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Das blaue Buch - Roman

Das blaue Buch - Roman

Titel: Das blaue Buch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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der ist nicht da, weil ich mich mit sicherer und dümmer und weniger zufriedengegeben habe. Mal wieder.
    Vertreibt einem die Zeit.
    Herrgott.
    Beth hängt das »Bitte nicht stören«-Schild an die Tür, denn Derek hat geschworen, wenn Mila noch einmal in ihre Kabine kommt, während er gerade zu schlafen versucht, wird er ihr ein Glas ins Gesicht rammen . In seinem Zustand kann er niemandem wehtun, und er ist auch kein gewalttätiger Mensch, aber er könnte eine Szene machen, sich unbedingt ein paar Beschwerden gönnen wollen.
    Mila lehnt sich auf ihren Putzwagen – ihren Luxus-Porsche-Putzwagen – der bei jeder Woge klappert und mit schönen sauberen Erfrischungstüchern beladen ist, die niemand kriegen wird, und Pfefferminzbonbons fürs Kopfkissen, die niemand lutschen wird, und Shampoo, das niemand die Kraft haben wird zu benutzen. »Er braucht trockenes Essen. Wie Toast. Wie Kekse – so wie man Kekse im Rettungsboot hat. Wenn wir Rettungsübung machen, es gibt nur Kekse und Wasser im Boot, und sie sagen, jemand gibt einem zwei Pillen, wenn man einsteigt – ich muss nicht übergeben, aber ich würde auch zwei Pillen kriegen, weil man in den kleinen Booten übergibt, und wenn dann alle sehen, wie man übergibt, müssen sie auch übergeben – mehr als dreißig Leute in einem kleinen Boot, die alle übergeben, das wäre so schrecklich.« Mila ist zweifellos auch für Derek hörbar, und Beth versucht nicht im Entferntesten, sie weiter den Korridor entlangzuschieben. »Ich kann trockene Kekse holen und sie ihm geben, aber nicht jetzt – wenn das Nicht-stören-Schild an der Tür hängt, können wir nicht mal klopfen, wir können gar nichts.«
    »Ich glaube, gar nichts ist genau das Richtige.«
    »Sie sind sicher?«
    »Heute Abend können wir ihm Wasser und trockene Kekse geben. Er hat die Spritze gekriegt, und ich glaube, er schläft.«
    Er schläft nicht – er liegt platt auf dem Rücken und ist voller Gift und Galle und starrt vor sich hin, er verwandelt sich in etwas, was ich nicht lieben, nicht mögen kann.
    Ich war mal in der Lage, ihn zu mögen. Mögen ist okay.
    Mit weniger zufrieden sein. Mit anständig und zuverlässig und normal.
    Was weniger ist.
    »Wir machen dauernd Übung, üben dafür, wenn das Schiff sinkt.« Mila sagt das fröhlich, optimistisch, und es liegt auf der Hand, dass sie in einem Rettungsboot ebenso zuversichtlich wäre – ihr Ozeandampfer sinkt Richtung Heck, die Harfenistin spielt vielleicht immer noch auf dem immer schräger geneigten Deck, und Mila ist ganz zufrieden, erkundigt sich bei allen nach der Gesundheit, verteilt Kekse und vielleicht einen oder zwei ihrer Minzbonbons. »Sehen Sie das heute an, heute Morgen – der ganze Weg ist Bitte nicht stören und Bitte nicht stören und Bitte nicht stören … ich muss Bericht schreiben, warum ich nicht reingehe und sauber mache …«
    Es stimmt: Der ganze Gang hängt voller klagender Bitte-nicht-stören-Schilder, die von jedem Türknauf baumeln und auf Elend im Innern deuten. Elizabeth geht an ihnen vorbei, über den sich hebenden und senkenden Teppich, die Aussicht vor sich sackend und kippend. Sie geht durch den Abschnitt, in dem es wie Walnüsse in einer Blechdose klappert, dann durch den Teil, der jault wie ein Welpe, nur metallischer, dann durch das Stück, wo einen ständig ein leichtes Heulen umgibt, und dann steigt sie nach oben, taumelt durch die Treppenhäuser. Sie will nach draußen: nicht auf das umlaufende Deck, das immer noch von ein paar verrückten Spaziergängern heimgesucht wird, die forsch und selbstgefällig in ihrer wasserdichten Kleidung Meilen sammeln – nicht dahin, wo Arthur am Heck stand, wo der Fleck immer noch zeigt, dass er sich an die Reling gelehnt hat, ein salziger, tadelnder Umriss – sie strebt höher, so hoch sie kann, bis das Schiff zu Ende ist.
    Scheiß-Arthur – der mehr ist und nicht weniger – zu viel und unmoralisch und unzuverlässig und unnormal, und zu Anfang habe ich ihn gar nicht geliebt. Das hat er mir angetan – glaube ich – er hat es passieren lassen – glaube ich – oder ich – oder wir beide. Wir haben beide etwas im anderen gesehen, etwas Schlimmes, und dann sind wir ihm nachgejagt, und es ist nicht weggelaufen.
    Liegen und lügen – als ich nach der Party allein im Bett lag – nach jenem ersten Abend. Und ich hatte diese gläserne Abscheulichkeit zerbrochen, was ich sowieso wollte, aber ich wusste, ich hatte es getan, damit ich es ihm später erzählen konnte – was

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