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Das blaue Buch - Roman

Das blaue Buch - Roman

Titel: Das blaue Buch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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eigenartige Karte, trägt ein Symbol wie einen Tatzenabdruck, das Zeichen eines seltsamen Tieres. Das unterscheidet sie von denen, die sie täuschen.
    Aber du kannst jede Zahl haben, irgendeine zwischen eins und neun.
    Jetzt wirst du die Sieben wahrscheinlich vermeiden.
    Musst du nicht, kannst du aber.
    Wirst du wahrscheinlich.
    Oder auch nicht.
    Wichtig ist, dass du weißt, du hast die freie Wahl.
    Also wähle eine Zahl.
    Wenn du möchtest.
    Dein Buch kann warten.
    Es würde sich freuen, wenn du wählst.
    Und wenn du gewählt hast – falls du gewählt hast – würde es deine Zahl gern mit drei multiplizieren.
    Und das Ergebnis notieren.
    Und dann drei addieren.
    Und das Ergebnis notieren.
    Und dieses Ergebnis – warum nicht? – kannst du noch einmal mit drei multiplizieren – mit der Zahl der Zauberer – so hast du dreimal die Drei.
    Bringt Glück.
    So etwas gibt es nicht, aber wenn es könnte, würde dein Buch dir ein glückliches Schicksal versprechen – es gab schon Bücher, die solche Versprechen gegeben haben. Dein Buch könnte gesagt haben, dass du vor jedem Übel bewahrt werden könntest und dass dir nie etwas anderes als Zärtlichkeit zuteilwerden soll.
    Das müsste möglich sein, und in einem Buch ist überhaupt alles möglich: Wenn man erst mal richtig in einer Geschichte drinsteckt, kann man alles Mögliche überzeugend finden.
    Aber dein Buch wird dir nur etwas Ehrliches bieten – die Zahl der Zauberer. Die Zahl, die Berühr mich oder Verlust bedeuten kann. 3 .
    Die Zahl der Zauberer hat deinen ersten Gedanken in etwas anderes verwandelt, und dann noch einmal und noch einmal.
    Sie hat dein Denken verändert, und was dein Denken verändert, kann auch dich verändern, deine Welt.
    Wenn du dich entscheidest, mitzuspielen.
    Bloß ein Spiel.
    Indem du deine Zahl mit drei malnimmst, drei addierst, dann wieder mit drei malnimmst und das Endergebnis aufschreibst.
    Das ist alles.
    Dein Buch – denn es will dich nie anlügen – wird dir dies erzählen.
    Oder du könntest dir eine der Bedeutungen der Codes aussuchen, die dich am meisten angesprochen hat.
    Oder du könntest beides wählen und dazu noch das Glück.
    Warum nicht – du verdienst es.
    Oder unser Spiel heute Abend könnte eine Art der Manipulation gewesen sein, und Manipulation ist zwar meistens unrecht, aber nicht immer – nicht wenn sie dich glücklich oder zufrieden machen kann, oder dich vorm Alleinsein bewahren.
    Manchmal ist es schwer zu sagen, was richtig und was falsch ist.
    Aber weil dein Buch dich nicht hinters Licht führen will, wird es dir nicht erzählen, dass es dich kennt, dass es in dein Denken schlüpfen kann, dass es still in deinem Leben gesessen und dich beobachtet hat, bei dir gewesen ist, schon so viele Seiten in deinem Kopf verbracht hat, mit eingerollter Stimme, mit seinem Gewicht auf deinen Fingern, an dir arbeitend. Es wird nicht sagen, dass es deine Wahl schon vorhergesagt hat, bevor ihr euch zum ersten Mal begegnet seid.
    Es wird dich nicht täuschen.

DEREK SITZT IM Bademantel auf dem Bett, als Beth hereinschlüpft. Er ist vollkommen wach und wachsam.
    Scheiße. Sag was.
    »Hallo.«
    Mehr als das.
    »Du siehst besser aus.«
    »Ich weiß.« Derek nickt, als würde er ein Zeugnis aushändigen oder irgendein schwieriges, aber erledigtes Projekt einreichen: Hier ist seine Gesundheit, gegenwärtig und so gut wie perfekt, alles in ordentlichen Kästchen, sauber präsentiert.
    Wenn ich es ihm jetzt nicht erzähle, weiß ich nicht, wann sonst.
    An Land.
    Aber das Land ist zu weit weg.
    »Richtig gesund, Derek … gut gemacht.«
    Gut gemacht?
    Gut gemacht, und übrigens, ich lag bei – klingt biblisch – lag bei einem anderen Mann – Gott, davon kriege ich Kopfschmerzen – habe geschlafen mit – habe versucht, mit einem anderen Mann zu schlafen – ich glaube, ich bin krank – keine freundliche Ironie, wenn auf einem Schiff voller Tattergreise ausgerechnet ich einen Schlaganfall kriegte.
    Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll – wie ich erklären soll, dass Derek mich nichts mehr angeht, ganz und gar nichts, dass mir schwindelig wird, wenn ich ihn ansehe, weil er so weit weg ist.
    Ich könnte es ja in der täglich erscheinenden Schiffszeitung vermelden lassen – GROSSE SUITE FÜR FALSCHES LIEBESSPIEL GENUTZT, FRAU AUS BILLIGERER KABINE DRÜCKT BEDAUERN AUS, SCHWEIGT ABER ÜBER GRÜNDE FÜR UNWOHLSEIN .
    Beth konzentriert sich auf den Fernsehschirm, der momentan eine Karte mit dem Reiseverlauf des Schiffs

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