Das blaue Buch - Roman
verlieren und halten und spielen und der erste Geschmack von beinah und beinah und das weichstehärtesteverlorenstenackteste Ding auf der Welt und er tanzt und schmecke den Tanz und es läuft über die Zunge und ihn aufnehmen und Lippen und ihn aufnehmen und Hände und ihn aufnehmen und nie von ihm lassen und ihn in dich aufnehmen.
Sag nichts.
Der Gedanke, ihn Liebling zu nennen.
Nichts sagen ist am besten.
Arthur öffnet die Augen. Ihr Blau ist verängstigt.
Und sie weiß nicht, was das bedeuten könnte.
Bitte nicht, dass ich ihn verletzt habe. Bitte nicht, dass er mir nicht glaubt. Bitte nicht, dass er mir nicht vertraut hat, aber mich trotzdem gelassen hat.
Bitte, ist es Liebe?
Sie will ihm sagen, dass es ihr leidtut, aber sie ist ein Feigling und sorgt sich, dass er sie fragen könnte, was ihr leidtut, also legt sie sich neben ihn, schiebt ihren Kopf vorsichtig auf seine Brust. »Können wir so liegen bleiben? Nur ein bisschen.« So kann er sie nicht ansehen.
»Natürlich.« Die Stimme wenig mitteilsam, leise und für sich.
Und sie denkt an Beverley, an die Nacht, als sie wieder anfingen, und wie er im Grau vor Sonnenaufgang aufgestanden und ins Bad gegangen war, und sie hatte gedöst, und dann hatte irgendetwas sie vollends geweckt – das elektrisierende Gefühl auf sie gerichteter Aufmerksamkeit – und sie hatte sich aufgerichtet und entdeckt, dass er sie beobachtete, mit dem Licht im Rücken im Türrahmen stand, ein neugieriger Schatten war – und er hatte gesagt: »Du fühlst dich anders an.«
»Ich bin auch anders.«
Arthur wartete, sein Kopf schien sich zu bewegen und er sich auf etwas hinter ihr zu konzentrieren.
Das macht er immer – indirekt.
Aber er sieht trotzdem.
Der abgelenkte Mann, der woanders hinschaut – der durchschaut den Trick. Diejenigen, die hinstarren und sehen wollen, die sind kein Problem – jeder Zauberer kann ihre sorgfältige Beobachtung aufnehmen und belügen, denn sie ist fest und kann bewegt, erregt, betrogen werden.
Arthur schaut weg, um die Wahrheit zu erhaschen.
»Du bist anders?«
»Ja.«
Sie schien zu spüren, wie er ihr Schweigen prüfte, dagegendrückte, doch dann nickte er, ging zu ihr, sein Körper abgekühlt. »Ich werde jetzt schlafen. Wenn du nichts dagegen hast.«
»Nein. Ich habe nichts dagegen.«
»Ich muss morgen früh aufbrechen.«
»Gut, dann … sobald du eingeschlafen bist, mache ich mich aus dem Staub …«
Und er drehte sich zur Seite, beruhigte seine Atemzüge, doch er schlief nicht – sie wusste, er lauschte, als sie ging.
ES IST VIELLEICHT albern, aber Glück kann dich erschrecken. Das große Glück, das wahre Glück – das kann zu viel sein, wie ein neues Land, das sich um dich her öffnet, fremd und weit. Natürlich liebst du es – du wärst ja wahnsinnig, wenn nicht – du tanzt darin, und es ist die beste Musik, die du je gefühlt hast – aber du kannst dich dennoch fragen, womit du so viel Glück verdient hast.
Und Schönheit: Du kannst nicht in ihrer Nähe sein, ohne dich zu verändern, und wenn du dich nun veränderst, um zu ihr zu passen, und dann geht sie wieder – dann passt du zu nichts anderem mehr richtig. Oder es kann auch so sein, als ob man die Geliebte verschwinden lässt, indem man ihren Namen ausspricht – Abrakadabra – oder als ob sie deinen Namen ausspricht und du nicht weißt, was dann passieren würde.
Es kann eine Weile dauern, sich daran zu gewöhnen.
Aber du kannst es.
Du könntest.
Du solltest.
Und dein Buch würde dich so gern glücklich sehen – das große Glück, das wahre Glück.
Darum will dein Buch mit dir spielen.
Bloß ein Spiel.
Aus Geselligkeit.
Damit du und dein Buch zusammen ein kleines Spiel spielen könnt.
In diesem Spiel könntest du – wenn du willst, du musst nicht – könntest du eine Zahl zwischen eins und neun wählen.
Normalerweise würdest du gebeten, eine Zahl zwischen eins und zehn zu wählen – das ist Standard für viele Illusionen, mit denen du hinters Licht geführt werden sollst. Statistisch gesehen würdest du am ehesten die Sieben wählen. Die meisten Menschen entscheiden sich für die Sieben – die hat eine schöne Ecke, war leicht zu malen, als man Zahlen gelernt hat, der Wert ist nicht zu gierig, aber auch nicht zu niedrig – eine Zahl von gemäßigtem, sorgenfreiem Selbstwertgefühl.
Ein Zauberer, ein Illusionist würde eher die Drei nehmen. Sie bevorzugen Dreien. Am liebsten haben sie die Kreuzdrei – fast wertlos, eine dunkle und
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