kommt man nur rein, wenn man den Türcode kennt. Was haben Sie hier eigentlich verloren?«
Unsicher griff sich Fräulein Rottenmeier an den Hals. »Das geht Sie gar nichts an!«
»Und wie mich das was angeht!«, schrie Walburga. »Kaum ist Doc Mannheimer verreist, kommen Sie hier reingewanzt? Was ist das für eine perverse Nummer?«
Schuldbewusst sah Fräulein Rottenmeier zu Boden. »Es ist ja nur, weil …«
»… weil Sie in ihn verknallt sind? Ist es das?«, vervollständigte Walburga den abgebrochenen Satz. »Ist doch kein Geheimnis, dass Sie ihn anhimmeln wie der Mops den Mond.«
Abgrundtiefer Hass malte sich auf Fräulein Rottenmeiers Zügen. »So schweigen Sie doch«, herrschte sie Walburga an. »Sie verstehen gar nichts. Und Herr Doktor Mannheimer wäre sicherlich erfreut, wenn er wüsste, dass ich hier ab und zu nachschaue, ob alles seine Ordnung hat. Außerdem …«
Das Aufheulen eines Motors brachte sie zum Schweigen. Kein Zweifel, direkt vor dem Haus fuhr gerade ein Wagen vor.
»Der Doc!«, schrie Alexis auf. »Hattet ihr nicht gesagt, dass er erst übermorgen zurückkommt?«
»Ach, du elender Mist«, fluchte Walburga. Durchdringend sah sie Fräulein Rottenmeier an. »Was ist – wollen Sie Ihren Chef mit heißen Küssen begrüßen, oder mit uns die Biege machen?«
»Biege machen«, kam es fast unhörbar von Fräulein Rottenmeiers schmalen Lippen.
Für Niki brach eine Welt zusammen. Dass eine Respektsperson wie Fräulein Rottenmeier heimlich Eis schleckte, konnte man ja noch durchgehen lassen. Aber dass sie noch dazu in Doc Mannheimers Villa herumschnüffelte, war ein starkes Stück. Viel wichtiger war allerdings, dass sie schleunigst verschwinden mussten.
»Okay, Sie Stalkerin, dann ab durch die Mitte«, schnaufte Walburga. »Am besten, wir verziehen uns durch die Terrassentür.«
»Das geht nicht«, rief Fräulein Rottenmeier verzweifelt. »Für die Fenster gibt es Extracodes, die habe ich nicht. In Doktor Mannheimers Büro habe ich nur die Türcodes gefunden.«
»Wir sind gefangen!«, schrie Tamara auf.
Mit einem lauten
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