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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Vollmacht für das Kopfgeld.« Sie lächelte kurz, zufrieden wie eine Katze. »Jegliche Einmischung in diese Amtshandlung wird mit der Einberufung zum Militär bestraft.«
    Das hielt die Fischer in Schach. Vielleicht hätten sie das Gefängnis riskiert, um mir zu helfen, aber keiner wollte für den Herzog kämpfen. Die Menge, die sich angesammelt hatte, löste sich murrend auf.
    »Du hast uns bei der Jagd ganz schön auf Trab gehalten«, sagte die Greiferin.
    »Wer bist du?«, fragte ich und schüttelte mich, als ein Soldat mir die Hände mit einem Strick zusammenband. Aylin und Danello lagen leise stöhnend auf der Straße.
    »Meist nennt man mich Vyand.« Sie trat vor und hielt mir das Kopfgeldposter vors Gesicht. »Sehr ähnlich, bis auf die Haare. Das war gerissen.« Vyand grinste den Hünen an. »Sieh dir das an, Stewwing, zwei Löser für die Arbeit für einen. Nicht übel.«
    »Lass sie laufen!«
    Vyand stand gerade außerhalb des Bereichs, in dem ich sie hätte treten können. »Merlaina Oskov«, sagte sie und benutzte den Namen, den ich so vielen genannt hatte, die mich jetzt fangen wollten. »Auf Befehl des Herzogs Veraad verhafte ich dich wegen Mordes an dem Erhabenen Duis Steek.«
    Sie beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Aber wir beide wissen, dass er dich nicht wirklich aus dem Grund haben will.«
    Stricke banden meine Handgelenke zusammen, genau wie die Talis. Vyand warf uns in einen Gefangenenwagen, der im Hinterhof der Heilergilde wartete. Wie ich sah, verhinderten hohe steinerne Mauern und zusätzliche schmiedeeiserne Tore jegliche Möglichkeit zur Flucht.
    Das Tor zum Hof öffnete sich und Vyand trat ein, gefolgt von vier bewaffneten Männern. Tali rutschte näher zu mir und packte meine Hand.
    »Hört genau zu!«, rief Vyand und ging zu uns. »Ihr seid extrem unerfreulich gewesen. Wenn ihr mir weiteren Ärger macht, verbringt ihr die Nächte in einer Kiste unter Deck, wo es heiß ist. Benehmt euch, und ihr dürft in einer Kiste auf Deck schlafen, wo es kühl ist.«
    Sie hob die Hand. »Aufsitzen!«
    Der Schinderkarren legte sich auf eine Seite, als Männer auf die Fahrerbank kletterten. Sekunden später fuhr der Karren an und rollte auf die Große Kanalstraße. Ich runzelte die Stirn. Vyand wollte uns offenbar auf den Straßen zur Schau stellen, als wolle sie beweisen, das Geveg erledigt war.
    Baseeri sammelten sich scharenweise und gafften, als der Karren vorbeifuhr. Noch nie zuvor war ich ausgebuht worden. Angebrüllt, angespuckt, geschlagen - ja. Aber nicht ausgebuht.
    »Abschaum!«
    »Mörderinnen!«
    »Ich wette, ich habe etliche dieser Menschen geheilt«, meinte Tali und wich einer verfaulten Orange aus.
    »Tali. Darüber wollte ich mit dir sprechen. Was hast du getan, als Vyand uns geblitzt hat?«
    »Nichts.«
    »Irgendwas musst du getan haben! Der Blitz hat dich nicht verletzt.«
    »Es hat ein bisschen gebrannt. Das war alles. Denkst du, ich bin immun wie du?«
    »Früher warst du das nicht.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe versucht, dich wegzubringen. Ich habe an nichts anderes gedacht, als dich von dort wegzuziehen.«
    »Warte mal ... ziehen. « Sie hatte mich berührt. Ich schloss die Augen und sah uns da stehen. Ich hatte etwas gespürt, unmittelbar bevor Vyand uns geblitzt hatte. Ein Kribbeln, als würde sie etwas aus mir herausziehen. Was, wenn das meine Immunität gegen Blitzen gewesen war? Hatte sie sich diese geliehen?
    »Leg deine Hände über meine«, sagte ich. »Versuche, ob du etwas in mich schiften kannst.«
    »Was? Das kann ich nicht.«
    »Versuch es!«
    Sie legte die Hände über meine und ...
    »Nichts.«
    »Ich habe diesmal auch kein Kribbeln gespürt.« Vielleicht hatte sie doch nichts getan. Vielleicht hatte ich sie gegen die Schmerzen blockiert oder der Blitz war aus einem günstigen Winkel gekommen, sodass er sie verfehlt hatte. Vielleicht hatte ich ihn gerade in dem Moment abgelenkt, als er sie traf.
    »Du hast doch einen Plan, uns von hier rauszuholen, oder?« Mit Hoffnung in den Augen schaute sie mich an. Ihr Vertrauen war rührend, aber ich war nicht sicher, ob ich so viel Vertrauen verdiente. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie wir aus einem verschlossenen Gefangenenkarren entkommen konnten. Ich konnte nicht einmal in einer Stadt fliehen, die ich so gut wie meinen eigenen Namen kannte.
    »Sie können uns in diesem Käfig nicht ewig halten. Wenn Vyand die Tür aufmacht, werde ich schiften und wir rennen los.«
    Tali runzelte die Stirn.

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